Mannheim. Für Dietrich Grönemeyer ist Mannheim die Stadt der besonderen Auftritte. 2009 hatte der bekannte Arzt, Buch-Autor und Bruder des Musikers Herbert Grönemeyer, in der SAP-Arena die „größte Schulklasse der Welt“ unterrichtet. Damit sicherte er sich einen Platz im Guinness-Buch der Rekorde. 10 000 Kinder lernten damals, wie sie gesund und fit bleiben.
Medizinisches Wissen alltagstauglich zu machen, das bleibt dem Professor ein wichtiges Anliegen. Deshalb ist er am Donnerstagnachmittag zur Bundesgartenschau gekommen, um über die Heilkraft des Thymians aufzuklären - eine Pflanze, die jeder und jede im Garten, auf dem Balkon oder der Fensterbank wachsen lassen kann.
Grönemeyer erklärt: So hilft Thymian gegen Erkältung
„Thymian ist meine Lieblingspflanze“, gesteht Dietrich Grönemeyer den Buga-Gästen, die gerade zu ihm in die Gondel gestiegen sind. Diesmal hat er den Vortragsraum kleiner gewählt als die Arena vor 14 Jahren. Dafür geht es jetzt in luftige Höhen.
Bei der Seilbahnfahrt vom Luisenpark zum Spinelli-Gelände erklärt der Wissenschaftler, wie das Kraut beim Anflug einer Erkältung wirken kann. „Einfach frische Blätter zu einem Tee aufbrühen: Das hilft im ersten Schritt schon mal.“
Buch zum Thema
- Dietrich Grönemeyer hat zusammen mit seiner Tochter, der Heilpraktikerin Friederike Grönemeyer, auch ein Buch geschrieben, wie man Heilkräuter zu Hause selbst richtig einsetzen kann.
- Es heißt „Selbst heilen mit Kräutern – Pflanzenheilkunde für zu Hause“ (Verlag Becker-Joest-Volk, 384 Seiten, ISBN-10: 3954531631).
Grönemeyer ist es wichtig zu betonen, dass Naturheilkunde und Schulmedizin für ihn keine Gegensätze sind. Er erinnert die Mitfahrenden in der Gondel daran, dass sie zumeist selbst wüssten, was ihnen guttut. „In jedem von uns steckt doch ein kleiner Medicus“, meint Grönemeyer lachend. „Deshalb braucht es bei einer leichten Erkältung nicht gleich ein Hammermedikament, das der Arzt verschreibt.“ Die um ihn Sitzenden nicken.
Bei heftiger Erkrankung müsste es dennoch auch mal ein Antibiotikum sein, macht der Fachmann deutlich, der „kein Öko-Apostel“ sein will. Allerdings wirkten Antibiotika bei Atemwegsinfektionen häufig nicht, da meist ein viraler Infekt zugrunde liege. „Außerdem verursachen sie Nebenwirkungen und leisten der Entwicklung von Resistenzen Vorschub“, sagt Grönemeyer.
Hilfe gegen Husten
Ein pflanzliches Mittel sei bei Erkältungskrankheiten eine sinnvolle Alternative, findet er. Thymian-Extrakt könne beispielsweise bei Bronchitis eingesetzt werden, bei Schleimhautentzündungen der oberen Atemwege, bei unterstützender Behandlung von Keuchhusten sowie bei der Therapie von Entzündungen der Mundschleimhaut.
Ist der Husten erstmal da, kann das ätherische Öl aus den Blättern der Thymianpflanze schleimlösend, antibiotisch und entkrampfend wirken - vor allem auf die Bronchien, erläutert Grönemeyer und empfiehlt Inhalieren - aber auch Hustentropfen oder -saft aus der Apotheke, die auf einem hochkonzentrierten Thymian-Auszug basieren.
„Das Wuschel-Grün benutzen Menschen übrigens schon seit 4000 Jahren“, verrät der Professor, während er über die kleine Staude streicht, die er in einem Blumentopf zur Gondelfahrt mitgenommen hat. Die alten Ägypter etwa nutzten das Thymian-Öl beim Einbalsamieren der Mumien. Die griechischen Kämpfer sollen ein Thymian-Bad genommen haben, bevor sie in einen Krieg zogen. „Nicht umsonst bedeutet ,thymos’ so viel wie Lebenskraft oder Mut“, so der Experte.
Im Mittelalter haben Hildegard von Bingen und heilkundige Mönche Thymian in Klostergärten angebaut. „Und auch heute sollten wir nutzen, was die Natur uns bietet“, betont Grönemeyer und fordert „konsequent mehr wissenschaftliche Studien in diesem Bereich“.
Grönemeyer gibt Tipps gegen Arthritis
Die achtminütige Gondelfahrt vergeht den interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern viel zu schnell. Einige davon finden sich später im Apotheker-Garten auf Spinelli ein. Nachdem der Professor über Stunden hinweg seinen kompakten Vortrag - von Seilbahnstation zu Seilbahnstation - immer wieder gehalten hat, wirbt er auch am Abend noch für die Kraft der Kräuter.
In dem Buga-Bereich, der sich dem Thema ebenfalls verschrieben hat, wachsen in überdimensionierten Teetassen etwa neben Thymian unter anderem Ringelblumen, Schwarzer Holunder, Salbei und Malve, die in der nahenden Erkältungssaison helfen sollen. Eine andere Tasse mit Seifenkraut, Römischer Kamille, Schafgarbe und Johanniskraut widmet sich der Hautgesundheit, eine weitere mit Melisse, Lavendel und Hopfen dem Schlaf und der Beruhigung.
„Und bei Arthritis hilft Kurkuma“, beantwortet Dietrich Grönemeyer die Frage einer Besucherin und erinnert daran, dass auch selbst gekochtes Essen mit frischen Zutaten und leckeren Gewürzen zur Gesunderhaltung beiträgt. Und zu was greift der Arzt und begeisterte Hobbykoch, wenn er selbst am Herd steht? Natürlich zu seiner Lieblingspflanze - dem Thymian.
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