Bundesgartenschau

Nach der Mannheimer Buga: Was aus der U-Halle werden könnte

Trendsporthalle, Jugendzentrum, Lapidarium - noch vor der Sommerpause will die Stadt Mannheim entscheiden, was aus der U-Halle nach der Bundesgartenschau wird. Die Ideen in der Übersicht

Von 
Peter W. Ragge
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Mannheim. Rennen und rutschen, waghalsige Sprünge über trickreiche Hindernisparcours, Austoben und Spaß auf Trampolinen oder Klettern an künstlichen Felswänden – das alles könnte nach der Bundesgartenschau in der U-Halle auf dem Spinelli-Gelände stattfinden. Eine Trendsporthalle zählt ebenso zu den möglichen Nutzungen wie ein spezielles Jugendzentrum für Umweltthemen, der Standort vom Spielmobil, ein Umzug von Forum der Jugend und vom Stadtjugendring aus der Neckarstadt auf das frühere Kasernengelände. All das wird nun in einer Machbarkeitsstudie überprüft.

Ende Juli schon soll der Gemeinderat darüber entscheiden – ein Tempo, das bei einigen Kommunalpolitikern aber auf Widerspruch stößt. Die Stadt jedenfalls will jetzt erst einmal eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, wie sich alle möglichen Nutzungen realisieren lassen. Das geschehe „in den nächsten Tagen“, so Klaus-Jürgen Ammer, Leiter der Projektgruppe Konversion, im Bezirksbeirat Feudenheim.

Die U-Halle und die Kaltluft für die Mannheimer Innenstadt 

Bei der U-Halle handelt es sich um den ehemaligen Güterbahnhof der amerikanischen Streitkräfte. Ein Teil des Gebäudes stammt noch aus Zeiten der Wehrmacht, die Amerikaner haben es dann erweitert. Aus der Luft gesehen bilden zwei etwa 330 Meter lange Gebäudeschenkel und ein kurzes, verbindendes Stück ein U – daher der Name des Komplexes. In der Mitte beider Hallen, im Freien, lagen Bahngleise; derzeit wird dieser Teil begrünt und eine kleine Wasserfläche angelegt.

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Ursprünglich umfasste die riesige Lagerhalle knapp 22 000 Quadratmeter überdachte Fläche. Da sie aber mitten im regionalen Grünzug liegt, beschloss der Gemeinderat schon 2020, sie nur zum Teil für die Bundesgartenschau zu nutzen, damit die Kaltluftzufuhr und -strömung Richtung Innenstadt nicht behindert wird. Daher sind immer mal wieder einige Außenwände aufgebrochen, Dächer teilweise geöffnet oder abgebaut worden, so dass nur Betonpfeiler und Tragwerk übrigbleiben. Für die Bundesgartenschau sollte die Halle auf fast die Hälfte zurückgebaut werden, nach der Bundesgartenschau dann noch mehr auf nur noch knapp 7000 Quadratmeter. Dort ist schon jetzt das größte Solardach Mannheims montiert. Die Planung geht auf das Berliner Architekturbüro Hütten & Paläste zurück.

Während der Bundesgartenschau dient der Hallenkomplex für die Blumenschauen, für Veranstaltungen und zahlreiche Ausstellungsbeiträge – von den Reiss-Engelhorn-Museen über BASF und MVV Energie bis zu den Schlössern und Gärten. Auch das Nationaltheater wird sich dort präsentieren. Und es gibt drei Gastronomiebetriebe von einem Heilbronner Unternehmer, der einen Pachtvertrag über die Gartenschau hinaus für zehn Jahre abgeschlossen hat.

Offen war bisher, was mit den restlichen Teilen der Halle nach Oktober dieses Jahres passiert. Eigentlich wünschte sich die Stadt einen größeren Anteil von privaten Nutzern und Investoren, wie Ammer sagte. Bis auf die Gastronomie und die Interessenten für eine Trendsporthalle hätte sich aber niemand gemeldet, bedauerte Ammer. „Es stand jedem frei, sich zu bewerben“, so Bildungsbürgermeister Dirk Grunert (Grüne). Folgende Nutzungen sind jetzt im Gespräch:

Lapidarium

Im Grundsatz vom Gemeinderat bereits beschlossen ist ein Lapidarium, also eine öffentlich zugängliche Sammlung von historischen Grab- und Wegsteinen, Skulpturen und Bauteilen zerstörter oder erneuerter historischer Gebäude sowie der Originale von Denkmälern. Ein Teil davon, 16 Exponate, soll schon während der Bundesgartenschau in der U-Halle ausgestellt werden. Derzeit würden „diese Artefakte ein tristes Dasein fristen“, so Ammer, meist auf städtischen Bauhöfen. Da seien sie „bisher am Kaputtgehen“ und man müsse sie „wachküssen“, sagte er im Bezirksbeirat. Diese Nutzung eines Teils der U-Halle vertrage sich auch mit allen anderen angedachten Nutzungen, versicherte er. Vandalismus fürchtet er nicht, „und ein paar ganz wertvolle Teile kann man ja abschließen“, meinte er.

Spielmobil

Wie viele historische Monumente ist das Spielmobil der Stadt – ein Bus des Jugendamtes mit allerlei Material für Spiel- und Ferienaktionen – im völlig veralteten, weit abgelegenen Depot Ölhafenstraße untergebracht. Das Jugendamt würde damit gerne in die U-Halle umziehen, wo es einen dafür gut geeigneten Teil mit Rampe gäbe.

Umwelt-Jugendzentrum

Das Zentrum für Umwelt, Freizeit und Spiel ist eine neue Idee der Stadt, Kindern und Jugendlichen Themen wie Umwelt und Klima nach der Buga auf Spinelli spielerisch nahezubringen und ihnen mit einer naturnahen Einrichtung den Grünzug Nordost mit Natur-, Umwelt- und Erlebnispädagogik zu erschließen. Der Jugendhilfeausschuss hat das Vorhaben im Prinzip einstimmig befürwortet, ein genaues Konzept fehlt aber noch. Daran arbeitet gerade eine Projektgruppe.

Forum der Jugend

Jugendkulturzentrum Forum an der Neckarpromenade bietet ein spartenübergreifendes Programmspektrum von Theater, Medien, Musik, Film über bildende Kunst bis hin zu politischer und interkultureller Bildungsarbeit für junge Leute. Es war ab Ende der 1970er Jahre eine städtische Einrichtung, dann übernahm der Stadtjugendring die Trägerschaft. „Der Zustand des Gebäudes ist so, dass es nicht mehr funktioniert“, so Bürgermeister Dirk Grunert, es sei stark sanierungsbedürftig. Aber es sei auch fraglich, ob eine Sanierung überhaupt wirtschaftlich Sinn mache. Zuletzt kam es aufgrund des schlechten Gebäudezustands immer wieder zu deutlichen Einschränkungen im Betrieb (etwa wegen einer defekten Lüftungsanlage).

Zudem sei ja eine komplette Neubebauung für die Berufsschulen an der Neckarpromenade „anvisiert“, so Grunert, und mit denen hänge das Forum baulich eng zusammen. In der Vorlage der Stadt heißt es zudem, die jetzige Lage des Jugendkulturzentrums in der Neckarstadt habe sich „entgegen der Konzeption eher als nachteilig erwiesen“, weil das Umfeld außerhalb der Schulzeiten unbelebt sei, gar von „Angsträumen“ ist die Rede.

Stadtjugendring

Der Stadtjugendring umfasst 33 Mitgliedsverbände mit rund 40 000 Mitgliedern zwischen 6 und 26 Jahren. Er hat seine Geschäftsstelle derzeit im Forum, sie ist aber stark beengt. Er würde gerne mit dem Forum in die U-Halle umziehen. Bürgermeister Grunert ließ erkennen, dass er das befürwortet, auch wenn der Wegzug in der Neckarstadt sicher „nicht begeistert“ aufgenommen werde. „Es wäre ein inhaltlich zusammenhängendes Konzept“, bewertete Ammer die Angebote positiv, denn die U-Halle solle „kein Ort der Beliebigkeit“ werden.

Trendsporthalle

„Flow Movement“ haben Tim und Nick Weickenmeier ihre Idee einer Trendsporthalle betitelt, die im südöstlichen Gebäudeteil entstehen soll. Tim Weickenmeier hat als Fachmann aus der Parkour-Szene bereits die Bundesgartenschau bei der Planung der Parkour-Anlage auf Spinelli beraten. In der Halle sollen auf 2100 Quadratmetern aber noch viel mehr Trendsportarten möglich sein: Trampolinspringen ebenso wie Klettern, dazu ein Fitness- und Yogabereich, das Angebot von Kursen sowie ein Café. Das Freigelände wollen die Brüder mit nutzen, wenn sie von der Stadt einen Pachtvertrag bekommen. In der Summe werde das „ein hochwertiges Sportangebot, das es so in Deutschland noch nicht gibt“, sagt Nick Weickenmeier.

Generell seien „alle Nutzungsideen zulässig“, der Stellplatzbedarf mit 100 Plätzen durch das neu entstehende Parkhaus und Freiflächen gut abzudecken, sagte Ammer. Im Bezirksbeirat Feudenheim gab es für die Präsentation der Idee einer Trendsporthalle Beifall. Das Konzept sei „ganz fantastisch vorgestellt“ worden, so Bezirksbeirätin Birgit Sandner-Schmitt (FDP). Dagegen reagierten die Stadtteilvertreter gereizt, dass der Umzug von Forum und Stadtjugendring bereits am nächsten Tag im Jugendhilfeausschuss des Gemeinderats auf der Tagesordnung steht. Die Kurzfristigkeit sei „eine absolute Vollkatastrophe“, klagte Christopher Kern (CDU), und einstimmig weigerte sich das Stadtteilgremium auf Initiative von Christiane Säubert (ML), so schnell eine Stellungnahme abzugeben. Im Jugendhilfeausschuss gab es dann vier Gegenstimmen, aber doch eine Mehrheit für die Machbarkeitsstudie. Die Stadt wolle nach der Bundesgartenschau „so schnell wie möglich“ eine neue Nutzung der U-Halle erreichen, meinte Ammer.

Redaktion Chefreporter

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