Mannheim. Der Mannheimer Nachwuchs bereitet sich bereits emsig auf die Bundesgartenschau 2023 (Buga) vor: In der Quadratestadt haben sich gerade zwei Regionalgruppen der Europa Minigärtner gegründet – eine Initiative, die jungen Menschen Natur und Pflanzen sowie den Gärtner-Beruf näherbringen möchte. Die Minigärtner werden ab April 2023 auch auf einem Extra-Abschnitt des Buga-Geländes – gemeinsam mit jungen Gärtnerinnen und Gärtnern aus Heidelberg – eingesetzt und können dort nach Herzenslust pflanzen, gießen und ernten.
Sonja Fey leitet seit Mai die erste Mannheimer Gruppe an der Integrierten Gesamtschule Mannheim-Herzogenried (IGMH). Sie ist dort Ausbildungslotsin, kümmert sich also darum, bei Schülern Talente zu entdecken und zu fördern. Anfang Juni ruft Martina Emig dann ein zweites Team ins Leben, das nicht über eine Schule organisiert ist – die Nachfrage ist schlichtweg zu groß für eine einzige Gruppe. Die beiden Frauen besuchen mit ihren Schützlingen einmal im Monat Gartenbaubetriebe in der Region. An diesen Nachmittagen können die Mädchen und Jungen den Profis bei der Arbeit zusehen und selbst ihren grünen Daumen testen.
Rendezvous im Garten
Im Ökogarten der Pädagogischen Hochschule (PH) in Heidelberg treffen sich die Mannheimer Gruppen zum ersten „Rendezvous im Garten“. Hier erhalten sie von Projektkoordinatorin Malinda Troester nicht nur ihre Ausrüstung: Kappe, Shirt, Unterlagen und eine Gartenschere. Sondern legen nach ihrem bestandenen Gartenscheren-Führerschein auch gleich praktisch los. Aus frischen Kräutern der Anlage entstehen Tee und Kräuterquark, zudem lauschen die jungen Mannheimerinnen und Mannheimer auch gebannt, als Lissy Jäkel, seit 29 Jahren Leiterin des Ökogartens und Professorin der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, zu spannenden Versuchen rund um die Kartoffel einlädt. Annika Zemmel und Benjamin Dauster, die im Ökogarten ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvieren, sowie die Studierenden Eva Beringer und Max Mandel stehen den Minigärtnern im Ökogarten mit Rat und Tat zur Seite. Auch der wissenschaftliche PH-Mitarbeiter Valentin Kleinpeter erklärt den Besuchern alles zum Programm, das nicht nur Versuche, Rezepte oder Kräuter-Sensorik, sondern auch das Einpflanzen von Blumen umfasst.
Europa Minigärtner
- Die gemeinnützige Initiative Europa Minigärtner richtet sich an Mädchen und Jungen zwischen acht und zwölf Jahren. Sie wurde 2013 von Bettina Gräfin Bernadotte von der Blumeninsel Mainau ins Leben gerufen, um dem Nachwuchs die Natur und Pflanzen näherzubringen. Die Initiative möchte Kinder auch für den Beruf des Gärtners begeistern.
- Die Minigärtner sind in Regional- oder in Schulgruppen organisiert, sie gärtnern in verschiedenen Regionen Deutschlands und Europas, besuchen regelmäßig Gartenbaubetriebe und gärtnern aktiv mit.
- Eine Mannheimer Gruppe hat sich als Schulgruppe an der Integrierten Gesamtschule Herzogenried (IGMH) gegründet, die zweite entstand in der Quadratestadt als offene Gruppe. Daneben gibt es in der Region auch in Heidelberg ein Team: Es startete Anfang April 2022 seine Arbeit.
- Sollte es in einer Region noch keine Gruppe geben oder kein Platz mehr in einer Stadt frei sein, besteht die Möglichkeit, neue Gruppen zu gründen: Informationen im Internet unter www.minigaertner.de oder per Mail (info@minigaertner.de).
- In freien Gruppen kostet der Teilnahme-Beitrag für zwei Jahre 120 Euro pro Kind. In Schulgruppen zahlen die Kinder optional 35 Euro für ein Jahr. Der Betrag kann durch einen Förderverein der Schule oder einen regionalen Sponsor übernommen werden. Im Teilnehmerbeitrag ist die Minigärtner-Ausstattung enthalten: ein T-Shirt, eine Kappe und eine Gartenschere.
- Am Ende der zwei Jahre werden die Kinder mit ihren Familien zu einer Abschlussfeier auf die Insel Mainau eingeladen. Dort findet eine Garten-Rallye statt, jede Gruppe präsentiert ihre Erlebnisse, und alle Minigärtner erhalten von Gräfin Bettina Bernadotte eine Urkunde.
- Die beiden Mannheimer Teams suchen dringend Betriebe, die sie während ihrer Ausbildung besuchen dürfen, ebenso Sponsoren, die sie unterstützen. Kontakt bitte per E-Mail an Sonja Fey von der IGMH-Gruppe (sonja.fey@ikubiz.de) oder an die Gruppe von Martina Emig (martinaemig@web.de).
Insgesamt zwei Jahre lang werden die Mannheimer zu Nachwuchs-Gärtnern geschult. Dabei sind sie noch mehrere Male im Ökogarten zu Gast, sie sollen zudem aber auch alles über die sieben Sparten des Gartenbaus lernen: „Gemüsebau, Obstbau, Floristik/Ziergärtnerei, Baumschule, Friedhofs-, Landschafts- und Staudengärtnerei. In all diese Sparten sollen sie hineinschnuppern“, erklärt Troester. „Und es ist uns wichtig, dass es auch auf der Buga ein Angebot für die jungen Menschen gibt“, ergänzt Jäkel. „Kinder brauchen eine frühe Berufsorientierung und sinnvolle Beschäftigung“, so die Professorin zum Lernen unter freiem Himmel im Ökogarten: „Hier sind sonst Schulklassen, denn so werden die Bildungsplanziele umgesetzt.“
Der nächste Termin der Mannheimer ist schon terminiert und findet in der Friedhofsgärtnerei statt. Trotzdem suchen die Teamleiter aus der Quadratestadt noch Unterstützung: „Wir würden uns freuen, wenn sich noch mehr Betriebe finden, die wir besuchen dürfen, die den Kindern Einblick in die Vielfalt der Gartenbauberufe geben möchten“, hofft Fey. Das Bauhaus ist als Sponsor bereits an Bord: „Aber auch hier wäre es toll, wenn es noch Förderer geben würde.“
Lücke durch Corona
Das Projekt Minigärtner gibt es zwar schon seit zehn Jahren, „aber durch Corona hatten wir eine ziemlich lange Lücke“, berichtet Troester, die selbst eine Gruppe in Radolfzell leitet: „Toll, dass die Kinder auch hier so begeistert an Bord sind.“ Sie erzählt, dass auf der Insel Mainau zwar alle sieben Gartenbau-Sparten vertreten sind, es aber generell ein Nachwuchsproblem gibt: „Die Landschaftsgärtnerei ist der einzige Bereich, der boomt, alle anderen kämpfen um Nachwuchs.“ Steigende Preise und Löhne seien ein Grund, weshalb viele Menschen diesen Beruf nicht ergreifen: „Es ist ein gesellschaftliches und wirtschaftliches Problem.“
Das Projekt Minigärtner soll den Mannheimer Mädchen und Jungen deshalb die Chance bieten, Profis live zu erleben: „Wir kommen an Orte, an die sonst niemand kommt“, sagt Troester. Und am Ende der zweijährigen Ausbildung steht zudem ein ganz besonderer Punkt auf dem Programm: Dann findet auf der Insel Mainau nämlich ein großer Empfang statt, bei dem die Minigärtner von Bettina Gräfin Bernadotte eine Urkunde erhalten und ein großes Fest feiern.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-minigaertner-bereiten-sich-auf-die-buga-vor-_arid,1959620.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html