Mannheim. Am heutigen Sonntag um 11 Uhr in der Kunsthalle – Fabian Burstein, der Leiter des Kulturprogramms der Buga, kann den Termin nur empfehlen. „Er ist ein spannender, pointierter Gesprächspartner“, sagt er über den Künstler Olaf Holzapfel. Der hat auf der Bundesgartenschau eine begehbare Installation realisiert. Sie ist einerseits Teil der Ausstellung „1,5 Grad. Verflechtungen von Leben, Kosmos, Technik“ der Kunsthalle, aber auf dem Gelände der Bundesgartenschau.
Sie trägt den Titel „sie werden dorthin zurückkehren“ und beschäftigt sich mit Fragestellungen des Zusammenwirkens von Natur und Kultur. Im Gespräch mit Kunsthallen-Direktor Johan Holten im Auditorium der Kunsthalle wird er über das Kunstwerk informieren.
Buga-Besucher zeigen sich irritiert
„Er verwendet Materialien, die seit Jahrhunderten Bestandteil der Baukultur sind“, sagt Burstein – nämlich Holz und Stroh. „Es sind lokal verfügbare Ressourcen“, so Burstein, und über Jahrhunderte haben Menschen damit Häuser gebaut. „Die Größe der Stämme hat vorgegeben, wie hoch ein Raum ist, es gab keine normierten Größen, sondern die Natur hat das entschieden“, verdeutlicht er einen Unterschied zu heute. Mit dem Werk habe Holzapfel auch ein Stück des historisch überlieferten Flechthandwerks gezeigt. Sein Werk ist begehbar, „und es löst Irritationen aus“, berichtet er von Reaktionen der Besucher der Bundesgartenschau.
Burstein war beim gesamten Kulturprogramm wichtig, das es „kein Abklatsch“ sein soll von etwas, das ohnehin schon besteht. Beim Musikprogramm setzt er auf Koproduktionen, bei der bildenden Kunst auf lokale Partner – unter anderem die Kunsthalle. Hier ist die Bundesgartenschau Schauplatz der Ausstellung „1,5 Grad“. „Wir haben uns auf monumentale Werke konzentriert, die auf der Fläche stehen und die in dieser Form in einem Museum nicht möglich wären, aber bei uns in der Landschaft ein Raumerlebnis schaffen“, erläutert er.
Neben Olaf Holzapfels begehbarer Skulptur „sie werden dorthin zurückkehren“ ist ein zweites Werk im Rahmen der „1,5 Grad“-Ausstellung in Kooperation mit der Kunsthalle entstanden: die Installation von Fabian Knecht mit dem Titel „Isolation (52°33’44.1”N 14°03’12.8”E)“. „Wir sind miteinander auf unserem gelände spazieren gegangen, und er wollte genau hier her“, deutet Burstein auf die Fläche – ein Areal, das eigentlich brach liegt, weil hier sehr viele geschützte Wildbienen heimisch sind.
Aber über diese Fläche führt ein temporärer Steg aus Holzlatten zu einem von außen betrachtet unspektakulär wirkenden Kubus unspektakulär, der im Innereen aber äußerst beeindruckend ist: Eine Wiese erstreckt sich über die gesamte Bodenfläche des Raumes. „Der Gegenentwurf zu dem, was wir sonst bei der Bundesgartenschau machen, nämlich Landschaft gestalten“, so Burstein. Hier ist einfach ein Stück Landschaft von einem Haus umgeben und so bewahrt.
Conversio ist größtes Buga-Kunstwerk
Auch über die Kunsthalle hinaus praktiziert die Bundesgartenschau die, wie Burstein sagt, „gelungene Einbindung lokaler Akteure“. Das zeigt die Kooperation mit Stadt.Wand.Kunst, für die Jens Richter im Kopfbau der U-Halle auf vier Wänden riesige Insekten in hoher Artenvielfalt gemalt hat, die zunächst bedrohlich und abschreckend wirken. „Nützling vs. Schädling“ heißt die Arbeit.
Das größte Kunstwerk der Bundesgartenschau ist schließlich das spektakuläre Werk „Conversio“, das in einem Geländetrichter auf halber Höhe zwischen U-Halle und Panoramasteg mitten im Gelände steht und auch nach der Bundesgartenschau dort bleibt. Philipp Morlock hat dafür Betontrümmer aufeinandergestapelt zusammengewürfelt mit Steinen und anderen Resten, dazwischen Stahlträger, Gitter, alte Waschbecken, frühere Spinde und eine Treppe – alles Material, das beim Abbruch der früheren Kasernengebäude übriggeblieben ist.
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