Verkehr

Streit um Mannheims Verkehrsversuch: „MM“ lädt zu Diskussion ein

Wie lassen sich die Konflikte um den Verkehrsversuch in der Mannheimer Innenstadt lösen? Und wie soll es langfristig weitergehen mit dem Verkehr in der City? Darüber diskutiert der "MM" mit Betroffenen und Politikern

Von 
Timo Schmidhuber
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Eine wichtige Stelle beim Verkehrsversuch: Zwischen D 1 und C 1 ist die Durchfahrt in die Kunststraße gesperrt. © Thomas Tröster

Mannheim. Er ist aktuell Mannheims größtes Streitthema: der Verkehrsversuch in der Innenstadt. Ziel des Vorhabens ist es, den Durchgangsverkehr möglichst aus der City herauszuhalten und stattdessen mehr Flächen für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen.

Viele Händler beklagen allerdings, die Innenstadt sei für ihre Kunden schwerer zu erreichen, die Sperrung der Durchfahrt von Kunststraße und Fressgasse wirke abschreckend auf die Kundschaft von außerhalb.

Wie lassen sich die Konflikte lösen und wie soll es langfristig weitergehen mit dem Verkehr in der Innenstadt? Über Fragen wie diese will der „MM“ am Dienstag, 29. November, um 19 Uhr mit Politikern und Betroffenen diskutieren.

Das sind die Gäste

Für das Podium im Anna-Reiß-Saal in den Reiss-Engelhorn-Museen in D 5 in zugesagt haben Verkehrsbürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) und Swen Rubel, der Geschäftsführer des Handelsverbandes Nordbaden.

Aus den Reihen des Gemeinderats sind Gerhard Fontagnier, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, sowie CDU-Stadträtin Martina Herrdegen dabei, die mit ihrer Konditorei in der Innenstadt direkt vom Verkehrsversuch betroffen ist. Das gilt auch für Christina von Alt-Stutterheim, die geschäftsführende Gesellschafterin des Optikhauses Auge N 6 in der Kunststraße. Sie diskutiert wie Daniel Barchet vom Bürger- und Gewerbeverein Östliche Innenstadt ebenfalls mit. Moderiert wird die Diskussion von „MM“-Lokalchef Florian Karlein und seinem Stellvertreter Timo Schmidhuber.

Seit 11. März dieses Jahres ist die Durchfahrt der Fressgasse zwischen P 1 und Q 1 (hinter dem Kaufhof) sowie zwischen E 1 und F 1 für Autos gesperrt. Stattdessen wurden auf diesen Flächen - wie auch auf vielen Parkplätzen am Straßenrand in der gesamten Innenstadt - Bänke und Pflanzen aufgestellt.

Auch Kritik aus der Politik

In der Kunststraße wurde die Durchfahrt zwischen D 1 und C 1 (zwischen Sparkasse und Thalia) durch Fahrbahnverengungen ebenfalls für Autos gesperrt. Im weiteren Verlauf Richtung Wasserturm ließ die Stadt auf Parkplätzen am Straßenrand Sportgeräte aufstellen, die für viel Kritik sorgten. Die Straße zwischen E 1 und E 2 schließlich, also direkt vor Herrdegens Konditorei, wurde zur Fahrradstraße deklariert.

Der Gemeinderat hatte den Verkehrsversuch einst mit breiter Mehrheit beschlossen - allerdings gab es nach dem Start im Frühjahr auch aus der Politik jede Menge Kritik an der Umsetzung. Unter anderem hieß es, die Sitzmöbel seien lieblos gestaltet und um sie herum sei es dreckig. Außerdem, so ein weiterer Punkt, habe die Verwaltung nicht klar nach außen kommuniziert, dass die Innenstadt nach wie vor für Autofahrer erreichbar sei.

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Das Rathaus musste bei dem Projekt immer wieder nachbessern, weil zum Beispiel zwischen D 1 und C 1 trotz Verbotsschildern und Warnbaken viele Autos mit viel „Kreativität“ einfach weiterhin geradeaus in die Kunststraße fuhren.

Und während sich viele Bewohner in der Innenstadt über mehr Platz vor ihren Häusern freuen, leiden die Menschen in der Erbprinzenstraße plötzlich unter mehr Verkehr - weil die Autos, die hinter dem Kaufhof nicht mehr geradeaus dürfen, genau in diese Straße abbiegen.

Ende September präsentierte die Stadtverwaltung dann erstmals Zahlen von Messungen im Juli. Die belegten zwar eine doppelt so hohe Auto-Belastung in der Erbprinzenstraße, verzeichneten in der Fressgasse allerdings nur noch weniger als halb so viele Pkw. Auf dem Innenstadt-Ring - hier hatten durch den Verkehrsversuch viele ein Chaos befürchtet - verzeichneten die Zählungen sogar deutlich weniger Fahrzeuge als im Vor-Corona-Jahr 2019.

Vielen Kritikern allerdings waren diese Zahlen zu wenig aussagekräftig. Aus ihnen lasse sich nicht erkennen, ob der Verkehrsversuch einen Beitrag zur Verringerung des Durchgangsverkehrs leiste, argumentierte etwa die Industrie- und Handelskammer. Die Auswirkungen von Corona, das eingebrochene Konsumklima nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und die vielen Baustellen in der Stadt machten es schwer, „die Effekte des Verkehrsversuchs eindeutig zuzuordnen“.

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Rubels Handelsverband Nordbaden sah in der gemessenen Halbierung des Verkehrs in Fressgasse und Kunststraße „vor allem eine besorgniserregende Bestätigung für den von vielen Händlern gefühlten Frequenzverlust“ in den Geschäften. Die Daten unterschieden, so der Verband, leider nicht zwischen Durchgangs- und Zielverkehr.

Ursprünglich waren im Herbst sowie Anfang kommenden Jahres noch einmal zwei weitere Messphasen geplant, zudem sollten Marktforscher Passanten, Anwohner und Gewerbetreibende zum Verkehrsversuch befragen, ehe der Gemeinderat dann im Februar eine Entscheidung treffen sollte.

Zeitplan verzögert sich

Dieser Zeitplan wird sich jetzt allerdings verzögern. Anfang des Monats hatte die Stadt mitgeteilt, sie brauche für die noch ausstehenden Erhebungen drei Monate länger - über eine Fortsetzung entscheide der Gemeinderat nicht vor Mai 2023. Sie begründete dies unter anderem mit den Bauarbeiten auf der Kurpfalzbrücke und den daraus entstehenden Behinderungen.

In der „MM“-Diskussion soll es nun unter anderem auch darum gehen, wie die Stadtverwaltung konkret weiter vorgehen will - und was sich die Kritiker von ihr wünschen. Darüber hinaus haben während der bis 21 Uhr dauernden Diskussion auch Zuschauer die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Wer an der kostenlosen Veranstaltung teilnehmen möchte, wird gebeten, sich unter events@mamo.de anzumelden.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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