Mannheim. Im Garten wachsen nicht nur schöne Blumen und leckere Früchte, sondern auch Giftpflanzen wie Tollkirsche oder Goldregen. Einige können für Menschen, vor allem für Kinder und Haustiere, gefährlich sein. Beim Buga-Familienspecial „Giftpflanzen in unserem Garten“ nahm Claudia Georgi-Dreher, Mitarbeiterin der Grünen Schule der Stadtparks, rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit auf einen Streifzug durch die Welt der Giftpflanzen.
Juliane Kunz aus Mannheim, die mit ihren Töchtern Eleonora (6) und Livia (4) an der einstündigen Führung im Heilpflanzengarten im Luisenpark teilnahm, gab der Hoffnung Ausdruck: „Dass ich dabei was erfahre vom alten Wissen über Giftpflanzen, damit ich das meinen Kindern mitgeben kann.“ Beide Führungen waren restlos ausgebucht.
"Wissen gerade für Stadtkinder wichtig"
Nur weil wegen der sommerlich heißen Temperaturen um die 35 Grad zwei Personen abgesprungen waren, hatten Monika Unger und ihre Tochter Lorena (4) das Glück, noch teilnehmen zu dürfen. Für die Düsseldorferin war diese Führung eine ganz wichtige Sache. „Damit meine Tochter weiß, dass man draußen grundsätzlich nichts abpflücken soll, weil man nicht weiß, ob das giftig ist oder nicht.“ Ihre Tochter gehe zwar nicht hin und pflücke auch nichts ab. „Trotzdem ist das Wissen über Giftpflanzen gerade für Stadtkinder ganz wichtig“, meinte Unger.
Heilpflanzengarten
- Zum 400-jährigen Jubiläum der Stadt Mannheim im Jahr 2007 finanzierte der Förderkreis Freunde des Luisenparks die Gestaltung des Heilpflanzengartens im Luisenpark.
- 2017 unterstützte der Förderkreis die Neugestaltung des 1700 Quadratmeter großen Heilpflanzengartens.
- Auf rund 1700 Quadratmetern Fläche können dort in diesem Jahr auch Buga-Besucher mehr als 180 verschiedenen traditionelle Heilpflanzen zu entdecken.
Einen umfangreichen Überblick - von gering bis zu sehr giftigen Pflanzen - bot Umweltpädagogin Georgi-Dreher bei ihrer spannenden Expedition zu verschiedenen giftigen Pflanzen. Rote Beeren, blaue Blüten und saftige grüne Blätter - im häuslichen Garten wachsen viele dekorative Pflanzen. „Doch nicht jede, die hübsch und harmlos aussieht, ist es auch“, erklärte die Umweltpädagogin. „Viele von ihnen tragen Giftstoffe in sich, um sich gegen Fressfeinde zu schützen“, erzählte sie. Das Wissen um Giftpflanzen und die Gefahr, die von ihnen ausgeht, sei „unverzichtbar“.
Berührung reicht manchmal
Viele der hochgiftigen Pflanzen kenne man aus dem eigenen Garten. „Manche Pflanzen sind auch schon giftig, wenn man sie nur berührt“, warnte die Umweltpädagogin. Schon des Öfteren habe sie im Heilpflanzengarten beobachtet, dass sich gerade Kinder den Pflanzen näherten, ein paar Blätter abrissen, sie in den Händen matschten und sie dann auf den Weg werfen würden. „Das Außergewöhnliche an diesen Pflanzen ist, dass viele Menschen von den am weitesten verbreiteten Giftpflanzen nicht wissen, dass diese tödlich sind.“ Viele Besucher seien demnach überrascht, dass auch im Heilpflanzengarten Pflanzen wachsen, die hochgiftig sind.
Warum man diese nicht daraus entfernt, werde sie oft gefragt. Manche Pflanzen seien erst in Verbindung mit dem UV-Licht giftig, wie das Karottengrün. Bei der Kartoffelpflanze beispielsweise sei alles giftig bis auf die Knolle. Manchmal komme es auch auf die Zubereitungsart an. Rohe Bohnen seien giftig, aber gekocht gesund und lecker. „Wie kann man giftige Pflanzen erkennen?“, fragte sie die Kinder. „Wenn sie bitter sind“, meinte Theo (6). Die Mitarbeiterin der Grünen Schule zeigte den Kindern, wie sie im Heilpflanzengarten anhand der Schilder erkennen können, welche Pflanzen giftig sind. Dann ist darauf nämlich ein Totenkopf zu sehen. „Eine Gefahr geht in der Regel vor allem durch den Verzehr der Pflanze beziehungsweise von bestimmten Pflanzenteilen aus“, erläuterte Georgi-Dreher. Bei Gartenpflanzen, die als sehr giftig eingestuft werden, könnten je nach Art alle Pflanzenteile bei Berührung oder Verzehr schwerwiegende gesundheitliche Schäden auslösen. So enthielten etwa Tollkirschen giftige Tropanalkaloide. Schon drei bis vier Beeren können bei Kindern zu Symptomen wie Herzrasen und Halluzinationen oder sogar zum Tod führen.
So schnell wie möglich in die Klinik
Bei einem Verdacht auf Vergiftung bei einem Kind sei vor allem eines wichtig: „Ruhe bewahren und das Kind so schnell wie möglich ins Krankenhaus oder zu einem Arzt bringen.“ Andererseits stellten die pharmazeutische Chemie und Apotheker aus der Tollkirsche Heilmittel her. Frauen in der Antike träufelten den Saft zur Erweiterung der Pupillen in ihre Augen. Hexen im Mittelalter stellten aus der Tollkirsche in Verbindung mit anderen Pflanzen Flugsalbe her zur Halluzination, die ihnen sogar das Gefühl zu fliegen vermittelte.
Am besten gefallen hat dem sechsjährigen Simon die Geschichte vom hochgiftigen Fingerhut. Nach einer Sage aus England wurden die Blüten - auch „Elfenkäppchen“ genannt - den bösen Füchsen über die Pfoten gezogen. Auch die Erwachsenen waren begeistert. „Die Führung war sehr gut, kindgerecht und interessant, wir haben einiges gelernt“, sagte Klaus Diehl aus Mannheim.
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