Corona - Hilfsorganisationen und Feuerwehr setzen auf Impfung und strenge Trennung der Schichten

Schutz vor Omikron: Mannheimer Retter beugen Infektionen vor

Von 
Peter W. Ragge
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Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr (hier Abteilung Innenstadt) werden derzeit mit weniger Einsatzkräften besetzt. © Ruffler

Mannheim. Ein Notfall – aber keiner kommt, weil alle infiziert oder in Quarantäne sind? Damit das nicht droht, wenn die Omikron-Welle des Corona-Virus Einsatzkräfte in großem Stil erfasst, beugen Feuerwehr und Rettungsdienste schon lange vor, um Infektionen zu verhindern. Das gilt nicht erst, seit Omikron auftauchte.

Der Rettungsdienst sei „aktuell gut aufgestellt“, sagt Hendrik Maier, Rettungsdienstleiter des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB). Auch wenn sich die Lage durch die Omikron-Variante weiter verschärfen sollte, sehen die vier Hilfsorganisationen ASB, Rotes Kreuz, Johanniter und Malteser „keine Gefährdung des Rettungsdienstes“, sagen sie übereinstimmend.

Derzeit gebe es bei den Sanitätern keine Corona-Ausbrüche. Das war ganz zu Beginn der Pandemie anders, da traf es viele Kollegen – doch durch die Impfungen habe man das gestoppt. „Die Menschen in Mannheim und im Rhein-Neckar-Kreis werden weiter sicher und kompetent durch unsere Rettungsdienste versorgt“, bekräftigt Markus Sander, der Rettungsdienstleiter des DRK-Kreisverbands Mannheim.

Die insgesamt rund 745 Angestellten im Bereich Rettungsdienst seien zum sehr großen Teil geimpft, viele dreifach. Die Impfquote liege bei allen vier Hilfsorganisationen im Schnitt bei 90 Prozent. Unabhängig vom Impfstatus müssten sich alle Angestellten mindestens drei Mal in der Woche testen lassen oder grundsätzlich vor jedem Dienstantritt. Ungeimpfte würden in jedem Fall täglich bei Dienstantritt getestet. FFP2-Masken sind schon lange Pflicht.

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Ein umfassendes Hygienekonzept sehe unter anderem eine Teamtrennung sowie eine räumliche Trennung vor, was „engmaschig überprüft und aktualisiert“ werde. Die vier Hilfsorganisationen würden sich regelmäßig untereinander absprechen, um mögliche Engpässe abzufedern und vorausschauend zu planen. Notfallpläne beinhalten eine stärkere Einbindung von Auszubildenden sowie den Aufbau von Desinfektionsstraßen, damit Rettungswagen wieder schneller zum nächsten Notfall starten können.

Übungen reduziert

Der landesweite Notfallplan sieht unter anderem vor, dass es Abstriche bei der vorgeschriebenen Qualifikation der Besatzung der Rettungsfahrzeuge geben könnte – bislang jeweils ein Notfallsanitäter (drei Jahre Ausbildung) und ein geringer qualifizierter Rettungssanitäter. Das ist aber nur erörtert worden und bisher nicht in Kraft getreten.

Die Feuerwehr hat bereits seit Beginn der Pandemie sehr strenge Vorschriften, die im Dezember noch mal verschärft wurden. Seither sind FFP2-Masken Pflicht, ohnehin Tests vor Dienstbeginn. Der größte Teil der über 300 Einsatzbeamten der Berufsfeuerwehr sowie der 370 Ehrenamtlichen in den acht Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr ist mittlerweile dreifach geimpft. Die ganz wenigen Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr, die sich nicht impfen lassen wollen, müssen ihre Mitgliedschaft quasi ruhen lassen – mit ausrücken oder auch nur mit üben dürfen sie nicht mehr.

Neuer Negativrekord an Neuinfizierten und weitere Datenpanne bei Inzidenz

  • Die Stadt hat am Mittwochabend 405 neue Corona-Fälle gemeldet. So viele waren es noch nie an einem Tag. Der bisherige Negativrekord mit 379 datiert vom 25. November 2021.
  • Dennoch weist das Landesgesundheitsamt für Mannheim jetzt eine von 449,1 auf 368,1 sehr stark gesunkene Sieben-Tage-Inzidenz aus. Zur Begründung wird auf ein Update der Meldesoftware verwiesen. Daher wurde kein einziger der 405 neuen Fälle erfasst. Bereits am Montag waren wegen Serverproblemen keine Neuinfizierten von hier in Berlin und Stuttgart registriert worden.
  • Entsprechend sank auch da die Inzidenz, um sich dann am Dienstag mit den nachträglich eingerechneten Fällen umso stärker zu erhöhen.
  • Da es am Mittwoch vor einer Woche „nur“ 250 Neuinfizierte gewesen waren, müsste die Sieben-Tage-Inzidenz in Mannheim jetzt eigentlich um die 500 liegen.
  • Übersteigt sie diese Marke an zwei Tagen in Folge, kommt wieder eine nächtliche Ausgangssperre für Ungeimpfte. Die könnte frühestens ab Samstag, 0 Uhr, gelten.

Wobei der Übungsbetrieb ohnehin drastisch reduziert ist. Bei der Freiwilligen Feuerwehr üben etwa maximal neun Leute mit einem Ausbilder – also nicht einmal zwei Fahrzeugbesatzungen. Die meisten Abteilungen haben aber wieder auf digitale Treffen umgestellt. Und im Alarmfall sitzen die Ehrenamtlichen nicht, wie üblich, in Gruppenstärke (acht Mann und ein Gruppenführer) auf dem Löschfahrzeug, sondern nur eine Staffel (also sechs Leute). Schließlich will man schon deshalb frühzeitig bei der Freiwilligen Feuerwehr Ausfälle im großen Stil vermeiden, damit sie notfalls größere Personalausfälle bei der Berufswehr überbrücken kann. Auch müssten dann Berufsfeuerwehrleute, die sonst tagsüber im Vorbeugenden Brandschutz oder in der Einsatzplanung tätig sind, mit ausrücken.

Kameradschaft leidet

Aber damit das nicht passiert, gibt es schon länger keinen Dienstsport mehr in größeren Gruppen. Zudem wurden alle Schichten der drei rund um die Uhr besetzten Wachen strikt getrennt – mal eben schnell mit einem Kameraden den Dienst tauschen, weil man privat etwas vorhat, geht bereits seit Beginn der Corona-Pandemie nicht mehr. Pro Wache der Berufsfeuerwehr – also Nord in Käfertal, Süd in Rheinau und die Hauptfeuerwache – gibt es drei Schichten von jeweils zwischen zwölf und 18 Beamten, die während ihrer Dienstzeit nicht nur zusammen ausrücken, sondern dazwischen auch dort zusammen leben, sich weiterbilden oder miteinander kochen. Diese Gruppen müssen nun streng zusammenbleiben, selbst Begegnungen oder Besprechungen beim Schichtwechsel sind verboten. Würden wirklich mehrere Beamte erkranken, sieht der Pandemieplan vor, dass die verbleibende Mannschaft – quasi wie kaserniert – längere Zeit ständig auf der Wache bleibt.

Gemeinsame Übungen, Jugendarbeit – all das fällt wegen Corona derzeit flach. Gerätewartung bei der Freiwilligen Feuerwehr müssen immer die gleichen Leute machen. Das sei zwar alles sicherer – aber die Kameradschaft leide schon, bedauern manche Feuerwehrleute.

Redaktion Chefreporter

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