Rhein-Neckar. Mit einem Höchstwert an Neuinfektionen mit dem Corona-Virus am Mittwoch müssen sich immer mehr Menschen in Quarantäne begeben. Das kann in Unternehmen zu einem Mitarbeitermangel führen – vor allem in der kritischen Infrastruktur wie Feuerwehr, Rettungsdiensten, Polizei oder auch Stadtwerken ist das ein Problem. Deshalb wurden bereits zu Beginn der Pandemie Notfallpläne entwickelt, die stets die Dienste der kritischen Infrastruktur gewährleisten sollen.
Sieben-Tage-Schichten
Zu beginn der Pandemie befanden sich die Berufsfeuerwehrleute der Stadt Ludwigshafen in einem Sieben-Tage-Schichtsystem. „Das bedeutete, dass die Feuerwehrleute für sieben Tage in der Feuerwache im Dienst blieben, bevor sie von der Folgeschicht abgelöst wurden“, teilte ein Sprecher der Stadt auf Anfrage mit. Die Feuerwache durften sie nur für Einsätze verlassen. Solch gravierende Maßnahmen seien zurzeit nicht nötig. Durch Selbsttests vor Dienstbeginn und die Impfung können Ausfälle, sei es aufgrund einer Infektion oder der Quarantäne als Kontaktperson, durch Änderungen im Dienstplan aufgefangen werden.
Auch bei der Heidelberger Feuerwehr gebe es entsprechende Notfallpläne, um Ausfälle ausgleichen zu können. Ein Sprecher der Stadt teilte mit, dass hier auch auf die „starke Freiwillige Feuerwehr“ zurückgegriffen werden könne. Nötig geworden sei dies noch nicht. Aufgrund von Infektionsschutzmaßnahmen wie der strengen Trennung der einzelnen Dienste sowie einer Impfquote von über 95 Prozent habe es bisher nur wenige Personalausfälle gegeben. Ähnliche Maßnahmen zur Kontaktreduzierung haben auch die Freiwilligen Feuerwehren im Rhein-Neckar-Kreis. Genauere Details zu den Notfallplänen veröffentliche das Landratsamt, welches die Rolle der Aufsichtsbehörde der Feuerwehren im Kreis einnimmt, jedoch nicht.
Kompensierung über Dienstpläne
Bei der Polizei in Baden-Württemberg wird die Handlungsfähigkeit aller Dienststellen durch das Umschichten vorhandener Kräfte in besonders belastete Gebiete sichergestellt. Das teilte das baden-württembergische Innenministerium auf Anfrage mit. Weiter gebe es einen Stufenplan, der sich ähnlich wie das Warnstufen-System des Landes an der aktuellen Lage orientiert: „Das Stufenkonzept wird auch im Hinblick auf die Omikron-Virusvariante fortlaufend auf seine Aktualität angepasst.“ In der ersten Eskalationsstufe reiche das Anpassen der Dienstpläne. In den Eskalationsstufen zwei und drei greife das Innenministerium federführend ein. Hier werden Präventions- und nicht betriebskritische Fortbildungsveranstaltungen ausgesetzt und die freiwerdenden Kräfte auf die betroffenen Dienststellen verteilt.
Ähnlich geht das Innenministerium Rheinland-Pfalz vor. Auch hier habe die Funktionsfähigkeit der Polizei „höchste Priorität“, heißt es von einer Sprecherin. Zusätzlich zu Personalverschiebungen könne hier auch die Unterstützung durch die Bereitschaftspolizei hinzugezogen werden. Langfristige Pläne würden daraufhin ebenfalls über ein Stufenkonzept geregelt. Benötigt wurden diese jedoch aufgrund der hohen Impfquote von mehr als 90 Prozent noch nicht.
Eine Sprecherin der Polizei Südhessen teilt mit, dass es auch in der hessischen Polizei noch nicht zu vielen Ausfällen gekommen sei. Durch Kohortenbildung und Homeoffice seien die Kontakte auf ein Minimum reduziert. Zudem wurde extra eine Stabsstelle eingerichtet, die die notwendigen organisatorischen Maßnahmen koordiniert.
Weiterbildungen abgeschlossen
Bei den Rettungsdiensten des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und den Johannitern gebe es zurzeit ebenfalls keine Engpässe beim Personal – obwohl die Personalsituation auch unabhängig von der Pandemie angespannt sei. „Wir sind gut aufgestellt und können die Bevölkerung ohne Ausfälle wie gewohnt versorgen – wenn auch unter erschwerten Bedingungen“, teilte ein Sprecher des DRK mit. Kai Jugenheimer, Vorsitzender des Regionalverbands Bergstraße-Pfalz der Johanniter, ergänzt, dass ein Rekrutieren von Hilfskräften auf die Schnelle nicht möglich sei, falls diese nötig werden. Hierzu fehle schlicht die Zeit zur Ausbildung der Arbeitskräfte. „Zum Glück konnten wir in den letzten Jahren viele unserer Helfenden zu Rettungssanitätern weiterbilden, so dass diese auch auf einem Rettungsmittel eingesetzt werden können“, sagt Jugenheimer.
Arbeitsquarantäne möglich
Auch die Stadtwerke in Heidelberg und Ludwigshafen haben sich auf den Fall, dass nicht mehr genügend Personal vorhanden ist, vorbereitet, um die Strom- und Wasserversorgung zu gewährleisten. Neben den normalen Hygienemaßnahmen wie Masken und Selbsttests bestehe an beiden Arbeitsplätzen die Möglichkeit einer sogenannten Arbeitsquarantäne. Das teilten Sprecherinnen der Stadtwerke mit. Bei der Arbeits- oder Betriebsquarantäne gebe es „Quarantäne- und Isolierungsbereiche“, in denen Mitarbeitende weiterarbeiten können. Die Leitungen hierfür seien bereits verlegt.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-omikron-welle-wie-die-kritische-infrastruktur-in-der-region-vorbereitet-ist-_arid,1902100.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Die Wirtschaft ist auf eine Omikron-Welle gut vorbereitet