Wieder einmal stehen wir in der Corona-Pandemie an dem Punkt, an dem wir nicht so recht wissen, wie schlimm es wird. Geht die Omikron-Welle in den wichtigen Bereichen der kritischen Infrastruktur glimpflich ab – ohne extreme Personalausfälle und Lieferengpässe? Oder wird das öffentliche Leben lahmgelegt, werden sich die Regale in den Supermärkten leeren und können Krankenhäuser bald keine Patientinnen und Patienten mehr aufnehmen?
Da beruhigt die Erinnerung an den Beginn der Pandemie in Deutschland Anfang 2020. Damals traf das Coronavirus die Wirtschaft unvorbereitet. Trotzdem brach nicht alles zusammen. Zwar kam es zu Engpässen bei einigen Produkten, Stichwort Klopapier. Aber für uns Verbraucher war die Lage nicht bedrohlich. Auch bei Heizung, Wasser und Strom gab es keine Probleme – entgegen vieler Befürchtungen.
Jetzt nach fast zwei Jahren Pandemie sind die allermeisten Unternehmen bestens geübt im immer wieder neuen Anpassen ihrer Notfallpläne. Sie kennen die Schwachstellen, bauen Puffer ein und schützen besonders die sensiblen Bereiche, etwa die Leitwarten bei Energieversorgern. Und es gibt auch genaue Pläne – und schon einige Erfahrung –, wie Angebote effizient reduziert werden, ohne das ganze System zu gefährden, etwa im öffentlichen Nahverkehr. So haben die Firmen mit Blick auf die extrem hohe Ansteckungsgefahr durch die Omikronvariante ihre längst eingeübten Krisenpläne nachgeschärft. Die Wirtschaft starrt nicht gebannt auf die Omikron-Welle, sie rüstet sich dagegen. Und sie macht der Politik vor, wie effizientes Krisenmanagement funktionieren kann.
Schwierig wird es allerdings für Branchen, die durch Corona schon an Substanz eingebüßt haben, etwa die Gastronomie. Dort hatten sich viele Mitarbeitende in den Lockdowns andere Jobs gesucht und kamen nicht mehr zurück. Entsprechend dünn ist die Personaldecke, Puffer für eine steigende Zahl von Omikron-Ausfällen sind kaum möglich. Diesen Branchen dürfte die jüngst beschlossene Kürzung der Quarantänezeit helfen.
Auch im Pflegebereich und in Kliniken können die neuen Quarantäneregeln die Personalnot etwas lindern. Doch wird dort längst schon über das Limit hinaus gearbeitet, der Notfall ist Alltag, die Krisen-Maßnahmen sind ausgereizt. Hier bleibt nur zu hoffen, dass Omikron wirklich zu weniger schweren Krankheitsverläufen führt, damit der völlige Zusammenbruch des Gesundheitssystems und der brutal überlasteten Beschäftigen ausbleibt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Die Wirtschaft ist auf eine Omikron-Welle gut vorbereitet
Bettina Eschbacher zur Sorge um die kritische Infrastruktur