Mannheim. „Schä isses uffem Wochemarkt“ - auch wenn dieser vom göttlichen G1-Brunnen zum Quadratesprung auf die wasserumspülte Seebühne angesetzt hat. Die Abendsonne meinte es gut, fast zu gut als das Rhein-Neckar-Theater das Finale seiner Buga-Gastspielserie mit Gosch und einem Überraschungsgast vor knallvollen Publikumsreihen präsentierte. Diesmal begeisterte Sänger Sascha Krebs.
Fast hätte man meinen können, ein Flamenco-Abend sei angesagt. Jedenfalls zauberten unzählige Damen spanisch anmutende Fächer aus ihrer Handtasche, um der Schwüle ein Lüftchen abzuringen. Bei zwei der insgesamt sechs Dienstagabende, an denen das Rhein-Neckar-Theater jenseits seiner „musikalischen Lachfabrik“, der Neckarauer „Alten Seilerei“, im Luisenpark einen schrägen Buga-Blütenstrauß überreicht hat, sind freilich eher Schirme denn Luftverwirbler gefragt gewesen. Aber das wäre ja noch „ schäner“, wenn Marktweiber die Flucht ergreifen würden, sobald Petrus die Schleusen öffnet.
Jedes Mal ein Überraschungsgast
Jedenfalls ist das Programm auch bei Regen nicht ins Wasser gefallen, sondern unterm Vordach des geschützten Sitzbereichs gespielt worden - auf Tuchfühlung mit dem Publikum. Das Aufführungspaket im halben Dutzend hatte ein verbindendes Konzept mit Überraschungspotenzial: Denn jedes Mal kam ein anderer Gast, der lediglich in den sozialen Medien einige Tage vorab verraten wurde.
Beim Finale begeisterte Sascha Krebs, Frontmann von „The Queen Kings“, einer Formation, die seit Jahren als erfolgreiche Queen-Tribute-Band in Deutschland und Europa Konzerte gibt. Aber erst einmal haben die Marktweiber das Wort. Diesmal babbeln Markus Beisel und Patricia Kain als Giesel und Gerda. Zum Team der wechselnden Comedy-Besetzung hat auch Melanie Haag als Liesel gehört. Vor zwei Ständen - Motto: „Bei Henning kotsch‘s än Pfenning“ - geht es nicht nur um feilgebotene Eier und Früchte, sondern auch um Skurrilitäten im Leben. Und das rutscht auch schon mal unter die Gürtellinie - ziemlich prall, aber nicht peinlich.
Das verblüffende Trauma der roten Tomatensoße wird als „dialektische “ Küchenpsychologie aufgetischt. Und natürlich erntet Tausendsassa Markus Beisel, der auch Texte schreibt und Regie führt, im Tigerlook schon beim Betreten der Seebühne kreischendes Gelächter. Und so manche Frau in den Zuschauerrängen, die ihrerseits mit „High Heels“ nur unsicher zu stöckeln vermag, wundert sich, wie das „Mann-Marktweib“ mit superhohen Pfennigabsätzen über die Bühne brettert.
Publikum bekommt Liebeserklärungen
Nicht nur am letzten Dienstagabend bekommt das Publikum Liebeserklärungen aus dem Comedy-Musical „Monnem“. Dazu wird so manch ein Wort-Salat angerichtet. Heißt „ein Einhorn“ uff Monnemerisch nun „ä Einhorn“ oder „än Änhorn“? Da hilft selbst der „diplomierte Einhornverkäufer“ nicht weiter. Aber egal, die Grumbeer wird ja auch ausgesprochen als sei jede Kartoffel „krumm“.
Wenn der in Mannheim lebende, aber meist von Stadt zu Stadt tourende Sascha Krebs beim Rhein-Neckar-Theater gastiert, ist selbstredend, äh selbstsingend, dass der Langmähnige mit den auffälligen Körpertattoos nicht einfach Songs schmettern darf, sondern sich auf Spiele einlassen muss.
Während bei den fünf anderen Abenden der Buga-Serie die geladenen Gäste kurpfälzische Begriffe, beispielsweise „Latteschuss“ , mimisch wie körperlich darstellen sollten, hatte Sascha Krebs die Aufgabe, Queens-Lieder zu Kinderweisen wie „Alle meine Entchen“ umzuswitchen. Aber wer von Anfang an beim Musical „We will rock you“ in Hauptrollen geschlüpft ist, der meistert auch solche Kinkerlitzchn mit Bravour. Als Höhepunkt seines Gastauftrittes hat er den 1978 entstandenen Hit der britischen Rockband „Don’t Stop Me Now“ gewählt. Und dazu seine Glitzerschuhe funkeln lassen.
Viel Applaus zum Abschluss
Klar, dass sich die Comedy-Truppe das letzte Wort vorbehält, sowohl gesprochen wie gesungen: „Das Beschte an Mannem bischt Du“, wird das Publikum geadelt. Und dieses dankt stehend und fächelnd mit riesigem Applaus. Der Beifall dürfte auch den Überraschungsgästen davor gegolten haben - nämlich Anna Krämer (von den „Schönen Mannheims“), Alice Hoffmann (einst legendäres Mitglied der TV-Familie Becker, außerdem „Kittelschürze der Nation“), den drei Schlagertanten, Comedian Kättl Feierdaach und Jeanette Friedrich (Hauptdarstellerin in dem Musical über die Bluesröhre Joy Fleming). Jedenfalls sitzen beim Finale unter den gut tausend Gästen auch solche, die dank Buga-Dauerkarte bei allen oder zumindest mehreren ausgelagerten Wochenmarkt-Spektakeln dabei gewesen sind.
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