Mannheim. Gibt es Arbeitskräfte? Wie eingreifend sind staatliche Regulierungen? Wie hoch die Steuern? Und wie gut ist die Infrastruktur? Diese Fragen seien für Unternehmer wichtig, wenn es um Investitionen geht, betonte Manfred Schnabel, der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK). Um darüber zu diskutieren, hatte die Unternehmer-Vertretung Mannheimer Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl am 9. Juni zum „Wirtschafts-Check“ eingeladen.

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In der von „MM“-Chefredakteur Karsten Kammholz und Lokalchef Florian Karlein moderierten, teils hitzigen Debatte vor IHK-Mitgliedern ging es um die Innenstadt-Entwicklung und die städtischen Finanzen. Aber eben auch um die angesprochnen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft. Hier gab es vor allem drei Schwerpunkte:
Kinderbetreuung in Mannheim: eine emotionale Debatte
Das Thema Kinderbetreuung gehörte in der IHK-Runde zu den am emotionalsten diskutierten. „Vor 23 Jahren hatte ich schon ein Problem, einen Krippenplatz zu finden. Und es hat sich nichts geändert“, klagte eine Unternehmerin aus dem Publikum. Ein werdender Vater sagte, er müsse sich schon jetzt kümmern, um überhaupt eine Chance auf einen Betreuungsplatz zu haben.
Den Politikern ist die Dringlichkeit des Problems zumindest bewusst. „Uns fehlen in Mannheim auf der Zeitschiene 5000 Kita-Plätze“, sagte Reinhold Götz (SPD). „Das ist ein Riesenproblem.“ Um die möglichst schnell zu schaffen, sprach er sich neben einer „Fachkräfte-Offensive“ für Erzieherinnen und Erzieher auch für den Bau von Kita-Gebäuden in standardisierter Modulbauweise aus.
Beim bürgerlichen Lager - Holger Schmid (Mannheimer Liste), Birgit Reinemund (FDP) und Claudius Kranz (CDU) - sorgte das für eine Mischung aus Erheiterung und Ärger. „Ich werde wahnsinnig“, sagte Schmid. Die Modulbauweise sei doch das, was Rot-Grün-Rot im Gemeinderat immer abgelehnt habe. Stattdessen, so Kranz, sei die linke Mehrheit immer der Maßgabe der Verwaltung gefolgt, dass man „für jedes Kita-Gebäude einen Architektenwettbewerb machen müsse“. Mit dem Ergebnis, dass die Kinder groß seien, wenn die Kita fertig ist.
Der CDU-Fraktionschef betonte auch, dass man mit einem anderen System als dem bei der Stadt eingesetzten Meki die vorhandenen Plätze so verteilen könne, dass „25 bis 30 Prozent mehr Kinder“ in Betreuung kommen könnten. In München gebe es etwa eine App, mit der Eltern gezielter Betreuungsangebote buchen könnten.
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Nina Wellenreuther (Grüne) stellte klar, dass die Kita nicht nur ein Ort für die Betreuung sei, sondern auch für die Bildung. Und Birgit Reinemund sagte, das größte Problem bei der Schaffung von Kita-Plätzen sei das fehlende - deutschsprachige - Personal. Zumindest etwas Entlastung könne man schaffen, indem die Büroarbeit in Kitas nicht von den Pädagogen, sondern von Verwaltungspersonal erledigt würde. Dennis Ulas (Linke) wünscht sich nicht nur mehr Kita-Plätze, sondern auch kostenlose. Kommunen in Hessen und Rheinland-Pfalz böten die an. Für Mannheim sei das ein Standortnachteil, so Ulas. „Hier müsste das Land finanziell weiterhelfen.“
Wohnen in Mannheim: ein Thema mit unterschiedlichen Schwerpunkten
Ein Mitarbeiter sucht eine Wohnung, und in Feudenheim wird ihm „eine Abstellkammer für 900 Euro“ angeboten - so schildert ein Unternehmer aus dem Publikum sein Problem mit dem Mannheimer Wohnungsmarkt. Bei diesem Thema gehen die Meinungen in der Politik zum Teil deutlich auseinander. In Mannheim werde viel über sozialen Wohnungsbau gesprochen, kritisiert FDP-Vertreterin Reinemund. Es gehe zu wenig um Fach- und Führungskräfte, die oft vergeblich nach Eigentum suchten.
SPD-Vertreter Götz hielt dagegen. „Wir haben auf den Konversionsflächen eine ganze Menge an Eigentumswohnungen gebaut, die auch Führungskräfte nachfragen.“ Aber generell sei der Platz eben begrenzt. „Wenn wir zu viele Flächen für Einfamilienhäuser ausweisen, fehlt der Platz für Geschosswohnungsbau.“ Auch Ulas macht sich für „preiswertes Wohnen“ in Geschossbauweise stark. AfD-Vertreter Ernst kritisiert, dass die (Energie-)Auflagen beim Bauen viel zu umfangreich seien. „Die machen das Bauen teuer.“
Klimaschutz und Energie in Mannheim: viele Aspekte beim Zukunftsprojekt
Vielleicht die überraschendste Nachricht des Abends: Die Mannheimer AfD leugnet - anders als früher im Gemeinderat - den Klimawandel nicht mehr. Ja, den gebe es, so AfD-Vertreter Ernst. Aber das kleine Deutschland allein könne dagegen nichts machen. Bei den anderen Kandidaten dagegen gibt es unterschiedlich Schwerpunkte: ML-Vertreter Schmid will mit Anreizen statt Verboten arbeiten („Klimaschutz muss Spaß machen“). Außerdem müsse die Stadt bei ihrer Wärmeplanung stärker berücksichtigen, dass sich Wärmepumpen für viele Häuser eben auch nicht eigneten.
Kranz betonte, dass laut Heizungsgesetz - „dank der FDP“ im Bund - auch eine wasserstofffähige Gasheizung mit Biogas weiterbetrieben werden könne. Wellenreuther sagte, man müsse jetzt im Energiebereich eben „Versäumnisse der letzten 40 Jahre“ aufholen. Als Hauptprojekt in Mannheim sieht sie den Umbau der Industrie hin zur Versorgung mit erneuerbarer Energie.
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