SV Waldhof

Mannheimer Stadion-Neubau wird fürs Erste nicht weiterverfolgt

Klares Votum im Hauptausschuss des Mannheimer Gemeinderats: Ein Erhalt des Carl-Benz-Stadions wird eingehender geprüft, mögliche Alternativ-Standorte werden nicht weiter untersucht

Von 
Steffen Mack
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Jubel im Carl-Benz-Stadion über den Last-Minute-Siegtreffer beim letzten Heimspiel gegen Freiburg II. Mit dem Torschützen Bentley Baxter Bahn (v.l.) freuen sich Mitspieler Julian Riedel, Marcel Seegert und Alexander Rossipal. © Michael Ruffler

Mannheim. In der Mannheim-Version von Monopoly kann man den City-Flughafen jederzeit eintauschen, wenn sich dafür ein Mitspieler findet. Aber auch dafür gibt es auf keinen Fall ein neues Fußballstadion. So ähnlich ist das aktuell in der Lokalpolitik. Der Großparkplatz am Maimarktgelände sei zwar theoretisch für einen Neubau sehr geeignet, so Oberbürgermeister Peter Kurz am Dienstagabend im Hauptausschuss. Aber aus Gründen der Flugsicherheit scheide er aus, weil der City-Airport ja erhalten bleiben solle.

Und am anderen eingehender untersuchten Alternativ-Standort, dem Luzenberg, würde man wegen der geplanten Wohnbebauung „vom Regen in die Traufe“ geraten. Daher habe die Stadtverwaltung ihn wie den Großparkplatz nun für ungeeignet befunden und wolle mit einer Machbarkeitsstudie einstweilen nur noch der Frage nachgehen, ob das Lärmproblem im Carl-Benz-Stadion lösbar sei.

Nur CDU und ML dagegen

Für diesen Kurs stimmt nach 45-minütiger Debatte am Dienstagabend – davor haben sich die Ausschussmitglieder schon rund zwei Stunden mit anderen Themen befasst – eine klare Mehrheit aus Grünen, SPD, LI.PAR.Tie, FDP und AfD. Nur CDU und Mannheimer (ML) votierten dagegen. Sie plädierten vergeblich dafür, auch einen Neubau an anderem Ort weiter zu prüfen.

Investitionen ins Stadion

  • Nach dem Drittliga-Aufstieg 2019 steckte die Stadt 3,6 Millionen Euro ins Stadion, unter anderem für Rasen, Rasenheizung, Akustik und Licht.
  • Im vergangenen Jahr wurden zusätzlich sieben Millionen für Soforthilfen bereitgestellt. Sie sind etwa für eine neue Flutlichtanlage und verbesserte Stromversorgung vorgesehen.
  • Darüber hinaus wären laut im Juni 2022 vorgelegten Gutachten beim Verbleib in der 3. Liga weitere 22 Millionen erforderlich, 49 Millionen bei einem Aufstieg in die 2. Liga und 61 Millionen in der 1. Liga.

Kurz betont, der gewählte Weg bedeute noch keine Entscheidung in der Stadionfrage. So sei das zur Lärmreduzierung neben dem Schließen baulicher Lücken notwendige neue Flachdach „finanziell eine Herausforderung“. Aber es wäre auch nicht seriös, Projekte weiterzuverfolgen, die unrealisierbar seien. Konkret warnt das Stadtoberhaupt vor einem „Wolkenkuckucksheim“ namens Bösfeld. Dort könne man zu „99,99 Prozent“ aus umwelt- und artenschutzrechtlichen Gründen kein neues Stadion bauen.

ML-Fraktionschef Achim Weizel entgegnet: „Wir wollen trotzdem über unser Wolkenkuckucksheim reden.“ So hätten sie sich die Feldhamster-Bestände im Bösfeld näher angeschaut und festgestellt, dass die ohnehin rückläufig seien. Offenbar hätten die Tiere die Entwicklung bereits erkannt, scherzt Weizel.

Jürgen Hammer vom Umweltamt weist indes darauf hin, dass auf den Freiflächen am Maimarkt-Gelände auch ebenfalls bedrohte Mauereidechsen und Feldlerchen lebten. Daher habe das Regierungspräsidium den Bau eines neuen Stadions dort schon ausgeschlossen. Zudem werde das Areal für die Kaltluftzufuhr gebraucht.

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Thomas Hornung von der CDU würde neben dem Bösfeld („danke an den Hamsterexperten von der ML“) auch die beiden nun erst von der Stadt für ungeeignet befundenen Standorte näher prüfen lassen. So könne man die auf dem Luzenberg geplante Wohnbebauung ja wohl dorthin verlagern, wo jetzt das Carl-Benz-Stadion stehe. Und beim Großparkplatz verweist er darauf, dass es auch das Stadion in Freiburg direkt neben einem Flugplatz liege.

„Gerne immer wieder beantragen“

SPD-Fraktionschef Thorsten Riehle findet es richtig, nun fürs Erste nur einen Umbau des Carl-Benz-Stadions weiter zu prüfen – „außer wir schließen den Flughafen“. Aber entsprechende Anträge von Grünen und Linken hätten ja erst im Dezember keine Mehrheit bekommen.

LI.PAR.Tie-Fraktionschef Dennis Ulas bietet an, sie könnten das gerne immer wieder beantragen. Allerdings seien sie klar für einen Erhalt des Carl-Benz-Stadions. Seine Grünen-Kollegin Nina Wellenreuther betont, das sei auch die Position ihrer Partei. FDP-Fraktionschefin Birgit Reinemund erklärt, sie tendierten zur Sanierung, könnten sich aber auch einen Neubau vorstellen.

Skandalös übrigens: Beim Mannheim-Monopoly gibt es das Carl-Benz-Stadion gar nicht. Immerhin, schön aus Gerechtigkeitsgründen, auch nicht die SAP Arena.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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