Mannheim. Mannheim will zur „Smart City“ werden. Dafür wurde eine Strategie erarbeitet, die an diesem Dienstag im Hauptausschuss vorgestellt und nächste Woche vermutlich im Gemeinderat verabschiedet wird. Die Hintergründe im Überblick.
Was steckt hinter dem Begriff „Smart City“?
Übersetzen könnte man ihn mit intelligente oder auch vernetzte Stadt. Letztlich geht es darum, in den unterschiedlichsten Bereichen Daten zu erheben und zusammenzuführen, um sie möglichst gewinnbringend nutzen zu können.
Was soll die neue Strategie bringen?
Mehreres: Zum einen soll das Sammeln und verwertbar Machen der Daten eine bessere Grundlage für politische Entscheidungen schaffen. Bauchgefühl, subjektive Einschätzungen oder teure Untersuchungen von Fachleuten können künftig durch objektive und schnell verfügbare Daten ersetzt werden. So lassen sich, hofft die Stadt, auch die Folgen von Beschlüssen im Vorfeld besser einschätzen – oder danach kontrollieren. Es geht also darum, bessere Entscheidungen zu treffen. „Mit den Daten können wir die Lebens- und Umweltqualität verbessern“, sagt Erster Bürgermeister Christian Specht (CDU).
Smart City
- Die Smart-City Gesellschaft hat auch einen Stand auf der Buga
- Auf dem Experimentierfeld auf dem Spinelli-Gelände können die Besucher erleben, welche Daten erfasst werden und was noch vorstellbar ist.
- Details sowie die Plattform mit den bislang frei zugänglichen Daten finden sich unter: www.smartmannheim.de.
Welche weiteren Vorteile soll das Ganze noch haben?
Wichtig ist für die Kommune auch die Datensouveränität: Damit ist gemeint, dass zum Beispiel nicht nur amerikanische Tech-Konzerne über wichtige Daten verfügen. „Die Deutungshoheit muss bei der Stadt bleiben“, sagt Robert Thomann, der Geschäftsführer der Smart City Mannheim GmbH. Viele dieser Daten will die Stadt über eine Internet-Plattform öffentlich zugänglich machen – aus Transparenzgründen, aber zum Beispiel auch, damit etwa Start-up-Unternehmen daraus Geschäftsmodelle entwickeln können.
Was ist das erste konkrete Projekt dieser Initiative?
Das sogenannte Klimamessnetz: Dabei handelt es sich um ein Netz aus Sensoren, die laufend etwa Temperatur, Luftdruck, Windgeschwindigkeit und Luftfeuchtigkeit messen. 40 dieser Stationen gibt es bereits in der Neckarstadt-West. Bis Ende des Jahres sollen es im gesamten Stadtgebiet rund 400 sein. Diese ermöglichen es dann, für nahezu jede Straße in Echtzeit die Klimadaten zu erfassen. So ist etwa schnell sichtbar, wo in Hitzesommern die Lage besonders schlimm ist – und wo eingegriffen werden muss.
Was ist das zweite konkrete Vorhaben?
Ein Messnetz, das die Verkehrsströme in der Stadt sichtbar macht. Es soll in Echtzeit erfassen können, wo wie viele Autos, Lkw, Radfahrer und Fußgänger gerade unterwegs sind. So können kritische Stellen erkannt werden – und gleichzeitig berechnet, wie sich etwa veränderte Ampelschaltungen oder andere Maßnahmen auswirken. „Zurzeit haben wir zu wenige Verkehrsdaten in Echtzeit“, sagt Specht. Aber es gibt, von der Fahrlachtunnel-Sperrung, über die Verengungen der BBC-Brücke bis zum Verkehrsversuch in der Innenstadt, jede Menge Situationen, in denen diese hilfreich wären. Elf Messpunkte am Innenstadt-Ring sind bereits installiert. Spätestens Anfang 2025 sollen es stadtweit rund 100 bis 200 sein, die ein komplettes Verkehrsmodell liefern.
Welche weiteren Ideen gibt es noch?
Zunächst konzentriert sich die Smart City-Strategie auf die Bereiche Klima, Mobilität und Ressourcen. Im letzteren Bereich ist etwa geplant, im Laufe des kommenden Jahres Abfallbehälter mit Sensoren auszustatten, die den Füllstand anzeigen und so darauf hinweisen, wann eine Leerung nötig ist. Langfristig kann die Strategie aber auch auf andere Bereiche wie beispielsweise Gesundheit, Demokratie, Wirtschaft oder Bildung angewendet werden. „Es verändert unser ganzes Handeln und Denken und eröffnet ganz neue Möglichkeiten“, sagt Specht.
Schon heute sammelt eine Straßenbahn quasi nebenher Klimadaten. Mittelfristig könnten Müllfahrzeuge, die auf nahezu allen Straßen der Stadt im Einsatz sind, deren Zustände erfassen. Mit Sensoren ausgestattete Parkflächen sollen frei Plätze anzeigen und den Suchverkehr reduzieren, was auch zu Einsparungen bei der Belüftung der Parkhäuser führt. Und theoretisch wäre auch denkbar, dass Bus- und Bahn-Tickets – um Anreize zu setzen – je nach Klima- oder Verkehrslage mehr oder weniger kosten.
Wer ist für die Umsetzung verantwortlich?
Die Smart City Gesellschaft, die die Stadt im Frühjahr 2021 zusammen mit der MVV Energie gegründet hat.
Und was kostet das alles eigentlich?
Nachdem Mannheim erfolgreich an einem Wettbewerb teilgenommen hat, stehen bis 2027 rund 18 Millionen Euro zur Verfügung: zwölf vom Bund und sechs von der Stadt.
Verbraucht das insgesamt nicht mehr Energie, als es spart?
Bürgermeister Specht ist überzeugt, dass die Einsparungen weitaus größer sind als der Verbrauch: „Unterm Strich steht ein dickes Plus.“
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