Bundesgartenschau

Buga 23: Beim Gärtnern in Mannheim vom Globalen Süden lernen

Naturfreunde zeigen auf der Buga 23 in Mannheim, wie man vom Globalen Süden lernen kann. Dabei unterstützt sie der Verein Voices for Africa

Von 
Daniela Hoffmann
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Sie freuen sich über die ersten Salatköpfe im Schlüssellochbeet: Doris Banspach (v.l.), Ulli Süss, Chris Hölzing, Karin Jerg und Edmund Sichau. © Daniela Hoffmann

Mannheim. Gärtnern und Politik sind bei den Naturfreunden eng miteinander verbunden. Und so ist es kein Wunder, dass an diesem Morgen in deren Holzpavillon auf dem Spinelli-Gelände schon gleich über die bevorstehenden Friedensaktionen beratschlagt wird.

Im Rahmen der Mannheimer Bundesgartenschau stellt die Gruppierung, die ihre Wurzeln in der Arbeiterbewegung hat, das Konzept eines Drei-Zonen-Gartens vor. Dabei zeigt sie auch ihre Solidarität mit dem Globalen Süden.

„Wir sollten mit den Menschen dort auf Augenhöhe kommunizieren und können auch etliches von ihnen lernen“, betont Ulli Süss, die zum Organisationsteam der Gruppe auf der Buga gehört. Daher bilden die beiden sogenannten Schlüssellochbeete das Herzstück des 600 Quadratmeter großen Areals, das die Naturfreunde auf Spinelli präsentieren.

Versorgung für Familien von Aidskranken

Diese besondere Art von Hochbeeten, die von oben gesehen tatsächlich einem alten Schlüsselloch ähnelt, stammt aus dem südlichen Afrika. Dort dienen die Beete als kleine Selbstversorgereinheiten für die Familien von Aidskranken. Mit ihnen zusammen seien sie ursprünglich auch konzipiert worden, sagt Karin Jerg, eine von Süss’ Mitstreiterinnen.

Programm zum Friedens-, Umwelt- und Kulturtag

  • Am Montag, 15. Mai, veranstalten die Naturfreunde einen Friedens-, Umwelt- und Kulturtag. Das bunte Programm dazu findet auf der Hauptbühne des Spinelli-Geländes statt.
  • Um 10 Uhr beginnt dort ein Kulturfrühstück mit viel Musik.
  • Eine „Bewegte Mittagspause“ wird ab 12 Uhr angeboten. Zu einer „Führung mit naturfreundlichem Fokus“ über das Buga-Gelände treffen sichTeilnehmerinnen und Teilnehmer dann wiederum an der Hauptbühne.
  • Naturfreunde im Dialog“ heißt es um 13.30 Uhr. Zum Thema „Frieden ist mehr als Nicht-Krieg“ sprechen zunächst Michael Müller und Yannick Kiesel vom Bundesvorstand der Naturfreunde. In einer zweiten Gesprächsrunde unter dem Motto „Gemeinsam für positiven Frieden“ stellen anschließend Mitglieder von Naturfreunden, Voices for Africa und Eine-Welt-Forum ihr Engagement vor.
  • Um 16.30 Uhr gibt der Chor Imbongi ein Konzert unter der Leitung von Klaus Löscher (Heidelberg).
  • Zum Feierabend folgen ab 18 Uhr noch einmal Musik, Tanz und Gesang auf der Hauptbühne.
  • Auch den Drei-Zonen-Garten können Interessierte besuchen.
  • Bereits am Sonntag, 14. Mai, 17.30 Uhr, gibt es einen Empfang für Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Aktion „Frieden in Bewegung“ auf der Hauptbühne. Naturfreundinnen und -freunde wandern im Rahmen dieser Aktion rund 1000 Kilometer vom Europaparlament in Straßburg bis zum ehemaligen Konzentrationslager Theresienstadt. Bei ihrem Zwischenstopp auf der Mannheimer Buga spricht unter anderen Oberbürgermeister Peter Kurz.
  • Weitere Infos sind auf naturfreunde.de/buga23 oder auf buga23.de zu finden.

 

In der Mitte der fast runden Beete liegt jeweils ein integrierter Komposter. In ihn kommen anfallende Grünabfälle aus dem Beet und aus dem umliegenden Garten. „Auch geeignete Küchenreste dürfen hinein“, erklärt Karin Jerg. Zersetzt sich das Ganze, wird der gewonnene Kompost zum Düngerlieferanten für das Beet. Es entsteht eine Art Kreislaufsystem. „Das wollen wir hier auf den gesamten Drei-Zonen-Garten anwenden“, betont die Naturfreundin.

In Afrika soll ein Schlüssellochbeet einer Familie ausreichend Blattgemüse für drei Mahlzeiten am Tag bringen. Im Schaugarten auf der Buga wachsen Küchenkräuter, Salat, Tomaten und Beeren in den Beeten.

Nachhaltigkeit als Teil von sozialer Gerechtigkeit

„Diese wurden hier allerdings ähnlich ressourcenschonend gebaut wie auf unserem Nachbarkontinent“, betont Ulli Süss. Verwendet wurden dabei beispielsweise ausschließlich Steine, die von Abrissarbeiten auf Spinelli stammen. Beim Beete-Bau haben vor allem Mitglieder von Voices for Africa die Ärmel hochgekrempelt. Der Verein, der sich nach einer Afrikareise des Chores Imbongi gegründet hat, unterstützt Projekte im südlichen Afrika – insbesondere solche, die sich um Waisen kümmern, deren Eltern an Aids gestorben sind.

Die Mitglieder von Chor, Verein und Naturfreunden kommen aus der gesamten Metropolregion und arbeiten nicht nur im Drei-Zonen-Garten Hand in Hand. „Nachhaltigkeit verstehen wir ganzheitlich. Dabei geht es uns nicht nur um Klima- und Artenschutz, Biodiversität, soziale und globale Gerechtigkeit, sondern auch um Einsatz für den Frieden“, macht Doris Banspach deutlich, die ebenfalls zu den Naturfreunden gehört.

Programm auf der Hauptbühne

Daher gestalten die Gruppierungen am Montag, 15. Mai, gemeinsam ein Programm auf der Hauptbühne von Spinelli – mit viel Musik aber auch politischen Diskussionsrunden. Mit dabei sind dann ebenfalls Mitglieder des Eine-Welt-Forums.

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Doch zurück zum Drei-Zonen-Garten und den Schlüssellochbeeten. Die stehen auf dem Areal der Naturfreunde zentral in der sogenannten Ertragszone. „Wie der Name schon verrät, wird hier Gemüse angebaut und geerntet“, sagt Ulli Süss. Unterm Jahr soll die Boden-Qualität ständig verbessert werden.

Hecke aus heimischen Sträuchern

Dazu verwendet man organisches Material aus der umliegenden Hotspot-Zone. Auf abgemagerten Böden haben die Naturfreunde dort eine Blühwiese entstehen lassen, aber auch viele heimischen Blumen und Kräuter gepflanzt. Etwa Wiesensalbei, Wilder Thymian, Nacht- und Königskerzen oder verschiedene Glockenblumen. Sie sollen Insekten anziehen, die wiederum Nahrung für andere Tiere sind.

Das Ganze wird umgeben von einem äußeren Ring. Diesen bildet eine Hecke aus heimischen Sträuchern wie Weißdorn, Schlehe oder Holunder. Diese Puffer-Zone soll negative Einflüsse aus der Umgebung möglichst vom Inneren des Gartens abhalten. Somit wird bei diesem Gestaltungskonzept versucht, die drei Ziele Artenvielfalt, Schönheit und Nutzen zu vereinen. „Wenn uns das auch ein Stück weit in anderen Bereichen des Alltags gelingen würde“, meint Ulli Süss nachdenklich, „wäre die Welt wohl eine bessere“.

Redaktion

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