Mannheim. Die Miene von Klaus Gärtner entspannte sich schon zehn Minuten vor dem Abpfiff. Locker stand der Trainer der Rhein-Neckar Löwen mit verschränkten Armen am Spielfeldrand, die Begegnung gegen TuS N-Lübbecke war zu diesem Zeitpunkt bereits gewonnen. Keine Frage: Lange Zeit hatte man den Handball-Bundesligisten nicht mehr so dominant gesehen, gegen den Aufsteiger aber ließen die Badener am Samstagabend in der SAP Arena nie einen Zweifel am Sieg zu. Bester Torschütze der Löwen war Uwe Gensheimer mit acht Treffern, für die er nur eine Halbzeit benötigte. Doch das Spiel prägte vor allem der 20-jährige Philipp Ahouansou, der sieben Tore erzielte. „Er hat seine Chance genutzt“, freute sich Trainer Gärtner, der von einem „überzeugenden Sieg“ sprach.
Bei den Löwen startete Mait Patrail neben dem gesetzten Ymir Gislason im Innenblock - und der Este bestätigte seinen Aufwärtstrend der vergangenen Wochen, nachdem er es zu Saisonbeginn wegen schlechter Trainingsleistungen schon einmal nicht in den Kader geschafft hatte. Der Routinier machte von Beginn an einen guten Job in der Abwehr, im Angriff setzten die Badener hingegen zunächst auf Bewährtes.
Spielmacher Andy Schmid passte zweimal zu Kreisläufer Jannik Kohlbacher - und schon stand es 2:0 (3.) für den zweifachen deutschen Meister. Danach trumpfte Ahouansou auf. Der Mann aus dem eigenen Nachwuchs erhielt den Vorzug vor Lukas Nilsson und rechtfertigte das in ihn gesetzte Vertrauen. Bis zum 6:4 (11.) hatte der wurfgewaltige Rechtshänder bereits drei Treffer erzielt und einen Siebenmeter herausgeholt, den Gensheimer verwandelte. Kurzum: Ahouansou war nicht zu halten. Und wenn doch, dann nur mit unfairen Mitteln: Yannick Dräger stoppte den Rückraumspieler hart und kassierte eine Zeitstrafe, die folgende Überzahl gewannen die Löwen mit 2:0 und zogen auf 10:5 (16.) davon.
Die Zahlen zum Löwen-Sieg geegen Lübbecke
Löwen: Katsigiannis, Grupe (ab 47. Minute) – Gensheimer (8/3), Kohlbacher (2), Groetzki (7) – Ahouansou (7), Schmid, Kirkeløkke (1) – Patrail, Gislason, Zacharias (5/1), Diocou (1), Knorr (2), Nilsson (n.e.), Lagergren, Horzen (2),
Lübbecke: Rezar, Wollert (bei einem Siebenmeter und ab 58. Minute) – Petreikis (2), Strosack (2), Mundus (1), Dräger, Kontrec (4), Mrakovcic (1), Spohn (9), Nissen (1), Speckmann (1), Petrovsky (2), Skroblien, Franke (2).
Zuschauer: 750.
Schiedsrichter: Grobe/Kinzel.
Strafminuten: Kohlbacher (2), Gislason (4) – Dräger (2), Kontrec (4), Franke (2).
Beste Spieler: Gensheimer, Ahouansou, Groetzki – Spohn.
Gensheimer dreht auf
Nun waren die Minuten des Kapitäns angebrochen: Gensheimer erzielte vier Treffer in Serie und hatte damit einen riesigen Anteil an einem 7:0-Lauf des deutschen Pokalsiegers von 2018. Passenderweise krönte Ahouansou die beste Phase der Löwen mit seinem Treffer zum 13:5 (20.), danach wehrte der zu Beginn sehr starke und danach nachlassende Torwart-Routinier Nikolas Katsigiannis einen Siebenmeter von Tom Skroblien (21) ab. Es wurde allerdings nichts mit dem nächsten Treffer der Badener, stattdessen beendete Benas Petreikis die knapp zehnminütige Torflaute der Lübbecker, die in der Schlussphase des ersten Durchgangs etwas besser in die Partie fanden.
Das lag allerdings auch den Löwen, die kaum noch zu klaren Torchancen kamen, sich einige Unkonzentriertheiten leisteten und den Ball zu oft zu schnell herschenkten. Gensheimer versenkte zwar auch seinen achten Wurf zum 15:8 (24.), doch Lübbecke gestaltete das Ergebnis mit einem 6:2-Lauf deutlich freundlicher für die Ostwestfalen und hatte in Ballbesitz kurz vor dem Seitenwechsel sogar noch die Chance, den Rückstand auf drei Treffer zu verkürzen. Doch der aufmerksame Patrail erkämpfte den Ball, im Gegenstoß wurde Patrick Groetzki auf die Reise geschickt und der Rechtsaußen traf zum 16:11-Pausenstand. „Wir haben es ein wenig versäumt, das Spiel vor der Pause zu entscheiden“, monierte Gärtner: „Aber ernsthaft in Gefahr geraten sind wir ja auch danach nicht. Ich bin sehr zufrieden.“
Nach dem Seitenwechsel übernahm Kronprinz Juri Knorr die Rolle von König Schmid auf der Spielmacherposition.
Ahouansou setzt Akzente
Der 18-jährige Lion Zacharias durfte zudem für Gensheimer auf Linksaußen ran. Die großen Akzente setzte aber weiterhin Ahouansou. Das 20:14 (34.) und 22:16 (37.) gingen jeweils auf sein Konto, auch die Zeitstrafe gegen Tin Kontrec holte der 20-Jährige heraus (37.). Die Löwen verwalteten ihren Vorsprung, Mitte der zweiten Halbzeit lieferte auch noch Groetzki zuverlässig seine Tore ab und hatte anschließend früher Feierabend. Für ihn kam Mamadou Diocou, der seinen fünf vergebenen Chancen in Kiel nun gegen Lübbecke zwei weitere Fehlwürfe folgen ließ. Sechs Minuten vor dem Abpfiff traf aber auch noch der Spanier, was für lauten Jubel auf der Bank sorgte. Alle hatten mit dem 21-Jährigen mitgelitten – und waren nun entsprechend erleichtert. „Es ist gut, dass Mamadou seinen letzten Wurf noch genutzt hat, sonst wäre es von der Psyche problematisch geworden“, sagte Gärtner: „Die junge Truppe, die da am Ende auf dem Feld stand, hat das gut zu Ende gespielt.“
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