Mannheim. Wie viele Auto-Stellplätze braucht man in einem neuen Stadtteil? Auf Franklin gibt es seit langem Beschwerden über zu wenig Parkflächen. Auf Spinelli ist vergangene Woche die Billigung des Bebauungsplans für den dritten Bauabschnitt an dieser Frage gescheitert. Einige Hintergründe zu einem oft umstrittenen Thema.
Wie viele Autos gibt es in Mannheim im Durchschnitt?
Das zeigt eine Analyse der Stadtverwaltung, die Hanno Ehrbeck, Leiter des Fachbereichs Stadtplanung, nun im Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik vorgestellt hat. Demnach kommen auf 1000 Haushalte in der Stadt knapp 800 Autos: Diese Zahl ist in den vergangenen 15 Jahren mehr oder weniger konstant geblieben.
Wo gibt es besonders viele und wo deutlich weniger Autos?
Dieses Ergebnis scheint nicht gerade überraschend: Je weiter entfernt vom Zentrum ein Stadtteil liegt, desto höher ist dort die Pkw-Dichte – zumindest grob. So sind in der Innenstadt pro 1000 Haushalte lediglich 400 Autos zugelassen. In der Neckarstadt-Ost sind es rund 600. Und auf der Vogelstang knapp 1000: Das bedeutet, dass dort durchschnittlich jeder Haushalt über ein Auto verfügt.
Gelten diese Werte auch für neue Baugebiete?
Nein. Dort gibt es laut Ehrbeck „in aller Regel deutlich höhere Pkw-Besitzquoten“. Im Glücksteinquartier haben die Bewohnerinnen und Bewohner etwa statistisch gesehen 16 Prozent mehr Autos als im Lindenhof. In der neuen Bebauung auf T4/T5 leben Menschen, die im Schnitt rund 50 Prozent mehr Pkw haben als die anderen Innenstadtbewohner.
Und im modernen Main-Kinzig-Areal in der Neckarstadt-Ost wird der Stadtteil-Durchschnitt sogar um drei Viertel überschritten. Ehrbecks Erklärung: Neubauten sind teurer, weshalb dort häufig Menschen lebten, die eher über ein oder zwei Autos verfügten.
Wie sieht es auf den Konversionsgebieten aus?
Interessanterweise ist dort die Lage etwas anders: Sowohl auf Turley als auch auf Spinelli unterscheidet sich der Pkw-Besitz kaum von den umliegenden Stadtteilen. Konkret heißt das, dass auf Turley auf 1000 Haushalte rund 815 Autos kommen. Auf Spinelli sind es rund 940. Auf Franklin gibt es im Vergleich zur Vogelstang drei Prozent mehr Pkw, nämlich rund 1030 pro 1000 Haushalte. Ehrbecks Fazit: „Durch Aufsiedlungspolitik und Mobilitätskonzepte gelingt es, diese Entwicklung zu begrenzen.“
Warum ist der Spinelli-Bebauungsplan geplatzt?
Die Stadt wollte die privaten Investoren dazu verpflichten, beim dritten Bauabschnitt pro Wohnung einen Stellplatz zur Verfügung zu stellen – anstatt 0,8 wie bei den ersten beiden Bauabschnitten. Wobei das Konzept auf Spinelli vorsieht, dass diese Parkplätze zentral in einem Parkhaus („Quartiersgarage“) untergebracht werden, und nicht in Tiefgaragen unter den Gebäuden.
Für die Grünen und die LTK-Fraktion um die Linken waren das zu viele Parkplätze – für AfD und FDP/MfM zu wenig, weshalb deren Vertreter den Bebauungsplan ablehnten – und dieser keine Mehrheit fand.
Um wie viele Stellplätze ging es konkret?
Rund 280 Wohnungen sollen in diesem Teilbereich nördlich der Anna-Sammet-Straße gebaut werden. 15 Prozent Parkplätze rechnet die Stadtverwaltung ohnehin immer drauf, etwa für Besucher oder Handwerker. Bei einem Faktor von 1,0 wären es somit 311 Stellplätze gewesen, bei 0,8 laut Ehrbeck 255.
Wie geht es in der Sache weiter?
Das steht noch nicht fest: Theoretisch kann ein Thema nach einer Ablehnung frühestens ein halbes Jahr später erneut behandelt werden. Hinter den Kulissen soll es jedoch Überlegungen geben, den Bebauungsplan entgegen dem üblichen Verfahren schon vorher im Gemeinderat zu diskutieren – um ihn da dann doch noch irgendwie zu verabschieden.
Warum soll es auf Spinelli Quartiersgaragen geben?
Das Wohngebiet ist als autoarmes konzipiert. Pkw sollen auf den öffentlichen Flächen eine untergeordnete Rolle spielen. Die in den Parkhäusern zentralisierten Stellplätze minimieren den Anliegerverkehr, schaffen durch den Gang von oder zur Garage Begegnungen, lassen den Innenhöfen durch den Tiefgaragenverzicht mehr Entfaltungsspielraum – und können theoretisch irgendwann durch andere Gebäude ersetzt werden. Natürlich bestehen aber auch Nachteile: Lasten müssen zur Wohnung getragen werden – und die Stellplätze kosten Miete.
Wie ist die Situation auf Franklin?
Dort gibt es nach Angaben der städtischen Entwicklungsgesellschaft MWSP aktuell etwa 690 öffentliche Pkw-Stellplätze: rund 370 am Straßenrand für Kurzzeitparker sowie mehr als 300 auf drei bewirtschafteten Flächen. Laut MWSP-Chef Achim Judt sind die bewirtschafteten Flächen jedoch „zum großen Teil leer“. Seine Erklärung: „Die Menschen möchten kostenlose Stellplätze direkt vor der Haustür.“
Wie geht es auf Franklin weiter?
Im Frühjahr soll dort die erste Stufe des neues Parkkonzepts umgesetzt werden. Kernpunkt ist eine Parkscheibenpflicht, um die Parkdauer zu begrenzen. Voraussichtlich 2026 ist die zweite Stufe geplant: Dann soll eine Parkscheinpflicht eingeführt werden. Nach der Fertigstellung des Stadtteils wird es dort etwa 900 öffentliche Parkplätze geben.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-warum-mannheim-ueber-die-parkplaetze-auf-spinelli-streitet-_arid,2251930.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-nach-der-blockade-das-passiert-auf-spinelli-und-das-nicht-_arid,2250633.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/feudenheim_artikel,-feudenheim-parkhaus-auf-spinelli-gelaende-steht-allen-offen-_arid,2195382.html