Mannheim. „Aufhübschen“ hatte Thomas Dörner das im Vorfeld genannt, aber es stellt sich als ziemlich untertrieben heraus. Deutlich größer als sonst fällt der vom Präsidenten der Karnevalskommission und seinem Team organisierte „Kleine Umzug“ des Prinzenpaares durch die Quadrate aus, und auch die Resonanz der Bürger ist deutlich höher. Sonst nur als Einstimmung auf den großen Fasnachtszug am Sonntag gedacht, ist der Samstag diesmal für viele Teilnehmer der einzige Umzug.
Größer ist schon die traditionelle „Närrische Bootsfahrt“. Da die MS „Kurpfalz“ erst im Frühjahr startklar gemacht wird, hat die Karnevalskommission die „Königin Silvia“ gechartet. Sie ist das neuste Schiff der Weißen Flotte Heidelberg und nach der in Heidelberg geborenen Königin Silvia von Schweden benannt. 1000 PS treiben das 59 Meter lange Schiff an, und als pünktlich um 9.33 Uhr die beiden Matrosen am Anleger an der Kurpfalzbrücke die dicken Taue lösen, ist an Deck schon durchaus hochwellige Stimmung.
Mit an Bord sind außer dem Stadtprinzenpaar und vielen Tollitäten aus den Vororten zwei Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl. Dass es noch mehr Kandidaten gebe, wisse er natürlich, sagt Dörner, „aber man muss ja kein Prophet sein, um zu wissen, dass es einer von diesen beiden wird“, so Dörner. Und er begrüßt beide durchaus unterschiedlich. Mit dem Ersten Bürgermeister Christian Specht habe er, so Dörner dankbar, bei Problemen „immer wieder Lösungen gefunden, was in Mannheim sonst nicht unbedingt immer der Fall ist“, lobt er: „Ich hoffe, das bleibt so!“ Thorsten Riehle indes begrüßt er als erfolgreichen Capitol-Chef, in dessen Haus er schon „viele schöne Abende und sensationelle Auftritte“ erlebt habe.
Prinzenpaar am Steuer?
Doch an Bord gibt es jetzt keine Auftritte. Langsam und leise gleitet das Flaggschiff der Heidelberger Reederei über Rhein und Neckar, vorbei an Hafenanlagen, Kränen, Tanks, Lagerhäusern, Schrottplätzen und den riesigen BASF-Anlagen, aber auch der Reißinsel. Im Kaiserwörthhafen, auf der Westseite des Rheins, dreht Schiffsführer Tim Wetzig die lange „Königin Silvia“, um dann wieder zu Tal bis zur Neckarspitze und zurück in den Neckar zu fahren. Tradition ist, dass zwischenzeitlich mal das Prinzenpaar das Steuerrad übernimmt. Doch die „Königin Silvia“, 2016 getauft, hat so etwas gar nicht mehr. Und so ganz lässt Tim Wetzig den Joystick des hochmodernen Steuerstands nicht ganz aus der Hand, als Ben I. und Daniela II. ihn besuchen.
Am Anleger Kurpfalzbrücke und oberhalb wartet dann ein langes Spalier von Fasnachtern auf die Teilnehmer der Bootsfahrt. Riesig die Garden von Carneval Club Waldhof (CCW), Feuerio, „Löwenjägern“ und „Pilwe“, die hier aufgereiht sind. Mittendrin der jüngste Teilnehmer in Gardeuniform - Matteo Merz, dreieinhalb Jahre jung und Feuerianer in der sechsten (!) Generation.
Aber auch die „Gowe“ aus Wallstadt und die „Grumbe“ aus Heddesheim sind da, Elferräte von vielen weiteren Vereinen sowie erstmals beim „Kleinen Umzug“ zudem Schwellköpp, Fahnenschwinger und Mitglieder der Kleppergarde. „Alles Kollegen“, deutet Frank Just, Vizepräsident der Karnevalskommission und bei der BASF tätig, auf eine Gruppe im bunten Fransenkostüm der Kleppergarde. Mit Rasseln machen sie schön Lärm, auch die Karlsternhexen hauen kräftig auf ihre Trommeln, „Löwenjäger“-Elferrat Eduard Schmidt spielt zwischendurch Solo-Trompete und der gemeinsame Musikzug von „Pilwe“ und „Stroseridder“ macht musikalisch den Weg frei für das Stadtprinzenpaar. Andre Bieder steuert es im offenen Jeep Wrangler durch die Stadt, und der beeindruckend lange Umzug mit so vielen Teilnehmern wie noch nie, ergänzt erstmals auch von den Schaustellern, folgt ihnen.
Zuschauer in mehreren Reihen
Am Straßenrand werden ständig Handys gezückt, Bilder und Videos gemacht. Ab und zu tauchen kostümierte Passanten, vor allem Kinder, auf - die sich freuen, wenn die Karlsternhexen Lutscher verteilen. „So sind wir wenigstens auf einem Umzug dabei“, strahlt ihr Fahnenträger Alexander Feickert. „Schau, wie viele Leute, ist das nicht wunderbar“, jubelt Sonja Lenner vom Mannheimer Traditionscorps über die vielen Menschen, die insbesondere zwischen Marktplatz und Paradeplatz in mehreren Reihen am Straßenrand stehen. „Es ist richtig schön - man merkt, dass die Leute das wollen“, sagt auch „Pilwe“-Elferrat Oliver Scriba. „Die Stadt ist gut gefüllt, deutlich mehr als sonst“, registriert ebenso Feuerio-Gardekommandeur Jürgen Steube.
Möglich ist das aber nur, weil die Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) die Stadtbahn stoppt und den Narren Platz in den Planken lässt. Erster Bürgermeister Specht, der die ganze Strecke mit den Fasnachtern mitläuft, dankt dafür RNV-Einsatzleiter Robert Höhnle.
Nur durch die Sperrung - und einen Lkw von Schausteller Markus Rick als Bühne - ist auch eine kurze Party in Höhe der Münzgasse möglich. Da greift Feuerio-Vizepräsident Stefan Hoock zum Mikrofon, begrüßt das Prinzenpaar und bewährt sich mal wieder als Stimmungsmacher, etwa mit „Hulapalu“ oder „Ich war noch niemals in New York“. Mitten in der Party entdeckt Feuerio-Senator Axel Gutensohn mit Stefan Strunz einen der Mitarbeiter seiner Firma unter dem über neu Kilogramm schweren Schwellkopp - und spendiert ihm gleich mal was zu Trinken. Zu Hoocks Musik formiert sich, von der Feuerio-Garde angeführt, auf den Planken eine Polonaise. „Ein ganz emotionaler Moment“ sei das, so Prinz Ben I., „so viele Leute und die lachenden Gesichter zu sehen - das berührt!“ Alle Fasnachter, das Prinzenpaar voran, dürfen dann am Wasserturm vom 35 Meter hohen Riesenrad aus den Ausblick genießen. „Super - toll, dass in der Stadt doch was los ist“, freut sich da „Stichler“-Senatsvize Jürgen E. Wolf.
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