Christian Specht ist zum neuen Mannheimer Oberbürgermeister gewählt worden. Aber wer übernimmt dann seinen bisherigen Posten als Bürgermeister für Finanzen, Beteiligungscontrolling, Sicherheit und Ordnung, Feuerwehr und Katastrophenschutz, Informationstechnologie und ÖPNV, wie die genaue Amtsbezeichnung lautet?
Unabhängig von Spechts Wahl zum Oberbürgermeister wäre seine Amtszeit nach acht Jahren turnusgemäß am 31. August zu Ende gegangen. Wäre Specht nicht OB geworden, hätte er sich mit ziemlicher Sicherheit um eine weitere Amtszeit als Finanzdezernent beworben. Entscheiden muss darüber letztlich der Gemeinderat. Aber jetzt wird diese Stelle frei, und die Zeit für ihre Besetzung drängt. Seit Mitte Mai ist die Stelle auf der Homepage der Stadt ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist endet am kommenden Freitag, 14. Juli, um 16 Uhr. Der Gemeinderat wählt den neuen Beigeordneten in seiner Sitzung am 25. Juli.
Das Vorschlagsrecht für die Dezernentenstelle liegt bei der CDU - so hatten es Grüne, SPD und CDU nach der Gemeinderatswahl 2019 vereinbart. Laut Gemeindeordnung sollen die Posten entsprechend der Sitze der Parteien im Gemeinderat vergeben werden. Die Grünen hatten nach der Wahl zwölf, die SPD zehn und die CDU neun Sitze - entsprechend wurde vereinbart, dass die Grünen einen Bürgermeisterposten dazubekommen und die CDU einen abgibt. Umgesetzt werden kann das aber erst, wenn für die Stellen Wahlen anstehen.
Die Grünen haben mit Bildungsdezernent Dirk Grunert und Umweltdezernentin Diana Pretzell ihre beiden Dezernate inzwischen bekommen. Die SPD behielt das Baudezernat, wo nach dem Ausscheiden von Lothar Quast dann Ralf Eisenhauer an die Spitze gewählt wurde. Zudem sollen die Sozialdemokraten der Vereinbarung zufolge nach dem Ende der Amtszeit von Michael Grötsch am 28. Februar 2024 auch das Dezernat für Wirtschaft, Arbeit und Kultur erhalten.
Mit der Kandidatur von Specht als OB war klar, dass die CDU für den Fall von dessen Wahl einen Plan B für den Kämmerer haben muss. CDU-Kreisvorsitzender Christian Hötting hatte im März auf eine „MM“-Anfrage geantwortet, man werde „mit geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten sprechen“.
Zuletzt war in Politik-Kreisen immer wieder gemunkelt worden, die CDU könnte den Bürgermeister-Posten Christopher Probst von der Mannheimer Liste (ML) überlassen - quasi als Gegenleistung für die ML-Unterstützung bei der Specht-Kandidatur. Ebenfalls zu hören ist, dass der 65-jährige Grötsch, der ab kommenden März ohne Dezernat wäre, Interesse am Amt des Finanzbürgermeisters haben könnte.
CDU-Fraktionschef Claudius Kranz sagte am Montag auf „MM“-Anfrage, dass Christopher Probst nicht Kämmerer werde. Es habe weder mit der Mannheimer Liste noch mit der FDP - letztere unterstützte Specht im Wahlkampf ebenfalls - Absprachen über Personen oder Postenbesetzungen gegeben, stellte Kranz klar. Auch die ML erklärte am Montag, dass es solche Absprachen nicht gegeben und Probst zudem „persönlich kein Interesse“ an dem Dezernentenposten habe.
Zu den Spekulationen um Grötsch sagte CDU-Fraktionschef Kranz, dass dieses Gerücht bislang noch nicht an ihn herangetragen worden sei. „Deshalb kann ich dazu auch nichts sagen.“ Ein Dementi hört sich anders an. Von Grötsch selbst gab es am Montag auf die Frage, ob es stimme, dass er Interesse am Specht-Dezernat habe, „aktuell keine Stellungnahme“.
Der CDU stehe das Vorschlagsrecht für die Neubesetzung der Dezernentenstelle zu, betonte Kranz. Man werde das Thema am Montagabend in der Fraktionssitzung und am Dienstagabend in der Sitzung des CDU-Kreisvorstands besprechen. Danach werde es einen Personalvorschlag geben.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-neuer-mannheimer-kaemmerer-es-gibt-wohl-einen-favoriten-_arid,2103755.html