Mannheim. Stefan Fulst-Blei blickt freudig von der Bühne im Capitol herab. „Das macht richtig Lust, die Hütte ist voll!“, ruft der SPD-Kreisvorsitzende zur Begrüßung. 220 Interessierte haben sich zum Empfang der Landtagsfraktion in Mannheim angemeldet, mit einigen Kurzentschlossenen sind sogar rund 250 gekommen. Das ist dem Vernehmen nach sehr viel mehr, als bei den Klausurtagungen der Abgeordneten an wechselnden Orten üblich. Aber diese Stadt ist ja auch eine Hochburg der Sozialdemokratie (Spötter würden wohl sagen: ihre letzte in Baden-Württemberg).
So sieht man nahezu alle im Saal, die in der Mannheimer SPD Rang oder Namen haben. Prominenteste Vertreterin anderer Parteien ist die grüne Umweltbürgermeisterin Diana Prezell, die ihren eineinhalbjährigen Sohn im Kinderwagen dabei hat. Den parkt sie zwischenzeitlich bei Büronachbar Ralf Eisenhauer. Das beschert dem Baudezernenten Fragen nach privaten Neuigkeiten, die er mild lächelnd verneint.
Es geht auch um Persönliches
Aber um Persönliches geht es an diesem Abend durchaus. Konkret um Personalien, das Grußwort spricht der im Sommer aus dem Amt scheidende Oberbürgermeister. Peter Kurz bekundet seine Freude, dass die 18 Landtagsabgeordneten - einer fehlt krankheitsbedingt - hier ihre Klausur abhalten. Mannheim sei die spannendste Stadt im Südwesten, deren Stärke man aber mitunter manchem in Stuttgart leider erst erklären müsse.
Angesprochen fühlen darf sich da mit hoher Wahrscheinlichkeit die grün-schwarze Regierung. Dass die schon fast zweieinhalb Jahre lang zögert, dem ersehnten Zusammengehen des Mannheimer Klinikums mit dem in Heidelberg zuzustimmen, obwohl den Nutzen fürs ganze Land mittlerweile unzählige Experten bestätigt haben, wird von allen Rednern scharf kritisiert.
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Ein Besuch in dem Krankenhaus gehört auch zum dreitägigen Programm der SPD-Abgeordneten. Alternativ können sie sich Franklin anschauen oder in Graben-Neudorf der Rheintalbahn widmen. Zudem sprechen die 15 Männer und drei Frauen per Video mit zwei Partei-Prominenten aus Berlin, Bauministerin Klara Geywitz und Arbeitsressortchef Hubertus Heil. Der hat sich laut Fulst-Blei nähere Informationen über die gefährdeten Jobs bei Evobus und Alstom erbeten, ebenfalls großes Thema im Capitol.
Aber im Blickpunkt steht natürlich vor allem der Hausherr. Als einziger Redner stand er nicht in der Einladung. Die wurde jedoch schon im Dezember verschickt, da wollte die Partei Thorsten Riehles Oberbürgermeister-Kandidatur noch nicht offiziell machen. Als er nun die Bühne für ein Grußwort erklimmt, ist die Überraschung somit relativ klein und die Begeisterung umso größer.
Am 20. Januar müsse er ja erstmal von der Basis nominiert werden, übt sich der 52-Jährige in Beschwichtigung. Aber auch schon als Bezirksbeirat, Stadtrat und Fraktionschef sei er in frühere Ämter von Kurz gerückt. Er werde alles dafür tun, dass ihm dies auch bei der Wahl am 18. Juni gelinge. Ein bisschen grenzt sich Riehle allerdings erneut ab: Wichtiger als die spannendste Stadt im Land zu sein, finde er, dass Mannheim am meisten „sexy“ sei.
Ein Döner für den „lieben Andi“
Dann begrüßt Riehle den eigentlichen Hauptredner, den „lieben Andi“ Stoch. Fulst-Blei hat über den Fraktionschef schon verraten, dass dessen ältester Sohn in Mannheim studiert und Stoch sich sehr freut, „wenn man auf dem Weg zu den Adlern mit ihm einen Döner klarmacht“. Da drängt sich kurz der Gedanke auf, ob Fulst-Blei als Aufsichtsratschef des SV Waldhof seinen Parlamentskollegen aus Stuttgart nicht woanders hin geleiten sollte. Doch Stoch bekundet gleich, wie gut er Mannheim kenne. „Ich habe in einer Kleinstadt in der Nähe studiert - die Heidelberger müssen jetzt stark sein.“ Das tut der prächtigen Stimmung keinen Abbruch.
Das Schlusswort übernimmt Boris Weirauch, der andere Mannheimer Abgeordnete. Kurz und Riehle überreicht er als Präsente der Fraktion zwei Packungen mit nicht näher definierten schwäbischen Spezialitäten. „Oh Herrje“, ruft Riehle. Alternativ hätte es Trollinger gegeben, tröstet Weirauch, „das ist besser so“.
Für die Gäste klingt der Abend mit Suppen, Nachtisch und Getränken auf Fraktionskosten aus. Gespräche drehen sich in erster Linie um die OB-Wahl. Die SPD ist sehr stolz, sowohl einen Kandidaten als auch große Geschlossenheit aufzuweisen.
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