Mannheim-Feudenheim. „Total bescheuert“, schimpfte Carita Emmerich-Wessels. „Und ich stehe damit nicht allein“, betonte die Bürgerin und fasste so zusammen, was in der Sitzung des Bezirksbeirats Feudenheim viele Bezirksbeiräte und Zuhörer ärgerte. Nach wie vor ist völlig unklar, wann das Spinelli-Gelände wieder geöffnet wird.
Dass am vergangenen Wochenende Hunderte von Spaziergängern über das Areal flanierten, war von der Stadt nicht so gewollt. Das Gelände ist nun wieder abgesperrt. Dass die Zäune zwischendurch geöffnet wurden, nannte Bezirksbeirat Rene Leicht (Grüne) einen „legitimen Akt des zivilen Ungehorsams mit der Zange“. Schließlich hätten die Bürger einen „moralischen Anspruch, dass das verwirklicht wird, was uns versprochen wurde“, so Leicht – ein offener Grünzug.
Buga war ein Erfolg - doch wie geht es mit Spinelli weiter?
Die Bundesgartenschau selbst war auch aus Sicht von Leicht ein Erfolg. Damit bestätigte er, was Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach dem Gremium vorgetragen hatte. „Es war nicht leicht, aber wir haben es geschafft und sind stolz darauf“, verwies er auf die Probleme durch die Corona-Pandemie, aber auf 2,2 Millionen Besucher sowie spürbar positive Auswirkungen auf das Image der Stadt. „Viele Gäste waren positiv überrascht, was mit einem Konversionsgelände passieren kann – andere Städte haben es meist bebaut, wir einen Grünzug geschaffen“, sagte Schnellbach.
Dieser Erfolg der zuvor in Feudenheim teils heftig umstrittenen Bundesgartenschau habe „die Spaltung, die quer durch den Stadtteil ging, einigermaßen gekittet“, meinte Leicht: „Der Erfolg hat die Leute versöhnt“, so der Grünen-Bezirksbeirat. „Froh, dass sich die schlimmsten Befürchtungen nicht realisiert“ hätten, äußerte sich Thorsten Teinze (AfD). FDP-Bezirksbeirätin Birgit Sandner-Schmitt hat „an diesem kurzfristigen Erfolg gar nicht gezweifelt – aber entscheidend ist doch, was jetzt nach den 178 Tagen passiert“.
Wunsch nach Rückkehr der Weinbar auf Spinelli
So habe die Bevölkerung den „großen Wunsch“ nach Rückkehr der Weinbar. Daher appellierte Sandner-Schmitt an die Verwaltung, „dass sie dem keine Steine in den Weg legt“. Wie Leicht und Christiane Säubert drängte sie die Stadt, das Gelände schnell freizugeben, zumindest den Geh- und Radweg zwischen Feudenheim und Käfertal.
Dieser Bitte schloss sich Stadträtin Gabriele Baier (Grüne) an. Dagegen verteidigte sie die im Vorfeld der Umgestaltung des Spinelli-Areals für die Bundesgartenschau mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe von der Stadt getroffenen Vereinbarungen, etwa das Einzäunen einzelner Flächen zum Schutz von Brutgebieten für die Haubenlerche. Sie bedauerte aber, dass das „im Vorfeld nicht kommuniziert“ worden sei.
Buga-Gesellschaft für den Großteil von Spinelli nicht mehr zuständig
Baier wie Rene Leicht und Christiane Säubert kritisierten zudem, dass dazu dem Bezirksbeirat an dem Abend kein Vertreter der Verwaltung Rede und Antwort stand. So hatte Leicht mehrfach um Auskunft gebeten, wie denn – wenn der frühere Buga-Eingangsbereich bebaut ist und der neue Grün-Betriebshof steht – überhaupt der Zugang für Fußgänger und Radfahrer zum Grünzug erfolgt.
Die Planung dazu, so beschied ihn Sitzungsleiter Bürgermeister Dirk Grunert, werde erst im Januar 2025 fertiggestellt und dann dem Bezirksbeirat unterbreitet. „Aber wir sind doch ein beratendes Gremium“, entgegnete Christiane Säubert. Der Bezirksbeirat habe „das Gefühl, immer erst hinterher informiert zu werden, wenn die Entscheidungen getroffen sind“.
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Die Bundesgartenschau-Gesellschaft selbst, so erklärte Michael Schnellbach, ist für einen Großteil des Areals gar nicht mehr zuständig. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GBG hat die Fläche des früheren Eingangsbereichs und den Betriebshof übernommen, beginnt dort bereits mit Abbrucharbeiten.
Kritik an Spinelli-Gelände: Spielplätze ohne Toiletten
Die Buga-Gesellschaft erledigt derzeit den Rückbau auf dem früheren Experimentierfeld nördlich der U-Halle. Das werde „bis Ende des Jahres nicht zugänglich“ sein. Hier müsse die nährstoffhaltige Erde abgetragen werden. Stattdessen entstehen freie Flächen mit Magerrasen und Sandrasen. Für den Holzpavillon suche man einen neuen Abnehmer, denn „das Land ist abgesprungen“, bedauerte Schnellbach. Er werde für einen Euro „plus Abbau- und Aufbaukosten“ verkauft. Von den 2023 „Zukunftsbäumen“, für die die Buga als Baumschule diente, seien etwa 700 schon im Stadtgebiet gepflanzt, bis Ende März folgten weitere 150, der Rest erst ab September.
Für die Spielplätze in der Parkschale, die schon zugänglich sind, ist laut Schnellbach nun die Stadt zuständig. Dass dort Toiletten fehlen, kritisierte Bürgerin Angela Wolf als „ganz, ganz großen Mangel“. Bürgerin Heidrun Back monierte als „frustrierend“, dass ein Großteil des Geländes für Bürger weiter versperrt bleibt. SPD-Stadträtin Claudia Schöning-Kalender konnte nur sagen, dass laut Verwaltung dazu „intensive Gespräche“ laufen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheimer Spinelli-Öffnung als Groteske