Wer auf seinem Smartphone die Gartenschau-App öffnet, dem fliegt ein bunter Schmetterling entgegen – und wandelt sich in Sekundenbruchteilen zur hübschen Blüte: Die Animation ist ein netter Einstieg in ein kleines Programm, das Nutzern von Mobiltelefonen auf der blühenden Großveranstaltung einen echten Mehrwert bietet. Die Rede ist hier allerdings nicht von einer App für die gerade gestartete Bundesgartenschau in Mannheim – sondern für die hessische Landesgartenschau in Fulda.
Sie hat gerade begonnen, am 27. April – wenige Tage später als die Großveranstaltung in der Quadratestadt. Aber während sich die Nutzer im osthessischen Zipfel das kleine, aber kraftvolle Programm schon vorab ansehen und mir ihrer Hilfe auch einen Besuch planen konnten, gibt es in Mannheim nichts dergleichen.
Der „Mannheimer Morgen“ wollte von der Buga-Gesellschaft wissen, ob es im Vorfeld Überlegungen zu einer App gab und was die Gründe dafür waren, darauf zu verzichten. Buga-Pressesprecherin Corinna Brod antwortete kurz und bündig: „Unsere Website ist Mobilgerät-optimiert, daher haben wir auf den Einsatz einer App verzichtet.“
Fingerspitzengefühl erforderlich
Tatsächlich lassen sich die Texte der Buga-Webseite auf dem hochformatigen Smartphone-Display leicht lesen, ohne sie mühsam vergrößern zu müssen – wie das bei normalen, nicht für mobile Endgeräte programmierten Webseiten oft der Fall ist. Aber wer sich die Geländepläne von Spinelli oder vom Luisenpark ansehen möchte, braucht viel Fingerspitzengefühl, um damit etwas anfangen zu können. Der Versuch, die Karte mit zwei Fingern zu vergrößern, ist zum Scheitern verurteilt. Und mit einem Finger lässt sich lediglich ein Mini-Ausschnitt anschauen. Nicht wirklich gut, aber ein wenig besser gelingt das auf dem größeren Tablet-Display. Vor allem aber: Viele Funktionalitäten, die eine halbwegs ordentlich gemachte App bietet, fehlen auf der mobilen Webseite völlig – in erster Linie natürlich die Standorterkennung über GPS. Denn durch sie können sich Besucherinnen und Besucher bei ihrem Gang übers Gelände prima orientieren – und zum Beispiel zu einem bestimmten Punkt leiten lassen.
Die App der Landesgartenschau Fulda bietet auf dieser technischen Grundlage beispielsweise auch auf eigene Faust zu erkundende „digitale Geländetouren“ wie die „Alle-Sinne-Tour“ oder die „Entdecker-Tour“ für Kinder ab sechs Jahren an.
Nutzen als Werbeargument
Wie in Mannheim verzichtete die Buga in Heilbronn vor vier Jahren auf eine Smartphone-App. Die Bundesgartenschau in der Havelregion in Brandenburg dagegen nutzte die technischen Möglichkeiten, die sich mit den kleinen Programmen bieten, bereits 2015. Und vor zwei Jahren in Erfurt warb die Stadtverwaltung sogar offensiv damit, „die ganze Buga in einer App“ präsentieren zu können. „430 000 m2 Ausstellungsfläche, mehr als 600 000 Blumen auf 87 000 m2 Blumenbeeten, 50 Themen und Schaugärten – alles das passt in ein Smartphone“, schrieb die Stadtverwaltung im März 2021.
Die App zeigte den Weg zu den jeweils gewählten Punkten von Interesse, ließ sich nach Kategorien wie Essen und Trinken, Ausstellungsthemen oder sanitären Einrichtungen filtern und enthielt die Möglichkeit, zum Beispiel Veranstaltungen als Favoriten abzuspeichern.
Das ist auch ein großer Vorteil der aktuellen Fuldaer Landesgartenschau-App. Die Favoriten sind übersichtlich angeordnet, und der Nutzer oder die Nutzerin können sich an eine Veranstaltung erinnern lassen, von einer Woche bis zu wenigen Minuten vorher. Außerdem ist der automatische Eintrag in einen eigenen Kalender möglich – das immerhin bietet auch die Webseite der Mannheimer Buga.
Im Nachhinein verwendbar
In Erfurt ersetzte nach der Buga 2021 die Egapark-App das Smartphone-Programm zur Bundesgartenschau, wiederum mit GPS-gestützten Lageplänen, Veranstaltungskalendern mit Erinnerungsfunktion und vielen weiteren Features. Die Programmierarbeit zur Buga war also nicht nur für den Moment sinnvoll, sondern hilft auch heute noch Besucherinnen und Besuchern des früheren Gartenschaugeländes.
Vergleichbar gilt das für die App der Brandenburger Landesgartenschau 2022, die in Beelitz über die Bühne ging. Das kleine Programm wird weiter gepflegt und aktualisiert, zum Beispiel bietet es einen Veranstaltungsservice oder einen Audio-Guide, der Wissenswertes über 15 beliebte Spots parat hält.
Ein App-Entwickler aus Mannheim, der namentlich nicht genannt werden möchte, hätte sich die spätere Nutzung und Erweiterung einer Buga-App – zum Beispiel durch die Einbindung des Herzogenriedparks – ebenfalls gut vorstellen können. Und für die derzeit laufende Großveranstaltung hätte er – neben den bereits genannten – weitere nützliche Funktionen für sinnvoll gehalten. Zum Beispiel die Möglichkeit, dass sich Besucher des Luisenparks, die ihr Auto neben Spinelli abgestellt haben, an die letzte Fahrt der Seilbahn erinnern lassen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Verzicht auf eine Buga-App bedeutet Verzicht auf Mehrwert