Mannheim. Update, 3. Mai, 15 Uhr: Die Leiche des nach einer Polizeikontrolle in Mannheim gestorbenen Mannes soll am Mittwoch obduziert werden. Mit ersten Ergebnissen rechnet das Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg am Ende der Woche. Es sei ein "besonderer Fall", sagte ein LKA-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag.
Update, 3. Mai, 9 Uhr: Wie das Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg auf Nachfrage dieser Redaktion mitteilt, wird derzeit in Absprache mit der Staatsanwaltschaft geklärt, wann die Obduktion des Verstorbenen durchgeführt wird. Es werden weitere Ermittlungsergebnisse abgewartet. "Möglicherweise können dann im Laufe des Tages weitere Informationen bekannt gegeben werden", so ein Sprecher des LKA.
Die Sätze, die durchs Mikrofon über den Marktplatz hallen, sind deutlich: „Heute er, morgen einer von uns!“, ruft ein Redner der Menge zu. Und: „Die Polizei ist da, um uns zu schützen, nicht, um uns zu töten!“
Wie sehr der plötzliche Tod eines 47-Jährigen bei einem umstrittenen Polizeieinsatz im Quadrat G 2 am Montag die Mannheimer und Mannheimerinnen schon jetzt bewegt, ist nur wenige Stunden später bei einer spontanen Kundgebung auf dem Marktplatz spürbar. Rund 100 Teilnehmende sind laut Polizei gekommen, um Solidarität zu zeigen - und um ihrer Wut über die mutmaßliche Polizeigewalt friedlich, aber bestimmt Luft zu machen. Sie fordern außerdem, den bislang undurchsichtigen Vorfall schnell aufzuklären.

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Kinder und Erwachsene halten Plakate hoch, auf denen sie der Polizei rassistische Gewalt vorwerfen und den Vorfall in Mannheim in eine Reihe stellen mit dem rechtsextremen Anschlag in Hanau oder den Morden der neonazistischen Terrorgruppe NSU.
Längst kursieren schon Videos von dem Vorfall im Netz. Dabei dreht es sich um zwei Polizisten, die am Montag einen verwirrten Mann festnehmen wollten, der aber Widerstand leistet. Minuten später müssen Rettungskräfte den 47-Jährigen reanimieren, er stirbt später im Krankenhaus. Nur wenige Stunden nach dem Polizeieinsatz kursiert zudem die Falschmeldung, es handle sich bei dem Verstorbenen um einen türkischen Migranten.
Am Abend allerdings dementiert das Landeskriminalamt Baden-Württemberg, das die Ermittlungen übernommen hat, auf Twitter: „Es handelt sich bei dem Verstorbenen nicht um einen türkischen Staatsbürger.“
Auf dem Marktplatz erklären derweil freiwillige Redner und Rednerinnen in Türkisch und Deutsch der Menge, das Vertrauen in die Polizei verloren zu haben. „Heute“, ruft ein Redner zugespitzt, „hat die Polizei gezeigt, dass sie nicht mehr unser Helfer ist, sondern unser Feind.“
Diesen Worten lauschen nicht nur die Einsatzkräfte der Polizei, die sich am Rand positioniert haben. Sondern auch eine Rentnerin, die in der Menge steht. Warum sie heute hier ist? Es seien nicht nur die Jungen, die Solidarität zeigen, entgegnet die Frau. Und diejenigen, die hier sprechen, könnten bald die Nächsten sein. „Rassismus egal wo, darf es nicht geben.“ Neben ihr erklärt sich ebenfalls eine Studentin solidarisch, die ihren Namen nicht verraten will: „Uns ist bewusst, das wir als weiße Menschen weniger Polizeigewalt erfahren.“
Und das Ziel der Veranstalter? Sie fordern in erster Linie, dass der Vorfall aufgeklärt, der Polizist bestraft, statt nur entlassen wird - und wollen dafür nun eine Kampagne starten, wöchentlich gegen Polizeigewalt protestieren.
„Da gibt es schon eine Wut gegen die Polizei. Weil besonders oft Ausländer kontrolliert werden. Sie fühlen sich in ihrem Vertrauen erschüttert, fühlen sich nicht mehr sicher“, sagt Eda Haydaroglu. Die Aktivistin weiß, wovon sie spricht, erklärt, sie sei selbst schon grundlos in eine Kontrolle und Polizeigewahrsam geraten. Als Mitglied in der revolutionären Jugend Europas hat sie gemeinsam mit der türkischen Organisation Mannheim Halk Cephesi (Mannheimer Volksfront) die Kundgebung ins Leben gerufen.
So emotional die unterschiedlichen Redner an diesem Abend aber auch sind, so schnell löst sich am Ende die Kundgebung friedlich wieder auf.
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