Marktplatz

Tödlicher Polizeieinsatz in Mannheim: Das ist der Sachstand

Nach dem Polizeieinsatz mit tödlichem Ausgang im Mai in Mannheim lagen an der Stelle am Markplatz tagelang Blumen. Die sind mittlerweile längst weg. Erledigt ist der Fall allerdings noch lange nicht

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Timo Schmidhuber
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Nach dem Vorfall am 2. Mai lagen vor dem Geschäft am Marktplatz tagelang Blumen. Jetzt erinnert nichts mehr an den schlimmen Vorfall. © Timo Schmidhuber

Mannheim. An den Tagen nach dem tödlichen Polizeieinsatz Anfang Mai, da lagen vor der türkischen Metzgerei am Marktplatz noch lange Blumen. Jetzt erinnert auf dem Gehweg nichts mehr an den Vorfall, bei dem damals ein 47-Jähriger ums Leben kam. Laut den bisherigen Ermittlungen erlitt der Mann nach vier Faustschlägen eines Polizisten Nasenbluten und starb schließlich - auch wegen der Fixierung mit Handschellen in Bauchlage - an Sauerstoffmangel und einer Stoffwechselentgleisung. Der Fall sorgte weit über Mannheim hinaus für Trauer und Entsetzen.

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Der Gehweg ist nun regelrecht blank gefegt. Es würden schon lange keine Blumen mehr abgelegt, erzählt eine Verkäuferin in der Metzgerei. Doch der Fall dürfte im Laufe dieses Jahres wieder ins öffentliche Bewusstsein kommen. Die Staatsanwaltschaft hat gegen die zwei beteiligten Polizisten Anklage erhoben: Gegen den einen, der geschlagen haben soll, wegen Körperverletzung im Amt mit Todesfolge. Seinem Kollegen wirft die Behörde fahrlässige Tötung durch Unterlassen vor. Er hätte zumindest dafür sorgen sollen, dass der 47-Jährige von der Bauch- in eine Seitenlage gelegt wird, was seinen Tod wohl verhindert hätte.

Kommt es zur Hauptverhandlung ?

Das Mannheimer Landgericht muss nun entscheiden, ob es zu einer Hauptverhandlung kommt. Die Verteidiger der beiden Polizisten hätten derzeit noch die Gelegenheit, Stellungnahmen abzugeben, erklärt das Gericht auf Anfrage. Deshalb könne man im Moment keine Angaben zu einem möglichen weiteren Fortgang des Verfahrens machen. Alles andere als ein öffentlicher Prozess wäre in diesem Fall aber eine große Überraschung.

Die Rekonstruktion der Ereignisse

Das 47-jährige Opfer litt an einer paranoiden Schizophrenie. Die Ermittler rekonstruierten die Ereignisse an jenem 2. Mai wie folgt: Der Mann suchte an diesem Tag das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) auf, weil sich sein Zustand verschlechtert hatte. Er verließ die Einrichtung dann wieder, ein Arzt folgte ihm und wollte ihn zur Rückkehr bewegen, aber ohne Erfolg. Weil er bei dem 47-Jährigen den Angaben zufolge eine akute Eigengefährdung sah, bat er die zwei Polizisten um Hilfe. Doch auch die schafften es nicht, dass der Mann ins ZI zurückging. Im weiteren Verlauf soll der Polizist, der später auch geschlagen haben soll, dem 47-Jährigen Pfefferspray ins Gesicht gesprüht haben, was aber keine Wirkung zeigte. Den Ermittlungen zufolge gelang es den beiden Polizisten dann, den Mann zu Boden zu bringen, nachdem dieser sich zuvor mit zwei Faustschlägen gegen sein Festhalten gewehrt haben soll. In der Folge soll der eine Polizist dem sich weiter wehrenden Mann dann die insgesamt vier Schläge verpasst haben. Dieser Beamte ist seitdem komplett vom Dienst suspendiert, der andere arbeitet inzwischen wieder, allerdings im Innendienst.

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Nach dem Vorfall hatte es in Mannheim Demonstrationen gegen Polizeigewalt gegeben. Und eine Debatte darüber, ob die Polizei generell gut genug auf den Umgang mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen vorbereitet ist.

„Verbale Anfeindungen“

In der Zeit danach habe es durchaus „verbale Anfeindungen“ gegen Polizistinnen und Polizisten gegeben, erklärt das Präsidium auf Anfrage. Mittlerweile beschränke sich das aber auf „wenige Einzelfälle“. Wohl auch deshalb, weil man viele Gespräche geführt habe, unter anderem mit Migrantenvertretern, Gewerbetreibenden und jungen Menschen. Die Ereignisse am Marktplatz habe man auch zum Anlass genommen, die eigenen Fortbildungen zum Umgang mit Menschen in psychischen Ausnahmezuständen zu intensivieren.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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