Bundesgartenschau

Was Gästeführerinnen auf der Mannheimer Buga erleben: „Viele waren begeistert“

Der Luisenpark ist schön, Spinelli aber interessanter – welche Erfahrungen Gästeführer auf der Mannheimer Buga gemacht haben, welche Gruppen besonders interessiert waren und wo auch mal gemeckert wurde

Von 
Peter W. Ragge
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Erkennbar an der roten Weste der Tourist-Info: Gästeführerin Christiane Säubert beim Start mit einer Gruppe auf dem Spinelli-Gelände der Bundesgartenschau. © Michael Ruffler

Mannheim. „Zu 99 Prozent super“, fasst Christiane Säubert die Reaktionen der Besucher zusammen, „durchweg positiv“ ist die Erfahrung von Liane Weber. Sie gehören zu den knapp 100 Gästeführern, die im Auftrag der Tourismus Stadt Mannheim GmbH während der Bundesgartenschau mehr als 2700 Gruppen über das Spinelli-Gelände sowie durch den Luisenpark geführt haben. Viele bedauern, dass das sommerlange Fest nun vorbei ist, und wollen künftig als Stadtführer arbeiten.

Christiane Säubert wird am Sonntag, am Abschlusstag der Bundesgartenschau, noch die letzte Führung übernehmen. Rund 60 hat sie dann, teilweise auch in Englisch, auf beiden Geländen absolviert. Dabei ist sie Spinelli „emotional eher verbunden“, so die Feudenheimer Betriebswirtin und Beraterin, denn dort in der Nähe wohnt sie. „Ich habe noch miterlebt, wie die Amerikaner um die Kaserne herumgejoggt oder mit ihren Fahrzeugkolonnen herausgefahren sind“, so Säubert.

Buga-Führungen in vielen Sprachen: Englisch, Spanisch oder „Mannemerisch“

Natürlich seien, etwa bei Betriebsausflügen, „auch mal Leute mit nicht ganz so viel Lust“ dabeigewesen oder Menschen, die nach längerer Anreise bereits müde waren. „Aber der Großteil war sehr, sehr interessiert, und es hat mir super viel Spaß gemacht“, blickt sie zurück. Faszinierend seien etwa Führungen mit Gärtnern gewesen: „Die haben jede Pflanze mit Namen begrüßt“, sagt sie lachend. Klar sei allerdings, dass das Spinelli-Gelände „ohne Führung für viele Leute nur sehr schwer zu verstehen ist“. Kritische Stimmen habe es aber kaum gegeben, „viele waren begeistert“.

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Ruben Scheller-Heneka hat sich deshalb allein auf Spinelli-Führungen konzentriert –– und davon im Schnitt drei die Woche absolviert. „Der Luisenpark ist sicher der schönere Park, aber Spinelli ist für mich der interessantere“, so der pensionierte Biologe, der auch Mitglied im BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) ist. Spinelli habe ihm die Chance geboten, „ein breites Publikum an wichtige Nachhaltigkeitsthemen heranzuführen“. Zwar habe er „anfangs oft Vorbehalte erlebt, weil es aussieht wie eine Steppe“, gesteht er. „Aber je länger man die Leute informiert, umso mehr gefällt es ihnen dann, was geboten wird – oft wider erwarten“, hat Scheller-Heneka erfahren.

Natürlich habe er auch immer an den herrlich blühenden Rosen- und Dahlien-Feldern auf Spinelli vorbeigeführt, „aber viele Gäste waren dann doch auch beeindruckt von der Themenfülle und den modernen Lösungsansätzen für Klimathemen“, erklärt er. „Geradezu verblüfft“ hätten auswärtige Besucher oft darauf reagiert, dass das Spinelli-Areal unbebaut bleiben soll. „Mit dem Klimapark hat Mannheim wirklich ein tolles, zukunftsweisendes Grünprojekt, um das uns andere Städte noch beneiden werden“, findet der Biologe. „Allerdings muss es Pflegepläne geben, dann kann das noch richtig gut werden“, ist er überzeugt.

Ticketinfos

  • Die Bundesgartenschau läuft noch bis einschließlich Sonntag, 8. Oktober.
  • Die Haupteingänge Luisenpark und Spinelli-Park sind von 9 Uhr bis 20.30 Uhr geöffnet. Die Eingänge am Fernmeldeturm und der Nordeingang Spinelli-Park sind bis 19.30 Uhr zugänglich. Die Kassen schließen nach wie vor um 19 Uhr, danach ist ein Zutritt nur möglich, wenn man schon eine Karte hat.
  • Die Seilbahn fährt täglich ab 9 Uhr, letzter Zustieg 21.45 Uhr.
  • Tageskarten kosten 23 Euro, wenn man sie im Internet kauft (buga2023.de), an der Tageskasse 27 Euro. 

Fehlenden Schatten auf Spinelli hat Scheller-Heneka als einzigen Kritikpunkt gehört – ebenso wie Juan Veredas. Der Maschinenbauingenieur in Altersteilzeit absolviere über 60 Führungen, teils in Englisch und Spanisch „oder auch in Mannemerisch“, wie er sagt. Vom Schatten abgesehen sei die Resonanz „stets sehr, sehr gut“ gewesen, erlebte er, wobei auf Spinelli vor allem die Dahlien- und Rosenbeete als „extrem schön“„ empfunden worden seien. Doch letztlich sei der Luisenpark als der schöne Park, Spinelli indes als interessant wahrgenommen worden, „wenn man die nötigen Hintergrundinfos hat“. „Ohne Führung verstehen die Leute Spinelli nicht“ – diese Erfahrung hat auch Christopher Kern gemacht. Der Luisenpark werde stets als ein sehr schöner Landschaftspark gelobt, aber „auf Spinelli erlebt man dann bei vielen Leuten richtig einen Aha-Effekt, da macht es Klick“. Daher habe es ihm „großen Spaß gemacht, diese Zukunftsthemen zu vermitteln“, so der IT-Fachmann Christopher Kern, der neben dem Beruf pro Monat etwa zehn Führungen absolvierte.

Lob für neue Parkmitte im Mannheimer Luisenpark

Seinen, wie er sagt, „Gänsehautmoment“ hat er aber im Luisenpark erlebt. Da sei in einer Reisegruppe aus Bayern eine über 80-jährige Dame im Rollstuhl dabei gewesen, die Tränen in den Augen gehabt hätte. Im Gespräch stellte sich dann heraus, dass sie früher in Mannheim lebte und zur Bundesgartenschau wieder in die alte Heimat gekommen sei. „Und sie war so beeindruckt, sie hat sich so gefreut, wie sich der Luisenpark entwickelt hat“, erzählt er.

Liane Weber begleitete daher nur Gäste durch den Luisenpark, wo sie schon früher zum Gästeführerteam der Stadtpark-Gesellschaft zählte. Etwa 50 Gruppen hat sie nun während der Bundesgartenschau betreut, oft verbunden mit einer Fahrt in der Duojing-Bahn und Stopps zum Aussteigen etwa am Teehaus oder in der Neuen Parkmitte. Die sei „wahnsinnig gut angenommen“ worden. „Viele Leute lobten, wie sehr sich die Bauten in den Park einfügen“. Nach der Unterwasserwelt, die ja sehr verspätet und dann nur teilweise geöffnet hat, habe „fast keiner nachgefragt“. Vielmehr seien die Neubauten so gut angekommen, „dass viele Besucher gesagt haben, dass sie wiederkommen“.

Weber ist daher überzeugt, dass Mannheim langfristig von der Bundesgartenschau profitiert. „Das strahlt sicher auf die Stadt ab“, meint sie – und steht damit nicht allein. „Die Buga prägt das Bild von Mannheim in den nächsten Jahren, ja Jahrzehnten“, so Christopher Kern. Und er sei „extrem stolz, dass ich ein Teil davon sein durfte“. Schließlich habe sich auch unter den Gästeführern ein „enormer emotionaler Zusammenhalt entwickelt“, weshalb das Ende jetzt von vielen bedauert werde: „Das wird für viele eine sehr emotionale Kiste“.

Redaktion Chefreporter

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