Bundesgartenschau

So kommen Kunst und Klima in der Mannheimer Bibliothek zusammen

Was passiert, wenn eine Meisterschülerin von Joseph Beuys und die Gründerin des ersten Frauenmuseums die Buga besuchen und eine Ausstellung bestücken? Das Ergebnis ist im Dalberghaus der Stadtbibliothek Mannheim zu sehen

Von 
Eva Baumgartner
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Setzen sich für den Klimaschutz ein: Marianne Pitzen (l.) und Daniela Flörsheim. © Infi

Mannheim. Ohne Zweifel: Dieses Duo sorgt auf der Bundesgartenschau für Aufsehen. Als Daniela Flörsheim und Marianne Pitzen über das blühende Spinelli-Gelände spazieren, richten sich viele Blicke auf die zwei Künstlerinnen. Nicht nur, weil beide auffällig gekleidet sind oder Flörsheim einen literarischen Regenschirm trägt, an dem Reagenzgläschen baumeln, in denen Gedichte stecken. Sie wollen mit ihrem Rundgang und der anschließenden Erzählrunde „Gartensalon“ vielmehr ein Zeichen setzen und auf ein besonderes Projekt aufmerksam machen. Und so einen Beitrag für den Erhalt der Artenvielfalt und für die Biodiversität leisten. Zu dem Projekt der Künstlerinnen gehört auch eine Ausstellung im Dalberghaus, die dort bis zum 10. Juni zu sehen ist.

Daniela Flörsheim ist Meisterschülerin von Beuys

„Man kann die Wissenschaft nicht von der Kunst trennen“, sagt Daniela Flörsheim. „So viele Millionen Jahre gab es ein gutes Zusammenleben mit der Natur, und nun haben wir es geschafft, alles in den Ruin zu treiben“, verweist die Künstlerin auf die Folgen der Klimakrise. Gemeinsam mit Marianne Pitzen hat die Meisterschülerin von Joseph Beuys zur Bundesgartenschau (Buga) eine Ausstellung in der Stadtbibliothek auf die Beine gestellt, die sich mit den „Gärtnerinnen des Friedens“ beschäftigt.

Daniela Flörsheim und Marianne Pitzen

  • Daniela Flörsheim absolvierte ihr Kunststudium von 1971 bis 1975 an der Kunstakademie Düsseldorf mit Auszeichnung und ist Meisterschülerin ihres Professors Joseph Beuys.
  • Sie studierte Hebräisch und Archäologie an der Universität Jerusalem.
  • Flörsheim ist weltweit durch Primärwälder gereist und will zwischen Kunst und Wissenschaft vermitteln.
  • Ihre Werke waren schon im Goethe Institut in Santiago de Chile, in der Jehangir Gallery (Mumbai, Indien) oder der Ronald Feldman Gallery SoHo (New York, USA) zu sehen.
  • Marianne Pitzen wurde 1948 in Stuttgart geboren und ist seit ihrer Jugend künstlerisch und kunstpolitisch aktiv.
  • 1969 führte sie ihre erste Ausstellung durch und ist als Bildhauerin bekannt für ihre lebensgroßen Skulpturen.
  • 1981 gründete sie das weltweit erste Frauenmuseum in Bonn. Darin zeigt sie den Anteil der Frauen in allen Aspekten des Lebens, präsentiert weibliche Vorbilder aus der Geschichte, in Forschung oder Kultur. Sie ist noch heute Direktorin dieses Museums.
  • Mit gern auch provozierenden Aktionen will sie Kunst und Politik verbinden. 

Yilmaz Holtz-Ersahin, Leiter der Mannheimer Stadtbibliothek, erklärt bei der Ausstellungseröffnung, wie der Titel entstanden ist: „Ich vergleiche einen Garten immer mit Frieden, hier gibt es so viele Dinge und Farben. Und die Vielfalt zu einer Einheit zu führen ist Aufgabe der Gesellschaft.“ Der Buga-Garten sei dabei ein Modell dieser Vielfalt. Und auch die Bibliothek spiele eine Rolle: Sie bezeichnet Holtz-Ersahin nicht nur als einen Ort der Bücher: „Sie ist mehr als ein Speicher, sie ist ein Ort, der Kunst und Kultur in allen Facetten zusammenbringt und sie mit allen Sinnen wahrnehmen lässt.“

Den Künstlerinnen geht es um die Erhaltung des Lebens

Dorothee Höfert, Leiterin der Kunstvermittlung der Mannheimer Kunsthalle, hebt hervor, dass es den Künstlerinnen „seit Jahrzehnten“ um die Erhaltung des Lebens gehe: „Auch in der Ausstellung, und die steht dabei ganz im Zeichen der Buga.“ Gerade heute sei es wichtig, den Blick darauf zu lenken, Räume des Friedens zu gestalten und die Lebensgrundlage der Menschen nicht „aus Dummheit oder Willkür zu zerstören“. Bei der Gartenarbeit sei ja Geduld gefragt, „und mit Geduld lassen sich auch Konflikte lösen.“

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Daniela Flörsheim arbeitet bei der Gestaltung ihrer Kunstwerke mit der Schütte-Technik, kippt zunächst Farbe auf den Grund: „Wie ein Orakel“, sagt sie. Dann kommt sie in den Dialog mit ihrem Bild: „Und so entstehen dann Tiere“, deutet sie auf Leoparden oder Siebenschläfer, die aus dem großen Farbenklecks schauen. In einem Bild, das einen Kinderkopf zeigt, hat sie sogar 50 Vögel versteckt. „Das Kinderporträt zeigt, dass es nicht nur um uns geht, sondern auch um künftige Generationen“, erklärt Höfert.

Leuchtende Farben bestimmen Flörsheims Werke

Daniela Flörsheim setzt bei ihren Werken auf leuchtenden Farben. Ihre ungewöhnlich großformatigen Bilder zeigen Gesichter oder Naturszenen, oft Tiere, die vom Aussterben bedroht sind. Die Gesichter sind emotional, machen darauf aufmerksam, dass bei der Klimakrise dringend Lösungen gefunden werden müssen. Zu sehen sind auch die Klimaschutz-Aktivistinnen Greta Thunberg oder Luisa Neubauer: „Sie haben es geschafft, das Bewusstsein zu verändern. Die Situation gerade verlangt nach solchen Menschen“, sagt Daniela Flörsheim und fügt hinzu: „Die Menschen heute verlieren den Zugang zur Natur.“

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Direkt neben den vielen Bildern präsentiert Marianne Pitzen Skulpturen von Persönlichkeiten, die sich zeitlebens mit Nachhaltigkeit, der Umwelt oder Pflanzenkunde beschäftigten: Hier steht Frauenrechtlerin Rosa Luxemburg, die ab 1913 ein Herbarium anlegte und dafür überall Pflanzen sammelte - in Freiheit sowie im Gefängnis - beispielsweise neben Äbtissin Hildegard von Bingen, die noch heute für ihre Natur- und Heilkunde bekannt ist. Auch Politikerin Clara Zetkin, die für die Gleichstellung von Frauen kämpfte, ist fast lebensgroß und farbenfroh aus Papier gestaltet. Allesamt in knalligem Orange, kräftigem Grün oder Lila. Pitzen verwendet ausschließlich Papier, das schon in der Papiertonne oder auf dem Weg dorthin war - beispielsweise Zeitungen.

Die Ausstellung ist bis 10. Juni im Dalbergsaal des Dalberghauses (N 3, 4) zu sehen. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Donnerstag, 13 bis 18 Uhr, Freitag (11 bis 18 Uhr) und Samstag (10 bis 14 Uhr). Eintritt frei.

Redaktion Eva Baumgartner gehört zur Lokalredaktion Mannheim.

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