Mannheim. Sebastian Hinze war zu einem Großteil zufrieden. Aber eben auch nicht komplett. „15 Minuten schmälern den ordentlichen Gesamteindruck. Das ist schade“, sagte der Trainer der Rhein-Neckar Löwen nach dem Vorbereitungsturnier des Handball-Bundesligisten im niedersächsischen Schneverdingen. Den Heide-Cup beendete der zweifache Pokalsieger auf Platz vier.
Am Freitag hatte sein Team den dänischen Europapokalstarter Mors Thy Handbold mit 42:41 bezwungen, 24 Stunden später folgte ein 32:29 über den französischen Erstligisten St. Raphael. Letztendlich verhinderte nur das schlechtere Torverhältnis gegenüber dem HSV Hamburg und dem VfL Gummersbach, dass die Mannheimer das Finale bestritten.
Nach zwei Siegen folgt eine Niederlage
Im Spiel um Platz drei am Sonntag verloren die Löwen mit 31:38 gegen den schwedischen Meister IK Sävehof und zeigten insbesondere in der ersten Halbzeit eine enttäuschende Leistung. Eine Viertelstunde lang ging alles schief. „Ich hatte gehofft, dass uns sowas nicht mehr passiert“, sagte Hinze. In der Vorsaison hatten die Badener genau damit nämlich häufiger zu kämpfen.
In Schneverdingen traten die Mannheimer ohne ihre Olympia-Teilnehmer Juri Knorr, Sebastian Heymann, Jannik Kohlbacher, David Späth, Mikael Appelgren und Ivan Martinovic an. Letzterer stößt am Dienstag zum Kader, der Kroate war mit seinem Team bei Olympia in Paris in der Vorrunde ausgeschieden. In den nächsten Tagen wird auch der Schwede Appelgren ins Training einsteigen. Vermutlich erst zum Start des Trainingslagers am 19. August ist mit Knorr, Heymann, Späth und Kohlbacher zu rechnen. Und dann wird es noch einmal intensiv. Denn bis zum Saisonstart gegen den THW Kiel am 5. September bleibt nicht mehr so viel Zeit.
Ohne die Leistungsträger rückten zuletzt zwangsläufig die Spieler in den Vordergrund, die in der zurückliegenden Saison auf wenig Einsatzzeit kamen und sich erst einmal an das hohe Bundesliganiveau gewöhnen mussten. Es waren erwartbare Probleme bei Gustav Davidsson, Steven Plucnar und den zwischenzeitlich an den VfL Gummersbach verliehenen Arnór Óskarsson. Jetzt aber erwartet Hinze „natürlich“ den nächsten Schritt. Er will eine Entwicklung sehen. Oder anders ausgedrückt: Die Zeit der Eingewöhnung ist endgültig vorbei. Nun geht es um Qualitätsnachweise. Das macht auch der Trainer deutlich, der dem Fehlen der Olympia-Fahrer in dieser Hinsicht auch etwas Gutes abgewinnen kann.
„Es war zuletzt das Schöne an der Situation, dass sich die anderen Jungs beweisen mussten. Es ist meine Aufgabe, meine Erwartungshaltung an diese Jungs zu kommunizieren und damit auch einen gewissen Druck aufzubauen. Jetzt haben die Jungs diese Chance, nutzen müssen sie diese aber schon selbst“, stellt der Trainer klar und macht deutlich, dass Óskarsson die viermonatige Leihe zum Ligarivalen VfL Gummersbach bis Ende Juni „sehr gut getan“ habe.
Bei den Oberbergischen kam der Rückraum-Linkshänder viel zum Einsatz, er hat das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wiedergefunden. „Arnór ist mit einem anderen Selbstverständnis zurückgekehrt. Er weiß nun, dass er auf diesem Niveau agieren kann“, freut sich Hinze. Allerdings ist die Konkurrenz für Óskarsson auch in dieser Saison groß. Bleibt er trotzdem auf jeden Fall ein Löwe? „Was ist im Sport schon definitiv?“, antwortet Hinze auf diese Frage mit einer Gegenfrage. Also ausweichend.
Nothdurft erweitert die Möglichkeiten
Óskarsson sieht sich auf der halbrechten Position, für die der Mannheimer Bundesligist mit dem Ex-Melsunger Martinovic aber einen echten Hochkaräter verpflichtet hat. Hinze schätzt das „gute Entscheidungsverhalten“ des Kroaten, der zudem in der Abwehr schnell auf den Beinen sei: „Das geht wieder mehr in die Richtung, wie wir spielen wollen.“ Nämlich schnell. Und ohne Abwehr-Angriff-Wechsel. Weshalb Hinze auch sehr glücklich über die Verpflichtungen von Nothdurft und Heyman ist: „Mit Tim bekommen wir mehr Abwehrqualität und Flexibilität. Er kann auf der Halbposition decken und ist im Angriff ein anderer Spielertyp als David Móré. Es ist gut, dass wir auf dieser Position variabel aufgestellt sind. Sebastian Heymann gibt uns das, was uns in der Vergangenheit wegen der Verletzung von Halil Jaganjac gefehlt hat: Torgefahr aus dem Rückraum und Qualität in der Defensive.“
Jetzt geht es also „nur“ noch darum, das größte Manko der vergangenen Saison zu beheben. „Uns hat die Stabilität gefehlt“, sagt Hinze mit Blick auf große Leistungsschwankungen, die oft sogar innerhalb eines Spiels auftraten. Nicht selten brachten sich die Mannheimer mit kollektiven Aussetzern um die Siegchance. Wie am Sonntag in Schneverdingen gegen Sävehof.
Hinze will genau das nicht mehr sehen und den Glauben an das eigene System stärken. So wie in seiner Löwen-Debütsaison 2022/23, als er den Club sensationell auf Platz fünf und zum Pokalsieg führte: „Im Kern geht es um 60-minütige Stabilität. Bekommen wir das, werden wir mit den Dingen, die wir spielen, auch erfolgreich sein. Davon bin ich überzeugt.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/sport/vereine_artikel,-rhein-neckar-loewen-rhein-neckar-loewen-die-ersten-erkenntnisse-der-vorbereitung-_arid,2233501.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,2.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/themen-schwerpunkte_dossier,-olympische-spiele-2021-in-tokio-_dossierid,246.html