Konzert

Musik aus Müll: "Upcycling-Orchester" tritt auf der Buga auf

Müll und Musik schließen sich nicht aus. Die Mannheimer Bläserphilharmonie und Schüler des Ursulinen-Gymnasiums treten mit selbsthergestellten Instrumenten gemeinsam auf der Buga auf

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Schüler und Lehrer des Ursulinen-Gymnasiums haben für ein Konzert auf der BUGA Musikinstrumente aus Müll gebaut. © Thomas Tröster

Mannheim. Klanghölzer aus edlem Honduras-Palisander, sie gelten bei einem Marimbaphon als erste Wahl. Es dürfen aber auch alte Plastikflaschen sein - jedenfalls beim „Upcycling-Orchester“, einem gemeinsamen Experiment der Mannheimer Bläserphilharmonie und von Jugendlichen des Ursulinen-Gymnasiums. Am Sonntagabend, 9. Juli (19 Uhr), können Buga-Besucher bei einem Konzert auf der Spinelli-Hauptbühne in ungewöhnliche Klangwelten mit außergewöhnlichen Instrumenten eintauchen und dabei erleben, dass sich Müll und Musik keinesfalls ausschließen.

„Recycling Concerto“ im Mittelpunkt

Wir treffen uns in jenem Raum des Ursulinen-Gymnasiums , wo Regentonnen lagern, die als Trommeln dienen, bunte Blumentöpfe in Art eines Xylophons aufgehängt sind, benutzte Kaffeekapseln für Rascheleffekte gehortet werden. Ins Auge fällt das etwas andere Marimbaphon mit 24 Plastikflaschen. Wie das wohl funktioniert, geht der Journalistin durch den Sinn? Benjamin Grän, Musiklehrer am „Ursulinen“ und Vorsitzender der Mannheimer Bläserphilharmonie, zeigt auf die durchbohrten Deckel, in denen Fahrradventile stecken - weil diese ermöglichen, den Luftdruck und damit den Klang der ausgedienten Trinkgefäße beim Bespielen mit Schlägeln zu variieren.

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Die Kunststoffbehältnisse sind so gestimmt, dass sie zwei Oktaven umfassen. Ein ziemliches Getüftel, dies hinzukriegen, kommentiert Grän und erzählt: Für das Blumentopf-Xylophon galt es, um die 200 Exemplare klingend zu testen, ehe für einen Tonleiter die geeigneten Töpfe gefunden waren.

„Wir setzen uns auf außergewöhnliche und kreative Weise mit dem Leitthema Umwelt der Bundesgartenschau auseinander“, erläutert Miguel Ercolino, Dirigent der Bläserphilharmonie, das eigens für die Buga gestaltete Konzert. Im Mittelpunkt steht das „Recycling Concerto“ von Gregor Mayrhofer in der Version für sinfonisches Blasorchester und Schlagwerkgruppe mit recyceltem und aufbereitetem Material aus Müll.

Müllsammelaktion der Auftakt

Inspiriert von der Kompositionsidee haben rund 30 Mädchen und Jungen des Ursulinen-Gymnasiums mit Lehrkräften, außerdem einige Musiker und Musikerinnen der Bläserphilharmonie ein „Upcycling-Orchester“ gegründet. Dafür bildete eine Müllsammelaktion den Au

Ein „Marimbaphon“ der anderen Art: Musizieren mit luftgefüllten Plastik-Flaschen. © Thomas Tröster

ftakt, bei der nach geeignetem Treibgut der Wegwerfgesellschaft Ausschau gehalten wurde.

Zu der „Beute“ gehören beispielsweise zwei im Schlosspark entdeckte Metallrohre, die trommelartige Töne von sich geben, wenn mit einer Badelatsche oder einem Flip-Flop auf die Öffnung geschlagen wird. Das ungewöhnliche Projekt überzeugte auch bei dem von der BASF ausgeschriebenen Wettbewerb „Gemeinsam Neues schaffen“. Der gewonnene Preis gab nicht nur einen Motivationsschub, sondern ermöglichte professionelle Proben-Unterstützung, einen Workshop und eine Transcription des Mayrhofer -„Recycling Concerto“ für die in Mannheim hergestellten Instrumente.

Upcycling-Orchester tritt zweites Mal auf

Zu dem Vorgespräch mit Fototermin sind einige der Akteure vom „Ursulinen“ unterschiedlicher Klassen gekommen. Ihre Begeisterung für das Konzert-Abenteuer ist spürbar. Die Jugendlichen, die sonst Gitarre, Klavier, Geige oder Trompete spielen, erzählen, dass sie anfänglich nicht für möglich hielten, welche Klänge sich aus Weggeworfenem am Ende herausholen lassen. „Eine tolle Erfahrung“ - da sind sich alle einig: Ob sie nun ein altes Blech zum Donnern bringen, über Rillen von Plastikflaschen kratzen oder einen mit Kronkorken gefüllten Shaker schütteln. Wenn es die Redensart „Hast du Töne?!“ noch nicht geben würde, müsste diese glatt erfunden werden.

Der Beitrag mit den selbst gebauten Instrumenten soll bei dem Buga-Konzert rund 20 Minuten dauern. Benjamin Grän verspricht „groovige Rhythmen“. Und als „Kontrast zur Musik aus der vermüllten Wirklichkeit“, so kündet eine Mitteilung an, spielt die Mannheimer Bläserphilharmonie außerdem mit „Aurora Awakes“ von John Mackey und „Sun paints Rainsbows on the Vast Waves“ von David Bedford Kompositionen, die unberührte Natur als musikalisches Thema haben.

Und schon jetzt steht fest: Das „Upcycling-Orchester“ wird ein zweites Mal auftreten - an einer Örtlichkeit, die im Kontrast zu den Müllinstrumenten steht: im Rittersaal des Mannheimer Schlosses, wo das Ursulinen-Gymnasium schon eine Feier plant.

Freie Autorin

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