Die Arme hoch, dann die Arme ausschütteln, etwas auf der Stelle hüpfen, ein- und ausatmen: Ehe der erste Ton erklingt, sieht es fast wie eine Gymnastikrunde aus. Das Mitmachkonzert auf der Bühne in der Parkschale des Spinelli-Areals der Bundesgartenschau beginnt ungewöhnlich. Aber Katharina Linn, die Leiterin des Gemischten Chores „Cantonia“ des Feudenheimer Gesangvereins Teutonia, weiß genau, was sie da macht.
„Entspannung kann man lernen“, sagt sie und bezieht in ihre Lockerungsübungen, die sonst vor Singstunden üblich sind, das ganze Publikum mit ein – und das wirkt erkennbar gerne mit. „Ihr macht das gut“, lobt sie. Nicht der Chor solle heute die Hauptperson sein, sondern die Zuhörer, die mitsingen.
Dabei ist der Chor „Cantonia“ eigens anlässlich der Bundesgartenschau gegründet worden. 2021 hat der traditionsreiche, von 1862 stammende Feudenheimer reine Männergesangverein einen Gemischten Chor ins Leben gerufen. Er wollte „Buga-Chor“ werden, hoffte auf zahlreiche, mindestens monatliche Auftritte. Ganz so viele sind es doch nicht geworden. Aber er war im Januar zur Buga-Werbung auf der Stuttgarter Reisemesse CMT engagiert und beim großen Chorfestival des Kurpfälzer Chorverbandes auf der Hauptbühne dabei. Weitere drei Auftritte werden noch folgen. „Und es ist schon klar, dass der Buga-Chor auch nach der Buga zusammenbleibt – und bei der nächsten Bundesgartenschau in Mannheim in 40 Jahren treten wir wieder auf“, so Teutonia-Vorsitzender Dieter Kern in seiner Begrüßung. Denn die Chorgründung ist – mit über 100 Mitgliedern – ein Erfolg, der dem Verein viele neue Mitglieder brachte.
Mehr als 80 sind an dem Abend da, dazu der Jugendchor TeuTones. „Einige unserer älteren Mitglieder wollten nicht, wegen der Hitze“, erklärt Kern. Aber immerhin habe die Buga-Gesellschaft gehbehinderte Sänger per Elektrokarren abgeholt, und kostenlos Wasser bekommen die Sänger von Buga-Mitarbeitern ebenso. Auch ans Publikum wird Wasser von der Buga verteilt. „Die Zusammenarbeit ist schon sehr gut“, lobt Dieter Kern dankbar die Unterstützung.
Immerhin sind über 100 Zuhörer gekommen, die in der noch heißen Abendsonne im Schatten von Bäumen oder Schirmen sitzen. „Ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute kommen – die Bühne hier ist ja etwas abgelegen, der Weg durch die pralle Sonne weit“, freut sich Cornelia Blume, die Sprecherin des Gemischten Chores, über die gute Resonanz. Und als Chorleiterin Katharina Linn dann die Arme hebt und den Takt vorgibt, singen tatsächlich so viele Leute mit, dass ein paar abendliche Spaziergänger auf dem Gelände überrascht stehenbleiben.
Hymne auf die Buga
„Freedom is coming“ heißt das erste Lied, das viele Menschen dann doch aus vollem Herzen mitsingen. „Wach auf, meins Herzens Schöne“ folgt. Das traditionelle afrikanische Lied „Siyahamba“ einzustudieren, dauerte dann doch schon etwas länger – mit den englischen Zeilen „We are marching in the light of God“ geht das schneller. „We are the world, we are the children“ ist vielen im Publikum erkennbar gut bekannt, ebenso „Geh aus, mein Herz, und suche Freud!“ „Leute unter 50 kennen das eher nicht“, vermutet Katharina Linn zunächst noch – aber das bestätigt sich dann gar nicht.
Vor „Die Gedanken sind frei“ singen alle noch das eigens von der Chorleiterin mit Christoph Kalmbach komponierte und getextete „Buga-Lied“. „Auf zur Bundesgartenschau! Wir wolln’ was erleben, was kanns Schöneres geben – Oho“, heißt es da, und in diese Hymne auf Luisenpark und Wasserturm sowie die Buga-Leitthemen („Klima und Energie, sind wichtig wie nie“) stimmen alle gerne ein.
Unter den Singenden ist sogar eine Buga-Besucherin aus Berlin: Marianne Hastall. Sie erwischt das Liedblatt, das mit einem Kleeblatt gekennzeichnet ist, und bekommt von Dieter Kern zudem ein Dubbeglas mit Teutonia-Logo. Und mit „Happy Birthday“, per Video gesendet, gratulieren die Chormitglieder der Feudenheimer Apothekerin Eva Wolfmüller, die gerade Notdienst hat und der Teutonia eng verbunden ist.
„Es hat viel Spaß gemacht“, findet Cornelia Blume nach dem Konzert. Über die vielen Zuhörer und Mitwirkenden ist sie immer noch angenehm überrascht. „Es ist ja auch ein tolles Ambiente, ein tolles Flair hier“, meint sie zufrieden nach dem Auftritt. „Toll, lustig, leicht, locker – richtig angenehm“, fasst auch Rita Quintel den Abend zusammen. So positiv sieht das ebenso Peter Jaspers: „Es war schon ein Erlebnis, hier auf der Buga-Bühne zu singen – und dann waren auch noch sensationell viele Leute da, das hätte ich gar nicht erwartet“, meint er. Auch die Technik und die Betreuung durch die Buga-Gesellschaft lobt er: „Alles war top.“
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