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Nach der Blockade: Das passiert auf Spinelli - und das nicht

Streit um die Zahl der Auto-Stellplätze, spätere Gesamtentwicklung und eine Straßenbahn, die wohl ein Luftschloss bleibt: Das ist die Lage im neuen Mannheimer Wohngebiet Spinelli nach der Blockade im Gemeinderatsausschuss

Von 
Martin Geiger
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Aus der Luft ist es deutlich zu sehen: Spinelli wächst. Zurzeit wohnen knapp 700 Menschen dort. © Johannes Vogt/MWSP

Mannheim. Eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit knapp 50 Quadratmetern für 1170 Euro Warmmiete, eine Drei-Zimmer-Wohnung mit 77 Quadratmetern für 1855 Euro warm oder eine 110 Quadratmeter große Vier-Zimmer-Wohnung für monatlich insgesamt 2360 Euro - und das alles ab Februar 2025, im Neubau, mit Tiefgaragenstellplatz und Balkon oder Loggia: Die Vermarktung der 123 neuen Wohnungen im Quartierszentrum auf Spinelli läuft bei den einschlägigen Immobilienportalen auf vollen Touren. Etwas anderes ist wegen der verfahrenen Situation im Ausschuss für Umwelt und Technik am Dienstagabend dagegen ins Stocken geraten: die Entwicklung des dritten Bauabschnitts auf Spinelli. Ein Überblick.

1. Bauabschnitt

Der Großteil ist bereits vor der Buga fertig geworden. Nun wird auch das Quartierszentrum vollendet: Der Projektentwickler Deutsche Wohnwerte lässt hier 123 Wohnungen, eine Kita mit sieben Gruppen und Geschäfte für die Nahversorgung errichten. Der erste Teil der „Königskinder“, in dem auch die Kita untergebracht ist, soll im ersten Quartal nächsten Jahres bezogen werden, sagt Achim Judt, Chef der städtischen Entwicklungsgesellschaft MWSP. Das zweite Gebäude, in dem auch ein Rewe-Supermarkt und eine Görtz-Bäckerei eröffnen, werde etwas später fertig, wohl im ersten Halbjahr 2025: „Wegen der Buga und der Platzgestaltung waren hier die Einschränkungen beim Bau größer.“

2. Bauabschnitt

Dieser gliedert sich in zwei Bereiche: Im Osten wird der kleinteilige Geschosswohnungsbau fortgesetzt, bei dem pro Gebäude etwa ein Dutzend Wohnungen vorgesehen sind. Erste Hochbauarbeiten sollen in den nächsten Monaten beginnen. Im Westen entstehen neben Geschosswohnungen eine weitere Quartiersgarage und Gebäude für gewerbliche Nutzungen. Zurzeit werden diese Areale jedoch noch als Einrichtungsflächen benötigt, daher können sie noch nicht vermarktet werden.

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Auch bei den Flächen im Osten sei die Vermarktung kein Selbstläufer mehr, erklärt Judt. Insgesamt seien von den 20 Grundstücken hier - die allesamt nicht allein nach dem höchsten Preis, sondern nach dem besten Konzept vergeben werden - 13 verkauft, sieben also noch zu haben. Teilweise waren die Kaufverträge schon unterschriftsreif, ehe die Investoren doch zurückgezogen hätten, berichtet der MWSP-Chef: „Die Nachfrage der Investoren ist verhalten“, sagt er. „Viele machen ihre laufenden Projekte fertig, sind aber bei neuen sehr zögerlich.“ Das erschwere auch die zeitliche Kalkulation: In drei, vier Jahren, schätzt Judt, sei dieser Bereich komplett bebaut.

3. Bauabschnitt

Seit Dienstagabend fallen auch hier Prognosen schwer: Eigentlich sollten die Rodungsarbeiten bald starten, im April die Erschließungsarbeiten folgen, 2025 sollten die Grundstücke für die 280 Wohnungen ausgeschrieben und ab 2026 bebaut werden. Da die Stadträte im Ausschuss den Bebauungsplan jedoch ablehnten, ist jetzt unklar, wie es weitergeht: „Die Verwaltung wird nun mit den Fraktionen über das weitere Vorgehen sprechen“, teilt eine Sprecherin der Stadt dazu mit.

Entzündet hatte sich der Streit an der Zahl der geplanten Parkplätze, die überwiegend in einer Quartiersgarage entstehen sollen: Die Stadtverwaltung hatte vorgeschlagen, die Investoren dazu zu verpflichten, pro Wohneinheit einen Pkw-Stellplatz zu errichten - anstatt 0,8 wie bei den ersten beiden Bauabschnitten. Den Grünen und der LTK-Fraktion rund um die Linken war das zu viel - der FDP und der AfD zu wenig: So stimmten nur CDU, SPD und ML dem Vorschlag zu - also fünf von zwölf Anwesenden. Damit war der Bebauungsplan abgelehnt.

© Grafik MM

4. und 5. Bauabschnitt

Hier ist noch vieles offen: Die konkrete Erarbeitung der Pläne beginnt erst nächstes Jahr. Der Hintergrund: In diesem Bereich der Wachenheimer Straße, also im Westen der bisherigen Neubebauung, soll nun die geplante neue Gemeinschaftsschule errichtet werden. Wie viel Platz so überhaupt noch für Wohnungsbau übrigbleibt, ist derzeit unklar.

Fertigstellung

Eines steht aber fest: Entgegen dem ursprünglichen Ziel wird Spinelli nicht 2029 vollendet sein. Vielmehr geht Judt von 2033 oder 2034 aus, genau sagen könne das niemand, weil es von Marktlage, Zinsen und Baupreisen abhänge.

Zwar sollen dann 3800 bis 4200 Menschen dort wohnen - für eine Straßenbahntrasse nach Spinelli ist das aller Voraussicht nach jedoch zu wenig, erklärt eine Sprecherin der Stadt: Alle bislang durchgeführten Untersuchungen zeigten, dass das Potenzial an Fahrgästen nicht ausreichend sei: „Folglich ist auch eine Stadtbahn derzeit nicht förderfähig - ohne diese wiederum ist eine Realisierung nicht möglich.“

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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