Man muss noch über schmale Bretter balancieren, um Pfützen herumlaufen, sich an Verschalungen oder Metallstützen vorbeizwängen, und ständig fahren Radlader vorbei. Aber was hier entsteht, ist schon sehr klar erkennbar. „Es geht zügig voran“, sagt daher zufrieden Stadtpark-Geschäftsführer Joachim Költzsch bei einem Besuch der „Neuen Parkmitte“ im Luisenpark. Auch wenn es „ein, zwei Sorgenkinder“ gebe, sei er doch „sehr zuversichtlich“, dass das große Projekt für die Bundesgartenschau 2023 rechtzeitig fertig wird.
Besonders weit: die neue Pinguinanlage. Gerade ist die erste von drei riesigen Panorama-Glasscheiben eingehoben worden, per Lkw mit Ladekran. „Maßgefertigt“, betont Költzsch. Durch diese Scheiben werden Luisenpark-Besucher von einem Spazierweg aus ebenso wie von der Gondoletta sehen können, wie sich die Humboldt-Pinguine pfeilschnell unter Wasser bewegen. In 240 statt zuvor 90 Kubikmeter Wasser können sich die Publikumslieblinge des Luisenparks künftig tummeln, gekühlt und mit Strömungspumpe, als wäre es Meer.
Korallenriff und Tiefseeglocke
„Im Oktober lassen wir mal probeweise für drei Wochen Wasser ein, um die Dichtigkeit zu prüfen“, kündigt Költzsch an, denn die Becken und die Anlage sind bereits fertig betoniert. Nur der Kunstfels muss noch modelliert, die Umgebung von Landschaftsbauern geformt und das Funktionsgebäude für Tierpfleger und Technik - unter einem Hügel verborgen - fertig gebaut werden.
Die gesamte Anlage ist mit 300 statt 25 Quadratmetern deutlich größer. Aber grundsätzlich sollen nur die Mannheimer Pinguine, die seit August 2020 in den Frankfurter Zoo ausquartiert worden sind, zurückkehren. „Aber wir haben so einen Puffer, damit wir nicht alle Neugeborenen abgeben müssen“, sagt Költzsch und freut sich über die besseren Lebensbedingungen der Tiere. „Das wird richtig toll“, betont er: „Ein Riesensprung nach vorne!“
Das gilt ebenso für die Unterwasserwelt, die sich von den bisherigen Aquarien des Pflanzenschauhauses deutlich unterscheidet. Die 21 Becken - davon acht Meerwasser-, ein Brackwasser- und zwölf Süßwasserbecken - kommen auf ein Gesamtvolumen von 130 Kubikmetern Wasser. Nicht nur die Fische, auch die sie betreuenden Mitarbeiter haben künftig deutlich mehr Platz. Der Rohbau ist fertig, alle Becken sind fertig, der Schutzanstrich aufgetragen. „In den nächsten zwei bis drei Wochen werden die Scheiben eingesetzt, dann Kunstfelsen und Wasserpflanzen“, kündigt Költzsch an.
Für die Besucher beginnt der Besuch, der unter dem Motto „In 80 Schritten um die Welt“ stehen soll, beim Eingang in Höhe der Gondolettastation, wo das Becken mit Fischen aus dem Neckar auch von außen sichtbar ist. Weiter geht es mit Mittelmeer, Nord-, Mittel- und Südamerika, Afrika, Asien und Australien. „Der krönende Abschluss“, so Költzsch, wird ein tropisches Korallenriff sein, das dem Great Barrier Reef nachempfunden ist. Ebenso beeindruckend werde der Raum, der wie eine Tiefseeglocke mit Guckfenstern gestaltet ist und den Besuchern die Chance gibt, sich zu fühlen, als könnten sie ganz tief eintauchen in das Leben unter Wasser. Überall werde darauf geachtet, dass die Fische sich auch mal zurückziehen können - etwa zum Laichen.
Im Stockwerk darüber finden die Besucher einen Rückzugsraum - im neuen Restaurantbereich mit Kiosk. Auch hier ist der Rohbau abgeschlossen, finden lediglich letzte Abdichtungs- und Dämmarbeiten statt. Auch im Innern geht es voran. Die Dachfenster und der Lichthof, der von einer Sitzbank umgeben sein wird und der den Restaurantgästen einen freien Blick in den Himmel und Richtung Baumkronen bietet, sind ebenso fertig. Und doch handelt es sich bei dem Restaurant - neben der Lieferung spezieller Technik für das Aquarium - um das, was Költzsch mit „Sorgenkinder“ meint. Die abgerundete Glasfassade, von der die Restaurantgäste Richtung Mittelmeergarten hinter dem Pflanzenschauhaus oder zum Kutzerweiher blicken können, habe „eine viel längere Lieferzeit als angenommen“, seufzt er, ist aber weiter optimistisch, dass bis zur Bundesgartenschau alles fertig wird.
Filigranes Stahlnetz
Das gilt ebenso für die große Vogelvoliere, deren Bodenplatte bereits gegossen ist. Die auskragenden Vordächer, die beim Restaurant schon fertig sind und regen- oder sonnengeschützte Außenplätze bieten, werden derzeit dort hergestellt - mit der gleichen Verschalung und den gleichen Stützen. „Die werden wiederverwendet“, erklärt Költzsch unter Hinweis auf Kosteneinsparungen und Nachhaltigkeit. 1300 Quadratmeter Grundfläche wird sie haben - im Vergleich zu den 433 Quadratmetern der bisher größten Voliere im Luisenpark.
„Viel mehr Platz“ hätten die Vögel hier, und das Gitternetz reiche auch 50 Zentimeter tief in den Boden als Untergrabschutz, etwa gegen räuberische Füchse. Im Oktober, so kündigt der Stadtpark-Geschäftsführer an, werden die drei Pylonen, welche die filigrane Stahlseilnetzkonstruktion tragen, aufgestellt. Sie werde den Vögeln eine Flughöhe von bis zu zehn, an der Spitze bis zu 13 Metern ermöglichen, so Költzsch. Mit dem Netz selbst wollen die Bauarbeiter aber warten, „damit man noch in die Baustelle reinkommt, um das Innere der Voliere ansprechend zu gestalten“, sagt er.
Auch im künftigen Südamerikahaus läuft der Innenausbau. „Vor zwei Wochen stand da noch keine Mauer“, weist Költzsch darauf hin, dass es nach seiner Ansicht dort ebenso schnell vorangeht, wo Schmetterlinge, Krallenäffchen, der Leguan und der Kaiman zusammen eine neue Heimat finden werden.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-wie-es-derzeit-auf-der-baustelle-im-mannheimer-luisenpark-aussieht-_arid,1995711.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.luisenpark.de/neue-parkmitte/kids
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Großer Gewinn für den Mannheimer Luisenpark!