Kommentar Neuer Trainer, alles gut? Nein!

Marc Stevermüer zur Trainerlösung der Löwen

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Marc Stevermüer
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Es hat gedauert, was bei den Rhein-Neckar Löwen seit einiger Zeit aber nicht mehr verwundert. Späte Personalentscheidungen gehören mittlerweile zur Tradition des Handball-Bundesligisten, der einst für seine Weitsicht berühmt war und sich nun für 2021/2022 auf der Trainerposition mit Klaus Gärtner eine Zwischenlösung gönnt. Das riecht – bei allem Respekt und völlig unabhängig von den Qualitäten Gärtners – nach einer Übergangssaison. Wieder einmal. Seit Nikolaj Jacobsens Abschied 2019 schafft es der Club einfach nicht, für Konstanz auf dem wichtigsten Posten im sportlichen Bereich zu sorgen. Das ist alarmierend.

Ab 2022 hat dann Sebastian Hinze den Auftrag, den Verein zurück an die Spitze zu führen. Doch diese Aufgabe ist kompliziert, weil sich die über Jahre aufgebauten Probleme nicht so schnell lösen lassen. Die Diskussion um den neuen Coach muss deshalb auf zwei Ebenen geführt werden. Auf der einen geht es um das große Ganze, um die teils bedenkliche Entwicklung. Auf der anderen um den Trainer selbst.

Hinze da, alles gut? Nein!

Hinzes Qualitäten sind unumstritten. Er baute beim Bergischen HC etwas auf – und genau das wollen die Löwen auch. So wie damals mit den Ex-Trainern Gudmundur Gudmundsson und Jacobsen. Letzterer veränderte mit zwei Meisterschaften den gesamten Verein. Denn seitdem sind die Badener kein Club mehr, der etwas auf nationaler Ebene gewinnen will, sondern der etwas gewonnen hat. Und der weiterhin etwas gewinnen muss.

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Mit Hinze soll das klappen. Er gilt plötzlich als der große Hoffnungsträger, was ein wenig unfair gegenüber dem Trainer ist. Völlig unabhängig davon, dass diesem exzellenten Fachmann alles zuzutrauen ist. Aber es hat eben auch seine Gründe, dass die Löwen in den vergangenen Jahren konsequent hinter den eigenen Erwartungen blieben, womit die zweite Diskussionsebene erreicht wäre: der Verein.

Clubführung muss liefern

Bei der sportlichen Ausrichtung beging der Club viele Fehler, die sich nicht so schnell beheben lassen. Notlösungen prägten das Handeln, die Teamzusammenstellung hatte viel zu häufig etwas von Flickschusterei. Dabei heißt es doch eigentlich immer: Man muss die Alternative stets parat haben, bevor der Notfall eintritt. Bei den Löwen beherzigten sie dieses kleine Einmaleins der Kaderplanung zuletzt zu selten, weshalb die jüngste Entwicklung nicht nur die logische Konsequenz der eigenen Versäumnisse ist. Es geht um viel mehr. Nämlich um die Frage: Wo will dieser Verein eigentlich hin? Und vor allem: Wie soll was gelingen?

Die Antworten auf diese Fragen soll und muss künftig nicht in erster Linie Hinze liefern. In der Pflicht stehen nach den vergangenen drei Jahren andere: Geschäftsführerin Jennifer Kettemann und Sportchef Oliver Roggisch. Sie übernahmen einst eine intakte Meistermannschaft, die nicht von ihnen zusammengestellt wurde. Die riesigen Erfolge haben deshalb nur indirekt etwas mit ihnen zu tun. Seitdem sie aber maßgeblich für die Kaderplanung in der Verantwortung stehen, wurden die Löwen erst von den Rivalen THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt überholt und dann abhängt. Es ist nun höchste Zeit für eine Trendwende. Und wenn diese ausbleibt, sollte man künftig nicht zuerst über den Trainer sprechen.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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