Bundesgartenschau

Welcher kreative Kopf hinter der Mannheimer Buga-Kathedrale steckt

Sie arbeitete im Rosengarten und im Nationaltheater Mannheim und ist jetzt als Bühnenbildnerin weltweit unterwegs: Anna Kirsch. Die Szenografin hat sich angeschaut, was aus ihrem Konzept auf der Buga 23 geworden ist

Von 
Peter W. Ragge
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Von ihr stammt das kreative Konzept: Anna Kirsch, die Bühnenbildnerin, vor der Kirche auf der Buga. © Michael Ruffler

Mannheim. Zwischen Aufträgen in Neapel, Mainz und Zürich hat sie es gerade noch geschafft, kurz vor dem Ende der Bundesgartenschau. Zufrieden steht Anna Kirsch unter dem Dach aus 10.000 im Wind flatternden Streifen, die aus alten Fahnen und Bannern geschnitten wurden. „Ist doch ein tolles Ergebnis“, schaut sich die aus Mannheim stammende, aber inzwischen weltweit tätige Szenografin in der von ihr entworfenen Kirche auf der Buga um.

Auch wenn das in ihrer Branche eigentlich üblich ist - Anne Kirsch selbst ist viel zu natürlich-bescheiden, um hier jetzt groß aufzutrumpfen. Aber dem glücklichen Strahlen der 37-Jährigen sieht man doch an, wie sehr sie sich freut, dass sie für die Bundesgartenschau in ihrer Heimatstadt einen so zentralen Ort gestalten durfte, der so stark frequentiert war, so gefallen hat und so gut angenommen wurde. „Es ist ein Ort geworden, der räumlich, ästhetisch und kommunikativ gut funktioniert“, formuliert sie einfach nur.

Auftrag vom Rosengarten Mannheim erhalten

Viel mehr Lob kommt von ihrem Auftraggeber. „Richtig mega gut“ sei das geworden, sagt Joachim Grafen, Head of Conception & Creation bei der m:con - mannheim:congress-gmbh. Er ist der kreative Kopf des Teams bei der m:con, das im Rosengarten, aber auch weit darüber hinaus bundesweit Ideen für Events von Firmen und Verbänden entwickelt. Dieses Team hat bereits 2020 den bundesweiten Wettbewerb um das Gestaltungs- und Kommunikationskonzept der Kirche auf der Buga gewonnen und dann mit Landschaftsplanern umgesetzt.

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„Als der Zuschlag kam, habe ich gleich Anna ins Boot geholt“, sagt Grafen. Sie hatte mit dem Rosengarten als Partner ein Duales Studium in Veranstaltungsmanagement absolviert und dann drei Jahre in der Abteilung Projektmanagement und -entwicklung gearbeitet. Allerdings unterlief Grafen damals, wie er heute augenzwinkernd sagt, „eine meiner größten personellen Fehlentscheidungen“. Er ermöglicht ihr nämlich eine zweimonatige Hospitanz für Regie und Bühnenbild an der Oper Frankfurt, wo er einst selbst als Dramaturg gearbeitet hat.

Leidenschaft fürs Theater entdeckt

Seither hat Anna Kirsch die Leidenschaft fürs Theater gepackt - und nicht mehr losgelassen. Sie absolvierte 2013-17 ein Masterstudium in Szenografie in Dortmund, arbeitete anschließend als Bühnenbildassistentin am Nationaltheater Mannheim sowie an den Münchner Kammerspielen. 2018 entwarf sie etwa das Bühnenbild zu Monteverdis „Marienvesper“ in der Regie von Calixto Bieito für das Nationaltheater. Seit der Spielzeit 2020/21 ist sie freischaffend tätig - gelegentlich gerne auch für die m:con.

Die Entwicklung des Projekts habe ihr „total Spaß gemacht“, sagt Anna Kirsch. Für sie lief das immer parallel zum Theater. Aufträge gab es stets genug, von der Staatsoper Prag über das Opernhaus Zürich, die Oper Paris und das Teatro di San Carlo in Neapel, wo am 25. Oktober Premiere der Rossini-Oper „Maometto II“, auch in der Regie von Bieito, ist. Für Februar 2024 hat sie schon einen Auftrag der Opéra Bastille Paris. Ein interaktives Ausstellungsprojekt von ihr, zunächst für Dortmund entwickelt, ist ab Januar 2024 im Kunstverein Ellwangen zu sehen.

Schließlich hat Anna Kirsch erst 2022 im Kopenhagener Opernhauses zusammen mit der Regisseurin Victoria Stevens den zweiten Preis beim Europäischen Opernregie-Preis (Camerata Nuova/Opera Europa) bekommen - und als Preis den Auftrag „The House of Usher“, an der Staatsoper Hannover zu inszenieren.

Barcelona als Vorbild für Anna Kirsch

Aber dazwischen riefen immer mal wieder die m:con oder die Kirchen in Mannheim. In zwei großen Workshops mit den beiden Dekanen sowie dem Team der Kirche auf der Buga habe man das Konzept für das 700 Quadratmeter große Ausstellungsgelände entwickelt, dann mit Gemeindevertretern diskutiert. „Wichtig waren Offenheit, Transparenz, aber auch das Anknüpfen an Traditionen“, gibt Joachim Grafen den Auftrag wieder.

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Anna Kirsch kreierte dazu die Idee für den, wie es schließlich genannt wurde, Möglichkeitsgarten der Kirche. Der Grundriss knüpft an die Kathedrale von Santa Eulalia in Barcelona an, mit einem Kirchturm aus großen Robinienstämmen, einem Kirchenschiff und einem Kreuzgang mit Bachlauf zum Verweilen sowie dem Flatterdach als optisch attraktivem Schattenspender. Und in dem Kreuzgang erklingt immer Musik - auch dank einer Kooperation von m:con und Kirchen mit der Popakademie, denn die stammt vom Komponistenkollektiv „Tonkönig“ aus Jonny König, David König und Chris Gajny.

Aus Materialien der Kathedrale wird ein Spielplatz in Mannheim gebaut

„Es ist ein tolles Ergebnis geworden“, freut sich Anna Kirsch, dass ihr Konzept funktioniert hat, zum Hingucker und beliebten Treffpunkt geworden ist. Dass das alles nach dem 8. Oktober komplett abgebaut wird, schmerzt sie nicht. „Ich kenne das ja vom Theater, dass Bühnenbilder nach der Inszenierung verschwinden und nicht für die Ewigkeit sind“, erklärt sie. Zudem sei es „ein superschönes Ende, total gut und sinnvoll“, dass den Materialien gemäß dem Nachhaltigkeitsgedanken „ein zweites Leben eingehaucht wird“, so Anna Kirsch über die Pläne, aus dem Möglichkeitsgarten der Kirche 2024 einen Mehrgenerationenspielplatz auf der Rheinau zu bauen.

Auf die Szenografin wartet schon der nächste Auftrag aus Mannheim: Sie arbeitet mit am Wintermärchen „Der Silbersee“ von Kurt Weill, das im Dezember in der Oper vom Nationaltheater in der Alten Schildkrötfabrik Premiere haben wird.

Redaktion Chefreporter

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