Mannheim. Die Pause war nicht ganz so lang. Andererseits tut es insbesondere nach einem Negativerlebnis meistens ganz gut, wenn es wenig Zeit zum Nachdenken gibt. So wie für Ivan Martinovic. Er stieg in dieser Woche bei den Rhein-Neckar Löwen ins Training ein, nachdem zuvor die Olympischen Spiele für ihn mal so gar nicht nach Wunsch gelaufen waren. Mit der kroatischen Handball-Nationalmannschaft schied er überraschend schon in der Vorrunde aus. Eine schlimme Enttäuschung. Mindestens. Im handballverrückten Kroatien geht diese Schmach sogar als Katastrophe durch.
Jetzt für MM+ Abonnenten: Das E-Paper am Sonntag
Für MM+ Abonnenten: Lesen Sie kostenfrei unser E-Paper am Sonntag - mit allem Wichtigen aus Mannheim und der Region, dem aktuellen Sport vom Wochenende sowie interessanten Verbraucher-Tipps und Reportagen. Das Geschehen in Deutschland und der Welt ordnen unsere Korrespondenten für Sie ein.
Hier geht es zum E-Paper - ab dem frühen Sonntagmorgen für Sie verfügbar
Sie haben noch kein MM+ Abo? Dann sichern Sie sich den MM+ Kennenlernmonat
Der frühe K.o. lag allerdings eher weniger an Martinovic, wobei der Linkshänder mit der Formulierung „eher weniger“ noch viel zu schlecht wegkommt. Denn wenn man ehrlich ist: Am Rückraummann lag es auf keinen Fall, dass die Kroaten sich früh aus dem Turnier verabschiedeten. 32 Treffer erzielte Martinovic in fünf Vorrundenpartien, allein neun beim Sieg über den späteren Silbermedaillengewinner Deutschland. Kurzum: Der Löwe knüpfte nahtlos an die Leistungen an, die er in der vergangenen Saison noch für die MT Melsungen in der Bundesliga zeigte – und die er künftig nun regelmäßig im Trikot der Mannheimer abrufen soll.
Löwen-Trainer Hinze: „Eine Schwäche sehe ich bei ihm nicht“
Trainer Sebastian Hinze schwärmt geradezu, wenn er über Martinovic spricht. „Eine Schwäche sehe ich bei ihm nicht“, sagt der Coach und zählt die Qualitäten des Neu-Löwen auf: „Ein guter Wurf, Geschwindigkeit im Eins-gegen-Eins. Er ist ein relativ kompletter Spieler und schwer zu verteidigen.“
Oder anders ausgedrückt: Der Kroate ist der Königstransfer der Löwen, die mehr Torgefahr von der halbrechten Position auf jeden Fall bestens gebrauchen können – und von Martinovic vermutlich auch bekommen werden. Der 26-Jährige ist zwar für sein gutes Entscheidungsverhalten bekannt und hat immer auch den Blick für den besser postierten Nebenmann. Doch am liebsten sucht Martinovic selbst den Abschluss.
Auffällig häufig katapultiert er den Ball gleichermaßen hart wie platziert in den Winkel. Würfe wie diese sind unhaltbar. Und ein Gütesiegel. „Das ist der Tipp meines Vaters. ,Wenn nichts anderes mehr geht, wirf in den Winkel’. Das hat er immer gesagt“, verrät Martinovic, der als Sohn den Rat seines Vaters artig befolgt. Allerdings ist das mit dem Wurf in den Winkel leichter gesagt als getan. Und erst recht keine Selbstverständlichkeit. „Aber eine Sache des Selbstvertrauens“, sagt der Rückraummann, der in der Tat in der vergangenen Saison reichlich Selbstvertrauen tankte. Denn am Höhenflug der MT Melsungen, die ins Pokalfinale einzog und Bundesligafünfter wurde, hatte der Linkshänder einen gewaltigen Anteil. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der vom Ehrgeiz getriebene Kroate nie zufrieden ist und sich stets verbessern will: „Ich denke generell viel über Handball nach und telefoniere nach jedem Spiel mit meinem Vater, der nicht nur Papa, sondern auch so etwas wie ein Trainer und ein wichtiger Kritiker für mich ist.“
Mit dem Wechsel nach Mannheim verbindet Martinovic die Hoffnung, sein ohnehin hohes Leistungsniveau noch einmal zu verbessern. Er ist davon überzeugt, dass Trainer Hinze ihm „sehr viel bei meiner Entwicklung helfen kann“, sagt der Kroate, der in Wien geboren wurde und seine Profi-Karriere bei seinem Jugendverein Fivers Margareten begann. 2018 folgte der Wechsel in die Bundesliga zum VfL Gummersbach, Martinovic stieg mit dem Traditionsverein aber ab. Mit 141 Treffern machte er jedoch auf sich aufmerksam und ging nicht mit in die 2. Liga, sondern zur TSV Hannover-Burgdorf. 2022 folgte der Wechsel nach Melsungen. Und nun ist er ein Löwe.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/sport/lokalsport_artikel,-lokalsport-mannheim-darum-ist-ivan-martinovic-der-koenigstransfer-der-rhein-neckar-loewen-_arid,2234756.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,2.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/themen-schwerpunkte_dossier,-olympische-spiele-2021-in-tokio-_dossierid,246.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html