Mannheim. Anfang November will sie aus der Schweiz nach Mannheim kommen und unbedingt dabei sein. Dann werden die Reiss-Engelhorn-Museen das neue Museum Peter und Traudl Engelhorn-Haus in C 4, 12 eröffnen. Ermöglicht hat den Neubau am Toulonplatz mit einer Spende von 10,5 Millionen Euro Traudl Engelhorn, damit hier die von ihr so geliebte Glaskunst sowie Fotokunst besser präsentiert werden können. Heute feiert die großzügige Gönnerin ihren 95. Geburtstag.
Bei der Grundsteinlegung im Sommer 2019 griff die damals immerhin auch schon 92-jährige Dame trotz großer Hitze beherzt und gut gelaunt zum Spaten und rezitierte Goethe-Verse. Dabei spürte man weder ihr hohes Alter noch die Tatsache, dass da eine der reichsten Frauen der Schweiz vor einem stand.
Kirche und Sportverein gefördert
Vielmehr tritt die vielfältig engagierte Stifterin stets bescheiden, zurückhaltend und freundlich, ja herzlich auf. Aber sie weiß auch, was sie will – nämlich gestalten zum Wohl der Stadt Mannheim, der sie viel verdankt. Und so lässt sie sich über ihre Tochter Alissa Gerlich, Stiftungsratsvorsitzende der Brombeerenstiftung, immer über Baufortschritt und Ausstellungsplanung informieren.
Schon im Frühjahr soll es in der Christuskirche ein Dankeskonzert geben – wie schon vor fünf Jahren, zu ihrem 90. Geburtstag. Damals würdigte Pfarrer Stefan Scholpp die Stifterin, dass sie „Mannheim ins Herz geschlossen“ habe und wisse, „dass wir Erfolg und Glück nicht allein eigener Leistung, sondern auch der Gnade Gottes verdanken“.
Traudl Engelhorns 1991 gestorbener Mann Peter Engelhorn war ein Urenkel des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn und bis zum milliardenschweren Verkauf der Anteile an Roche ein wichtiger Gesellschafter des Pharma-Unternehmens Boehringer Mannheim. Das Ehepaar hat seit den 1970er Jahren jahrzehntelang mit ausgeprägter Leidenschaft und hohem Sachverstand eine der bedeutendsten Sammlungen moderner Glaskunst in Europa mit über 500 Werken von über 300 Kunstschaffenden zusammengetragen. Sie wird im Museum für Design und angewandte zeitgenössische Kunst (MUDAC) in Lausanne – das, auch von Traudl Engelhorn unterstützt, im Frühsommer einen Erweiterungsbau eröffnet – und künftig ebenso in Mannheim gezeigt.
2013 hatte Traudl Engelhorn in Gedenken an ihren verstorbenen Ehemann – einst Mitbegründer des Fördererkreises des Museums – die Brombeeren-Stiftung ins Leben gerufen und mit einem Kapital von 20 Millionen Euro ausgestattet. Sie ist eine von drei Stiftungen, welche die Reiss-Engelhorn-Museen maßgeblich tragen, ermöglichte unter anderem die höchst erfolgreiche Ägypten-Sonderschau und mehrere andere Projekte. Den Neubau spendete sie zusätzlich.
Aber nicht nur dem Museum gilt ihre Liebe. Besonders eng ist Traudl Engelhorn zudem der Christuskirche verbunden. Hier erlebten ihre vier in Mannheim geborenen Töchter Taufe, Konfirmation und Hochzeit, als die Familie in der Villa in der Werderstraße lebte und im langjährigen Pfarrer Fritz Lang einen engen Freund fand. Sicher war Traudl Engelhorn deshalb die erste Zustifterin der vom Ehepaar Renate und Karl Schneider initiierten „Stiftung Christuskirche – Kirche Christi“. Zudem ermöglichte sie maßgeblich die Sanierung der Orgel, zuvor die Beleuchtung der Kirchenkuppel mit dem goldenen Erzengel Michael und die Finanzierung einer Vikarsstelle.
Doch nicht allein die Kirche der Oststadt bedenkt sie regelmäßig. Das moderne Sportzentrum des TSV 1846 am Fernmeldeturm wäre ohne die Mäzenin ein Traum geblieben. Auch den von ihrem Mann gegründeten Verein „PE-Förderungen für Studierende der Musik“, der hochbegabte junge Musiker individuell fördert, finanziert sie weiter sehr großzügig.
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