Nach Franklin zu ziehen, fühlt sich an wie ein Neustart. Als ich vor knapp drei Jahren vom Lindenhof mit meiner Familie nach Franklin kam, sah es noch ganz anders aus, nur wenige Häuser standen bereits. Eine kleine Anekdote: Als ich damals aus dem Jungbusch mit dem Taxi heimgefahren bin, dachte der Fahrer erst, ich würde ihn in einen Hinterhalt locken, und wurde ganz nervös, als ich ihn in Richtung Franklin navigierte – er kannte den neuen Stadtteil schlicht noch nicht.
Seitdem ist schon einiges entstanden, immer mehr Menschen sind hergezogen. Dadurch, dass hier alle neu sind, herrscht eine besondere Aufbruchstimmung im Stadtteil, die junge Familien anzieht. Vieles ist auf Franklin aktuell im Entstehen. Und genau das gefällt mir – der Stadtteil entwickelt sich und wir Anwohner können Einfluss darauf nehmen. Gleichzeitig bleibt Franklin seinen Ursprüngen treu, die amerikanischen Einflüsse spürt man überall. Ob bei den Gebäuden, den Straßennamen oder auch der Halle, in der früher Basketballlegenden gespielt haben.
Fakten
- Wer auf Franklin eine Wohnung findet, hat Glück: Laut Statistikatlas 2020 der Stadt Mannheim gibt es dort 1355 Wohnungen.
- Das Durchschnittsalter der Bewohner von Franklin liegt bei gerade mal 30,6 Jahren.
- 14,6 Prozent der Bewohner von Franklin sind jünger als sechs Jahre.
- Flächenmäßig ist Franklin fast so groß wie die Mannheimer Innenstadt.
- „Arizona in Mannheim“ ist das Motto des großen Abenteuer-Spielplatzes auf Franklin.
- Aktuell entsteht auf Franklin der flächenmäßig größte Kletterturm Deutschlands.
- Neben den Schafen gibt es auf Franklin noch andere tierische Bewohner: Seit 2017 leben im Nistkasten der Middle School Turmfalken. Dieses Jahr gab es mindestens drei Jungfalken.
- Bis zu 10 000 Amerikanerinnen und Amerikaner lebten früher im Benjamin Franklin Village.
Was in den drei Jahren gleichgeblieben ist: Franklin ist ein Stadtteil, in dem man gut draußen aktiv seien kann. Der „Loop“, ein breiter Fußgänger- und Radfahrerweg um den Stadtteil, ist ideal zum Joggen – zumal entlang der Strecke einige Fitnessgeräte für Übungen aufgebaut wurden. Bei denen fehlen aber leider noch die Beschilderungen. Für die Kinder ist es klasse, dass sie dort mit dem Roller fahren können, und ich muss mir keine Sorgen machen. Überhaupt gibt es auf Franklin viele Dinge, die man mit Kindern draußen unternehmen kann.
Für den Spielplatz mit den großen Klettergerüsten sind unsere Kleinen noch etwas zu jung, für Kinder im Grundschulalter scheint er mir aber genau richtig zu sein. Während der Lockdowns haben wir auch die Nähe zum Käfertaler Wald sehr genossen und waren oft in der Natur unterwegs. Das Highlight im Stadtteil für Kinder sind aber die Schafe, die von einem Verein versorgt werden. Wenn wir am Wochenende Gäste von auswärts haben, ist ein Besuch bei den Schafen immer ein Muss, vor allem mit Kindern.
Sportanlage als Lieblingsplatz
Mein Lieblingsplatz im Stadtteil ist die neue Sportanlage. Inklusive Aschebahn und Basketballkorb, an dem ich selbst abends gerne spiele. Meine Frau und ich bieten dort selbst Kurse an „Training für Alltagsathleten“ und „Mamafitness im Freien“. Die Sportanlage gibt es erst seit diesem Jahr und ist in einem super Zustand. Leider liegen aber auch immer öfter mal leere Kaffeebecher oder Ähnliches rum; ich hoffe, dass dafür bald eine Lösung gefunden wird. Neben einem Bäcker, dem mit Abstand am besten angesteuerten Ort auf Franklin, ist der Markt derzeit noch die einzige Einkaufsmöglichkeit hier. Dort gibt es eine gute Auswahl an Ständen, ich hoffe, dass die sich alle halten können – ich unterstütze sie gerne.
Trotzdem gibt es natürlich auch auf Franklin Probleme: Zum Beispiel der fehlende Gehweg an der Abraham-Lincoln-Allee und dass sich dort nicht alle an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten. Noch ist Franklin nicht so gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden, mit dem Auto braucht man schon 15 bis 20 Minuten bis in die Innenstadt. Aber je mehr in den kommenden Jahren an Einkaufs- und vielleicht auch Ausgehmöglichkeiten im Viertel entsteht, desto unwichtiger wird das – zumal ja auch eine neue Bahnlinie geplant ist.
Für die Mannheimerinnen und Mannheimer ist Franklin auch ein Ort der Erinnerung. In meiner Arbeit als Physiotherapeut kommt das Gespräch oft auf Franklin, und vor allem die älteren Patientinnen und Patienten erzählen mir Geschichten von früher, als hier noch die amerikanischen Soldaten waren. Zum Beispiel eine ältere Damen, die berichtete, dass sie die Soldaten beim Tanz immer fragt, auf welcher Straßenseite sie im Viertel wohnten – je nachdem waren sie nämlich ledig oder verheiratet.
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