Mannheim. Plastikfreies Leben - dieser Utopie wäre wohl niemand abgeneigt. Ein kleines Unternehmen aus Lampertheim hat nun bei einem Vortrag auf der Bundesgartenschau eine biobasierte Alternative zu herkömmlichem Kunststoff vorgestellt und dabei über Vor- und Nachteile aufgeklärt. Die Rede ist von Polymilchsäure (PLA), ein biobasierter Kunststoff aus Maisstärke, der wie Plastik in fast allen Lebensbereichen zum Einsatz kommen kann.
Milad Zarei vom Unternehmen Zamann Pharma Support zeigt sich zu Beginn seines Referats besorgt über die aktuelle Entwicklung in der Plastiknutzung. „Kunststoff ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken“, beginnt er. Vor allem die lange Halbwertszeit sei ein Fluch, da Verpackungsmüll durch falsches Recycling die Umwelt verschmutze. In Anbetracht der stetig wachsenden Nachfrage sei dies ein großes Problem, da zusätzlich „kein durchdachter Zukunftsplan auf Mülldeponien“ herrsche und sich so etwa acht bis zwölf Tonnen Plastikmüll in unseren Ozeanen befänden.
Ich möchte nicht nur Negatives präsentieren, sondern eine kleine Lösung bieten.
Doch Zarei weiß die Stimmung wieder aufzuhellen. „Ich möchte nicht nur Negatives präsentieren, sondern eine kleine Lösung bieten.“ Die Plastikalternative PLA wird aus nachwachsenden Rohstoffen, in diesem Fall aus Maisstärke, gewonnen und soll vollständig biologisch abbaubar sein. Gerade bei der Entsorgung sollen so keine Schadstoffe freigesetzt werden. Durch die Entwicklung eines „vollständig biologisch abbaubaren“ Schwangerschaftstest basierend auf PLA hat das Unternehmen zuletzt auf sich aufmerksam gemacht. In diese Branche wagte man sich laut Zarei hinein, um dem enormen Verpackungsmüll von medizinischen Einwegprodukten entgegenzuwirken.
Auch negative Aspekte
Er erklärt weiter, dass alleine seine Firma während der Corona-Pandemie an die 20 Millionen Tests zur Verfügung gestellt habe, die alle nach ihrer Nutzung im Müll landeten. „Das hat wehgetan.“ Mit dem entwickelten Schwangerschaftstest auf Maisstärkebasis wolle man dies bekämpfen und nachhaltige medizinische Einwegprodukte bieten.
Doch die Nutzung von PLA ist laut Zarei immer noch mit Vorsicht zu genießen. So sei die Bezeichnung „vollständig biologisch abbaubar“ nur unter bestimmten Bedingungen wahr. Auch könnte bei Nahrungsknappheit ein moralischer Konflikt zwischen Klimaschutz und Ernährung entstehen.
In einer anschließenden Fragerunde liegen vor allem der Kostenfaktor und die fragliche Entsorgung im Interesse des Publikums. „Das soll keine Werbung sein“, betont Zarei und ist sich dabei den Vor- und Nachteilen durchaus bewusst.
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Die Produkte seien nur unter bestimmten Voraussetzungen kompostierbar. Nur etwa 15 Prozent der deutschen Mülldeponien böten die speziellen Anlagen, die die Produkte bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit auf 50 bis 70 Grad erhitzen können. Hier sieht Zarei noch deutliches Verbesserungspotential. „Was jetzt noch weiter benötigt wird, ist etwas Druck von der Politik“, fordert er. Dadurch könne die Nutzung von biobasiertem Kunststoff vorangetrieben werden, was die Deponien zur Aufrüstung zwinge.
Auf die Frage nach den Kosten erklärt Zarei, dass PLA um etwa 15 Prozent teurer ist herkömmliches Plastik. Die Alternative müsse deshalb mehr genutzt werden, um den Preis weiter zu senken.
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