Mannheim. Mit dem 35:30 (18:17)-Erfolg gegen den TVB Stuttgart im Pokal-Achtelfinale hatten die Löwen am Mittwochabend endlich mal wieder ein positives Signal gesendet, doch es waren mal wieder die Nebengeräusche, die die Schlagzeilen rund um den Mannheimer Bundesligisten bestimmten. Vor allem das Eingeständnis von Löwen-Profi Juri Knorr, der exklusiv gegenüber dieser Redaktion erklärt hatte, derzeit von einer Impfung gegen das Corona-Virus abzusehen und dafür in letzter Konsequenz auch auf die Handball-EM im Januar zu verzichten, sorgte in Handball-Deutschland für entsprechenden Gesprächsstoff.
Knorr hatte dahingehend argumentiert, dass er seit seiner Genesung momentan eher auf die regelmäßige Bestimmung seiner nach eigenen Angaben noch zahlreich vorhandenen Antikörper sowie seiner Covid-19-spezifischen T-Zellen-Antwort setzt. „Ich vertraue diesen medizinisch bestätigten Ergebnissen in Bezug auf meine natürliche Immunität über einen Zeitraum von sechs Monaten hinaus“, sagte er dieser Redaktion. Dass er bei der EM in Ungarn und der Slowakei aufgrund der dort geltenden 2G-plus-Regel nicht teilnehmen kann, ist Knorr bewusst. „Sollte ich also nominiert werden, werde ich nicht an der Europameisterschaft teilnehmen können. Ich bedaure das sehr.“
Parallelen zu Fall Kimmich?
Von einer Nominierung Knorrs wird der Deutsche Handball-Bund (DHB) nun aber ohnehin absehen, wie Sportvorstand Axel Kromer angesichts der jüngsten Entwicklung am Donnerstag klarstellte. „Juri wird bei der Kaderbekanntgabe am Dienstag nicht nominiert werden und bei der EM fehlen. Wir haben da keinen Handlungsspielraum“, sagte Kromer gegenüber dem Sport-Informations-Dienst (sid). „Die Chance, dass das Hygieneprotokoll der EHF eine Teilnahme Juris noch zulässt, geht gegen Null. Juri ist ein ausgesprochen talentierter Spieler, aber wir haben keine Panik aufgrund seines Ausfalls.“
Knorrs Haltung bewerten wollte Kromer nicht. „Wir sind aber froh, dass er das Thema kommuniziert hat und jetzt alle Bescheid wissen. Wir müssen seine Einstellung akzeptieren“, meinte der DHB-Funktionär, der allerdings durchaus Parallelen zum Fall Joshua Kimmich sah.
„Auch Juri gilt als Hoffnungsträger seines Sports. Ich hoffe, dass die Voraussetzungen sehr bald geschaffen werden, damit er sich motivieren lässt, seine Entscheidung zu überdenken. Auch Joshua Kimmich hat sich vom Sinn einer Impfung überzeugen lassen“, sagte Kromer dem sid mit Blick auf die jüngste Diskussion um den Fußball-Nationalspieler des FC Bayern München. Knorr selbst hatte eine spätere Impfung nicht ausgeschlossen, wenn seine natürliche Immunität nachlassen sollte.
Gezwungenermaßen setzen sich die Rhein-Neckar Löwen intern schon länger mit dem Thema auseinander. Als Arbeitgeber des 21-Jährigen sei der Club zur Einhaltung der vorgeschriebenen Corona-Schutzmaßnahmen verpflichtet, reagierten die Löwen am Donnerstag auf Knorrs Schritt an die Öffentlichkeit.
Löwen sehen keine Handhabe
Diese würden gewissenhaft umgesetzt, unter anderem durch ein strenges Test-Regime, welchem sich selbstverständlich auch Juri Knorr lückenlos unterordne, hieß es in einer Mitteilung der Badener. „Andererseits haben wir weder die Absicht noch die Handhabe, irgendeine(n) unserer Angestellten zu einer Corona-Schutz-Impfung zu drängen“, stellte Geschäftsführerin Jennifer Kettemann klar.
Knorr selbst machte am Mittwochabend den Eindruck, froh zu sein, das Thema vorerst vom Tisch zu haben und sich wieder ganz auf den Sport konzentrieren können. Entsprechend zufrieden war er auch mit der Qualifikation der Löwen für das Pokal-Viertelfinale. „Die jüngsten Spiele waren ja sehr ernüchternd für uns“, blickte der 21-Jährige vor allem auf die herben Liga-Nackenschläge gegen Leipzig und in Melsungen.
„Jetzt haben wir Moral gezeigt und es mit Willen gepackt. Es war schließlich nicht selbstverständlich, dass wir am Schluss nicht wieder eingeknickt sind. Deshalb war es wichtig, jetzt einfach mal gewonnen zu haben - auch wenn wir uns das Leben teilweise selbst schwer gemacht haben“, sagte Knorr zum harten Pokal-Kampf gegen die Schwaben, die bis in die Schlussphase ebenso hartnäckig mithielten, wie das Impf-Thema dem Youngster auch künftig auf den Fersen bleiben dürfte.
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