Kommentar Mannheimer Verkehrsversuch: Eigentlich kein Versuch, sondern erster Schritt

Steffen Mack über Sperrungen für Autos in den Quadraten

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Steffen Mack
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Schon vor Abschluss des Verkehrsversuches stehen mehrere Punkte fest. Dass die stationären Sperrungen für Autos in den Mannheimer Quadraten nun um mindestens drei Monate verlängert werden, wird die Gemüter sicher nicht beruhigen. Aber es ist auch nichts, das Kritiker noch stärker in Rage bringen muss.

Dass zur Evaluierung mehr Zeit benötigt wird, ist nachvollziehbar. Wegen unvorhergesehener Baustellen etwa auf der Kurpfalzbrücke, auf die zur Begründung die Stadtverwaltung verweist. Aber auch, das wird von ihr weniger deutlich kommuniziert, weil sie nach Stolperstart an einigen Stellen nachbessern musste.

Am Ende mögen die gewonnenen Daten nun verlässlicher werden. Doch an den individuellen Meinungen, auch das ist heute schon klar, dürfte sich nicht viel ändern. Das liegt an den völlig unterschiedlichen Interessen. Wer mit dem Auto im Schritttempo durch die Quadrate irrt, empfindet den Verkehrsversuch wohl als Schikane. Als Radfahrer dagegen ist es eine große Erleichterung, wenigstens abschnittsweise nicht mehr ständig von ein- oder ausparkenden Autofahrern beinahe gerammt zu werden.

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Selbst bei Anwohnern oder Händlern ist das Bild nicht einheitlich. Wer etwa im abgesperrten Bereich der Fressgasse wohnt, freut sich vermutlich über weitaus weniger Lärm und Abgase. Das glatte Gegenteil ist in der Erbprinzenstraße der Fall, über die der Autoverkehr jetzt vor allem abfließt. Und Geschäfte, deren Kundschaft großteils aus dem Umland gezielt zu ihnen kommt und direkt vor der Tür parken will, beklagen verständlicherweise Verluste. Aber andere Läden profitieren eher von Menschen, die entschleunigt entlang schlendern und einfach mal reinschauen.

Kein Mannheimer Sonderweg

Unabhängig von Partikularinteressen dürfte die höhere Aufenthaltsqualität, darin sind sich Experten weitgehend einig, unterm Strich das große Plus sein. Nicht umsonst verbannen deutschlandweit wie international immer mehr Großstädte Autos nach und nach aus ihren Zentren.

Der Mannheimer Verkehrsversuch ist also an sich kein Sonderweg. Allerdings hätte man ihn ehrlicherweise gar nicht erst einen „Versuch“ nennen sollen. Der Begriff impliziert ja: „Probieren wir jetzt halt mal. Wenn’s blöd wird, lassen wir es wieder.“ So ist das trotz allen Evaluierens mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Es geht vielmehr darum, den ersten Schritt in eine als richtig erkannte Richtung zu tun. Und dass man bei Schwierigkeiten auf der Strecke nachbessert, sollte eine Selbstverständlichkeit sein.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen