Verkehr - Mitte des kommenden Jahres soll eine Spur in jede Richtung für Autos geöffnet werden / Ab Mitte 2024 Normalbetrieb vorgesehen – mit Einschränkungen

Mannheimer Fahrlachtunnel: Notbetrieb ab "Sommer 2022"

Von 
Timo Schmidhuber
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Blick aufs Glücksteinquartier mit dem Fahrlachtunnel im Hintergrund – er ist seit 3. August komplett gesperrt. © Christoph Blüthner

Mannheim. Wirkliche viele Antworten auf die offenen Fragen zum gesperrten Fahrlachtunnel hatten die beiden Rathaus-Vertreter im Technik-Ausschuss des Gemeinderats nicht dabei. Beim zentralen Punkt etwa, warum man die Schwierigkeiten in dem Bauwerk nicht schon früher bemerkt und behoben habe, mussten Koordinator Alexandre Hofen-Stein und Ingenieur Alex Stork von der neu eingesetzten Tunnel-Projektgruppe auf noch laufenden Nachforschungen verweisen. Beim Blick in die Zukunft konnten sie immerhin das weitere Vorgehen im Tunnel etwas konkretisieren, über das der „MM“ Anfang September bereits berichtet hatte..

Ab „Sommer 2022“ - genauer wollte sich Hofen-Stein nicht festlegen - ist demnach nach ersten Erneuerungsarbeiten ein Notbetrieb geplant. Das heißt: eine einspurige Öffnung des Tunnels in jede Richtung, die nur für Autos gilt - Lastwagen dürfen nicht fahren. Dieser Notbetrieb wird laut Hofen-Stein voraussichtlich bis Mitte 2024 dauern. Während dieser Phase werden weitere Erneuerungen vorgenommen, so dass danach ein jeweils zweispuriger Betrieb auch für Lastwagen möglich sein soll. Doch auch dann wird es immer wieder zu Teil- und Komplettsperrungen kommen - denn parallel erfolgt bis voraussichtlich 2027 eine Generalsanierung.

Brandversuche finden im November statt

Die Stadtverwaltung als Betreiberin hatte bei dem 1994 eröffneten Tunnel Mitte Juni zunächst eine Spur in jede Richtung gesperrt. Am frühen Nachmittag des 3. August wurde er dann komplett dichtgemacht. Das Rathaus begründete den Schritt damit, dass Gutachter gravierende Mängel in der Sicherheitstechnik festgestellt hätten - unter anderem bei der Lüftung des Tunnels im Falle eines Brandes. Die Anlage könne dann den Rauch nicht ausreichend aus den Röhren schaffen - eine Gefahr für Retter und zu Rettende.

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Der Tunnel sei zwar jährlich gewartet worden, so das Rathaus damals. Dabei werde allerdings nicht die Leistungsfähigkeit der Sicherheitstechnik im Brandfall kontrolliert. Erst nach einem Feuer in einer Trafoanlage des Tunnels im Jahr 2019 habe man an verschiedenen technischen Anlagen Funktionstests vorgenommen und im Frühjahr 2021 dann ein Gutachten zur Tunnellüftung in Auftrag gegeben - mit dem bekannten Ergebnis.

Eine wichtige Voraussetzung für die Nachrüstung des Tunnels und damit auch für den geplanten Notbetrieb sind sogenannte Brandrauchversuche. Die sollen nun Ende November stattfinden und mehrere Tage dauern, wie Alex Stork den Stadträten berichtete. Dabei werden vereinfacht gesagt Brände simuliert, und man schaut, wie die Entlüftungsanlage mit dem Rauch umgeht und an welchen Stellen wie nachzubessern ist. Solche Versuche bräuchten viel Vorlaufzeit, erklärte Stork. Es gebe dafür nur zwei Büros in ganz Deutschland, außerdem müsse man die Versuche acht Wochen vorher bei der Bahn anmelden, weil Rauch auf die benachbarten Schienen ziehen könne. Der Ingenieur betonte im Ausschuss nochmal grundsätzlich, dass im Tunnel alles funktioniere. Die Anlagen liefen - aber sie entsprächen mit mehr den gültigen technischen Vorgaben. Wie ein Auto, das nicht mehr durch den TÜV komme, aber trotzdem noch fahren könne.

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Wartungsfirmen in Haft nehmen?

Achim Weizel von den Freien Wählern/Mannheimer Liste stellte das alles nicht zufrieden. Er will wissen, wie es zu den Schwierigkeiten im Tunnel kommen konnte. Seine Fraktion hatte einen ganzen Fragenkatalog an die Verwaltung formuliert. „Was mich erschüttert ist, dass wir keine vertieften Kenntnisse haben, wie der Rauch im Brandfall im Tunnel abgezogen wird. Da wird mir schlecht“, sagte Weizel. Jede Menge Menschen seien durch den Tunnel gefahren - und die Stadt wisse nicht, was mit dem Rauch passiere, wenn es brenne. Auch kann Weizel nicht nachvollziehen, warum die internen Nachforschungen so lange dauern. Man müsse doch annehmen, dass sich im Rathaus fein säuberlich geordnet alle Gutachten zum Tunnel nebeneinander befänden und man dort alles nachschauen könne. Weizel sprach von „Schlamperei“. Auch Rüdiger Ernst (AfD) versteht nicht, warum die Mängel im Tunnel nicht früher erkannt worden seien.

Thorsten Riehle (SPD) und Gerhard Fontagnier (Grüne) betonten, man müsse vor Schuldzuweisungen erstmal die Untersuchungen abwarten. Alexander Fleck (CDU) findet, es sei auch prüfen, ob man möglicherweise die Wartungsfirmen in Haftung nehmen könne. Projekt-Koordinator Hofen-Stein kündigte an, in einer Vorlage für die Stadträte alle Fragen zu beantworten.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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