Mannheim. Das Universitätsklinikum (UMM) hat Vorwürfe zurückgewiesen, bei einem Krätze-Ausbruch im Dezember zu spät und in Teilen falsch reagiert zu haben – auch das Gesundheitsamt sieht beim Krisenmanagement keine Fehler. „Das Gesundheitsamt ist frühzeitig informiert und eingebunden worden und stand mit dem Klinikum in den Tagen in enger Abstimmung“, erklärt dessen Leiter, Peter Schäfer. „Alle Maßnahmen wurden adäquat umgesetzt.“ Zuvor hatten sich Personen aus dem Umfeld des Klinikums mit entsprechenden Vorwürfen an diese Redaktion gewandt.
Wie die Universitätsmedizin mitteilt, hatte das Krankenhaus Mitte November eine Patientin mit Scabies crustosa stationär in der Hautklinik aufgenommen. Scabis crustosa ist eine extreme Ausprägung der als Scabies bekannten Krätze und um ein Vielfaches ansteckender als die Normalform, erklärt Schäfer.
Kurz nachdem die Patientin aufgenommen worden war, musste sie wegen einer anderen Erkrankung intensivmedizinisch behandelt werden, erklärt das Klinikum. „Schon bei Ankunft der Patientin auf der Intensivstation waren die Mitarbeiter über die Scabies crustosa-Erkrankung und die dafür notwendigen Schutzmaßnahmen informiert.“ Weiter heißt es: „Die Patientin war von anderen getrennt in einem Einzelzimmer untergebracht.“
Inhalt in Ausbildung und Studium
Der Dienst eines Pflegers sei am 10. Dezember „sofort beendet“ worden, nachdem dieser einen starken Juckreiz verspürt hatte. Außerdem sei ihm ein Besuch in der Ambulanz der Hautklinik nahegelegt worden. „Zeitgleich mit seiner Diagnose einer Scabies-Erkrankung entwickelte am Wochenende eine Patientin Symptome“, die „am selben Nachmittag“ als Scabies diagnostiziert wurden. „Zu diesem Zeitpunkt wurde, wie vorgesehen, unverzüglich die Krankenhaushygiene informiert.“
In diesen Punkten unterscheidet sich die Darstellung des Klinikums von Schilderungen, die diese Redaktion erhalten hat. Demnach habe ein Hautarzt an Hand von gemailten Fotos zwar den Scabies-Verdacht bestätigt. Obwohl der Mediziner empfohlen hatte, die Krankenhaushygiene hinzuziehen, „ist dies nicht geschehen“. Laut Darstellung sei erst am Sonntag, also zwei Tage später, eine Hygienebeauftragte „erstmals auf die Station“ gekommen und habe „erläutert, was die Erkrankung ist“ und wie sich das Pflegepersonal „schützen“ könne. Zudem, so die Darstellung, sei das Personal „nicht ausreichend“ über die Erkrankung informiert worden, weil die Station „sehr selten Patienten mit Hauterkrankungen“ behandle.
Laut Klinikum werden „grundlegende Schutzmaßnahmen“ allen Mitarbeitern schon „in der Pflege-Ausbildung beziehungsweise im Medizinstudium vermittelt“. Das Gesundheitsamt teilt diese Einschätzung. Außerdem, das teilt das Klinikum mit, seien „alle Patienten der Station schon am Wochenende“ von Dermatologen untersucht worden. „Die Krankenhaushygiene war ebenfalls am Wochenende vor Ort, um den Mitarbeitern die Situation zu erläutern und Fragen zu beantworten.“ Kliniken würden „regelmäßig“ Patienten versorgen, bei denen eine Scabies-Infektion vorliege. Das Gesundheitsamt bestätigt das.
Übertragung durch Nähe
Wie äußert sich die ansteckendere Form der Krätze? Laut Schäfer ist der Juckreiz bei dieser Form zwar „nicht so ausgeprägt wie bei der normalen Scabies“, die Milben seien aber so hochansteckend, dass es „viel schneller“ zu Infektionen kommen kann. „Es können ganz schnell bis zu 100 Personen angesteckt werden“, sagt Schäfer. „Die Zahl der Infektionen an der UMM liegt im einstelligen Bereich, was zeigt, dass das Management richtig funktioniert hat.“
Eine Scabies-Erkrankung wird durch körperliche Nähe, über Kontakt mit Gegenständen oder Textilien übertragen, erklärt Schäfer. In ihrer normalen Form ist bei einer Infektion eine stationäre Behandlung in der Regel nicht notwendig. „Bei Scabies crustosa ist das etwas anders“, sagt Schäfer. „Diese Form ist aber überhaupt nicht der Normalfall.“ Stecken sich Menschen bei mit Scabies crustosa Infizierten an, „bekommen sie in der Regel eine Normalform und nicht automatisch wieder die Crustosa.“
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