Bundesgartenschau

Mannheimer Seebühne: Der mühsame Weg zum neuen Dach

Es ist nicht ganz einfach: Mit speziellen Kletterern und einem Kran hat die Mannheimer Seebühne wenige Wochen vor Beginn der Bundesgartenschau ein neues Dach bekommen

Von 
Peter W. Ragge
Lesedauer: 
Mit Kran und zwei Hubwagen wird die neue Dachplane der Seebühne montiert. © Thomas Tröster

Mannheim. „Was Kleines, Nettes“ nennt er die Seebühne zunächst. Jörg Ehrmann ist sonst in den riesigen Stadien der Welt unterwegs. „London, Nigeria, Baku, Korea“, zählt er auf, auch das Stadion am Rothenbaum Hamburg und die Münchner Allianz-Arena.

Aber dann merkt der Architekt und Industriekletterer von der Firma Membranteam, dass der Bau eines neuen Dachs für die Seebühne im Luisenpark „eine Herausforderung mindestens wie ein großes Stadiondach“ bedeutet. Denn es geht nicht so einfach wie gedacht.

Seebühne wurde für Buga 75 gebaut

Eine Wasserschildkröte, die sich lange gesonnt hat, gleitet langsam in den still daliegenden Kutzerweiher. Enten schwimmen ruhig umher, Störche kreisen über dem Luisenpark - eine Frühlingsidylle, wäre der Park nicht derzeit an vielen Stellen eine Großbaustelle, auch an der zur Bundesgartenschau 1975 erbauten Seebühne.

Mit einem Spezialkran wird am Dach der Mannheimer Seebühne gearbeitet. © Thomas Tröster

Gerade werden die Anschlüsse für eine neue Behindertentoilette gelegt. Und auf dem Alfred-Bauß-Platz vor der Seebühne, benannt nach dem 1999 gestorbenen, 1973 bis 1993 amtierenden „Intendanten“ der Seebühne, liegt weit ausgebreitet ein Teil der neuen Dachplanen auf dem Boden.

Dächer müssen regelmäßig erneuert werden

Die alten Kunststoffteile, längst verblasst und nicht mehr so gelb wie in den ersten Jahren sowie mit vielen hässlichen Flecken übersät, hatten mehrfach geflickt werden müssen. „Es war ein Wunder, dass das Ding überhaupt so lange gehalten hat“, staunt Ehrmann, der es mit seinem Montageteam im Herbst entfernt hat.

In Stadien würden solche Dächer nach spätestens 25 Jahren erneuert. Und das Dach der Seebühne, von dem berühmten Architekten Frei Otto (bekannt für das Münchner Olympiastadion und die Multihalle) entworfen, stamme immerhin aus der Pionierzeit des textilen Bauens, so der Fachmann.

Planen auf Stahlträger spannen

Statt Gelb, wie einst, hat das neue Dach nun eher die Farbe von Elfenbein oder sehr hellem Beige. Hersteller ist die Ludwigshafener Firma Planex, die in den vergangenen Jahren die Plane stetig ausbessern musste. Doch jetzt, zur Bundesgartenschau, wird das Dach - wie schon lange von Parkfreunden und Kulturveranstaltern gefordert - neu gemacht.

Die Vorgabe an die Hamburger Firma Textil Bau GmbH für die Planung war, die bestehende Konstruktion und Formgebung vollständig beizubehalten - und mit neusten Technologien zu kombinieren. So wurden die einzelnen Bahnen der Kunststoffmembran mit Hochfrequenzschweißtechnik zusammengefügt. Nun sollen Ehrmann und seine fünf Kollegen die zwei jeweils etwa 300 Quadratmeter großen Planen auf die Stahlträger legen, spannen und verankern.

Mehr zum Thema

Bundesgartenschau

Was nach der Buga im Mannheimer Luisenpark bleibt

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren
Bundesgartenschau

Was das "Schatzkistl" bei der Buga auf der Seebühne zeigt

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren

Als sie hochklettern, merken sie aber, dass das nicht funktioniert wie gedacht. Beim Abbau haben sie zwar alle mechanischen Bauteile farbig markiert, um sie wieder an der richtigen Stelle zu verwenden. „Aber das hat mittelprächtig bis gar nicht geklappt“, gesteht Ehrmann. Schließlich ist auch die ganze Stahlunterkonstruktion überarbeitet und mit neuem Korrosionsschutz beschichtet worden. „Jetzt fehlen uns die Markierungen, und wir müssen anhand von alten Fotos neu schauen, was wo hingehört“, seufzt er. Das dauert und dauert - Stunden.

„Aufgegeben haben wir noch nie“

Hinzu komme, so deutet der Projektleiter der auf ungewöhnliche Dachkonstruktionen spezialisierten Firma aus Fronreute vorsichtig an, dass man beim Bau 1975 „sehr hemdsärmelig“ vorgegangen sei. „Man konnte das damals ja alles nicht genau berechnen, sondern hat man einfach probiert, bis es passt.“ Mit der heutigen Technik, nach heutigen Vorschriften geht das nicht so einfach. „Aber das wird - aufgegeben haben wir noch nie“, betont er.

Dennoch dauert es Stunden, bis der Motor des 100-Tonnen-Krans aufheult, er die neue Plane langsam emporhievt und an seinem auf 60 Meter ausgezogenen Ausleger auf die Stahlpfeiler positioniert. Der Rest ist Handarbeit - in schwindelnder Höhe, mit Hilfe von zwei Hubsteigern und vielen Spanngurten.

Schwerer Kran im Luisenpark

Fertig wird das Team an dem Tag dennoch nicht. „Wir mussten das Konzept etwas umwerfen“, erklärt Ehrmann. Erst wenn alle Dachplanen emporgehievt und festgezurrt sind, werden sie zusammen ausgebreitet und gespannt - irgendwann nächste Woche. Denn bis Sonntagabend spätestens muss der schwere Kran aus dem Luisenpark raus, weil die Wege gepflastert werden. Das Membranteam wechselt vom Luisenpark dann aufs Spinelli-Gelände, um dort noch ein paar Sonnensegel zu installieren.

Im Luisenpark wird nicht nur das Dach der Seebühne zur Bundesgartenschau aussehen wie neu. „Wir haben auch die Unterkonstruktion der Tribünen erneuert, Duschen und Toiletten für die Künstler saniert“, zählt Ralf Eckl, Technischer Leiter des Parks, auf. Die Bühnentechnik dagegen sei weitgehend geblieben, denn die Scheinwerfer habe man ja erst vor zwei Jahren erneuert.

Redaktion Chefreporter

Thema : Buga 23 in Mannheim

  • Bundesgartenschau So sieht es jetzt auf dem Buga-Gelände in Mannheim aus

    Ende Januar soll auch der letzte Teil des Mannheimer Spinelli-Geländes der Bundesgartenschau wieder an die Öffentlichkeit zurückgegeben werden. Wie der Rückbau lief und was dort jetzt noch ist.

    Mehr erfahren
  • Bundesgartenschau Was aus einem Gebäude der Mannheimer Buga wird

    Die Bundesgartenschau-Gesellschaft, die das große Fest vorbereitete und durchführte, wird nun aufgelöst. Das ist in ihrem Verwaltungssitz am Feudenheimer Wingertsbuckel geplant

    Mehr erfahren
  • Bundesgartenschau Was eine Mannheimer Buga-Mitarbeiterin jetzt auf der Gartenschau Wangen macht

    Sie begrüßte in Mannheim die Besucher, jetzt betreut sie über 900 ehrenamtliche Helfer bei der Landesgartenschau in Wangen: Ingrid Dickes. Und es gibt noch mehr Mannheimer Spuren im Allgäu

    Mehr erfahren

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen