Fußball

Nur noch Trostpflaster für den SV Waldhof

Den Aufstieg musste der SV Waldhof nach dem 1:3 in Zwickau abhaken. Jetzt geht es für den Mannheimer Drittligisten vor allem darum, dass aus dem Frust kein Flächenbrand wird

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Thorsten Hof
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Fridolin Wagner (links) und Julian Riedel nach dem Abpfiff in Zwickau. Mit dem 1:3 bei den Sachsen nahm sich der SV Waldhof selbst aus dem Aufstiegsrennen. © Gora/Pix

Mannheim. Die Hoffnung stirbt bekanntermaßen zuletzt, doch nach dem 1:3 beim FSV Zwickau vom vergangenen Samstag dürfte im Lager des SV Waldhof auch dem Letzten klar geworden sein, dass es mit dem von der Clubführung offensiv ausgegebenen Ziel „Aufstieg in die 2. Liga“ in dieser Spielzeit nichts mehr wird. Entsprechend herrscht Ernüchterung am Alsenweg. Diese Redaktion beantwortet die wichtigsten Fragen zur aktuellen Situation des Mannheimer Drittligisten.

Gibt es noch eine rechnerische Möglichkeit, es zu schaffen?

Theoretisch hat der SV Waldhof mit 57 Zählern tatsächlich noch eine Chance. In den drei ausstehenden Spielen sind noch neun Punkte zu vergeben und die Plätze drei (direkter Aufstieg) und vier (Relegation) sind sechs Punkte entfernt, da der SC Freiburg II (Platz zwei, 64 Punkte) als Zweitvertretung eines Bundesligisten nicht aufsteigen darf. Die Breisgauer fallen damit aus der Rechnung. Allerdings hat der SVW auch das mit Abstand schlechteste Torverhältnis der ersten sieben Mannschaften, was faktisch einem weiteren Punkt Rückstand gleichkommt. Und dass gleich alle vier vor den Mannheimern platzierten Mannschaften nicht mehr gewinnen, ist so wahrscheinlich wie die Vorstellung, dass die Anhänger des SV Waldhof mit den Unterstützern des 1. FC Kaiserslautern eine Fan-Freundschaft ins Leben rufen.

Ist diese Erkenntnis auch in der Mannschaft angekommen?

Bereits unmittelbar nach dem 1:3 in Zwickau wurde das Saisonziel Aufstieg abmoderiert. „Vielleicht tut es uns ganz gut, wenn wir nicht mehr über den Aufstieg sprechen, sondern nur auf die nächsten Spiele schauen“, räumte Torschütze Dominik Martinovic ein. Trainer Christian Neidhart sah es ebenfalls realistisch: „Das war’s erst einmal für uns.“

Ist die Qualifikation für den DFB-Pokal noch realistisch?

Der SV Waldhof müsste nach jetzigem Tabellenstand mindestens Fünfter in der 3. Liga werden, um wie zuletzt wieder in die 1. Hauptrunde des DFB-Pokals einzuziehen, da er im Landespokal am Regionalligisten FC-Astoria Walldorf gescheitert ist. Qualifiziert sind die ersten Vier. Der SC Freiburg II (2.) wird aber auch hier nicht berücksichtigt. Dieses Szenario ist mittlerweile aber ebenso unrealistisch wie der Sprung auf den Relegationsplatz. Sollte unter den ersten Vier der Liga eine Mannschaft auch ihren Landespokal gewonnen haben, gibt es keine Nachrücker unter den Drittligisten. Vorrang haben dann immer die unterlegenen Finalisten der Landespokale.

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Worum geht es dann noch für die Mannheimer?

Die Ziele wurden zuletzt nach unten korrigiert: DFB-Pokal, die 60-Punkte-Marke knacken, vielleicht noch an die Marke aus dem Vorjahr herankommen: Unter Trainer Patrick Glöckner wurde der Waldhof in seiner bislang besten Drittliga-Saison 2022/23 Fünfter und hatte 60 Punkte auf dem Konto. Sportlich hatte der SVW sogar 64 Punkte geholt, bekam aber vier Punkte abgezogen, nachdem sich Türkgücü München abgemeldet hatte. Im Vergleich zum ursprünglichen Ziel Aufstieg sind das aber alles nur Trostpflaster. Dennoch sagt Trainer Neidhart: „Wir wollen es vernünftig zu Ende spielen.“

Wo hakt es beim SV Waldhof besonders?

Platz eins in der Heimtabelle, Platz 17 in der Auswärtstabelle - Konstanz sieht anders aus. Dazu kommen 58 (!) Gegentore - nur die vier designierten Absteiger haben mehr Gegentreffer geschluckt. Dazu kommt, dass der SVW meistens erst alles investiert, wenn er in Rückstand gerät. Führungen sind vor allem auswärts eher Gift und haben nicht selten zur Folge, dass ein Gang zurückgeschaltet wird: Schon sechsmal lag Mannheim in der Fremde vorne, fuhr dann aber doch mit leeren Händen heim. Ein trauriger Liga-Spitzenwert.

Gibt es für dieses Muster eine plausible Erklärung?

Bislang Fehlanzeige. Bei Trainer und Spielern herrschte in Zwickau Ratlosigkeit, obwohl die zuvor dreimal stark aufspielende Formation auf dem Platz stand. „Vielleicht Müdigkeit“, meinte Coach Neidhart, allerdings scheint dem SVW-Kader immer wieder auch ein Stück Gier und Sieger-Mentalität zu fehlen.

Wie ordnet die Clubführung das Scheitern ein?

Präsident Bernd Beetz, Augenzeuge in Zwickau, war auf Anfrage dieser Redaktion am Montag nicht zu erreichen und schwieg sich aus. Allerdings scheint der Clubchef und Mäzen massiv verärgert - auch vor dem Hintergrund der jüngsten Entscheidung des Mannheimer Gemeinderats mit Blick auf den erhofften Stadionneubau. Entsprechend scheint momentan nichts ausgeschlossen. Auch die Zukunft der Sportlichen Leitung wird trotz geltender Verträge in der noch ausstehenden Saisonanalyse sicher nochmals eingehend auf den Prüfstand kommen.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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