Verkehr - Fahrlachtunnel könnte im Sommer 2022 eingeschränkt geöffnet werden / Elektronik-Bauteile für 610 000 Euro fehlen

Mannheimer Fahrlachunnel bleibt bis Sommer 2022 gesperrt

Von 
Thorsten Langscheid
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Blick in die Südröhre (Fahrtrichtung Heidelberg): Im Fahrlachtunnel herrscht derzeit Leere. © Thorsten Langscheid

Mannheim. Frühestens im Mai, wahrscheinlich aber erst bis August 2022, könnte der Fahrlachtunnel eingeschränkt (einspurig, nur für Pkw) wieder geöffnet werden - dies bestätigt der Sprecher des Mannheimer Umweltdezernats, Kevin Ittemann, auf Nachfrage dieser Redaktion nach dem Auftritt seines Kollegen Alex Stork im Ludwigshafener Gemeinderat (wir berichteten) Anfang dieser Woche.

Zweieinhalb Monate, nachdem der Tunnel Mitte Juni zunächst teilweise, dann ab 3. August voll gesperrt wurde, sind die für den Brandschutz vorgesehenen Stresstests der Entlüftungsanlage zumindest konkret geplant. Zugleich soll die zuständige Abteilung im Rathaus-Eigenbetrieb Stadtraumservice „personell verstärkt“ sowie von einer „Steuerungsgruppe begleitet und unterstützt“ werden.

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Fragen zur Ursachenforschung könnten laut Ittemann aber „aktuell noch nicht beantwortet werden“. Sie seien Teil der „Betrachtung, ob die Schließung durch rechtzeitigeres Agieren überhaupt hätte vermieden werden können“, so der Sprecher. „Alle Kraft gilt im Augenblick der Lösung der aktuellen Situation. Die interne, komplexe Aufarbeitung setzt darauf auf.“ Heißt: Sie folgt zu einem späteren Zeitpunkt.

Wichtig zu wissen ist außerdem: Auch wenn die provisorische Wiederinbetriebnahme des Tunnels bis nächstes Jahr gelingt, steht anschließend wie berichtet eine mehrjährige Generalsanierung der 27 Jahre nach der Eröffnung bereits maroden Unterführung an.

Verkehr sehr genau beobachten

Nach Darstellung Storks sei die Verkehrslage in Mannheim indessen einigermaßen ruhig. Der Verkehr verlagere sich auf andere Strecken. Genauere Erkenntnisse, wie zum Beispiel Verkehrszählungen, gibt es nach Angaben der Stadtverwaltung indessen nicht. Sprecher Kevin Ittemann weist darauf hin, dass sein Kollege Stork bei dem Auftritt in der Nachbarstadt die Einschätzung der Mannheimer Verkehrskommission, in der auch die Polizei vertreten sei, wiedergegeben habe.

So lägen auch keine Daten darüber vor, inwieweit die Corona-Pandemie und die noch laufenden Sommerferien die Verkehrsbelastung der betroffenen Straßen verringert haben könnten. Ittemann: „Hierzu gibt es kein direkt verfügbares Zahlenmaterial, es stellt sich auch die Frage, an welcher Stelle im Verkehrsnetz die Betrachtung erfolgen soll.“ Somit gebe es auch keine konkreten Zahlen darüber, wie sich die Verkehrsbelastung im Herbst entwickeln könnte.

„Die Situation für den Herbst ist schwer einschätzbar und nicht vorhersehbar“, lässt Ittemann wissen. Man wolle aber „sehr genau beobachten“ und gegebenenfalls eingreifen. Immerhin scheint soviel klar: „Der November ist einer der Spitzenmonate in der Verkehrsbelastung. Dieser Monat wird dann vermutlich auch für die Ausweichrouten zum Belastungstest werden.“

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Ergebnisse bis Dezember

Für die Brandrauchversuche seien derweil „zwei Institute angefragt“ worden, so Kevin Ittemann. Es stehe „noch ein Angebot aus“, daher könne „das finale Büro noch nicht benannt“ werden: „Wir werden voraussichtlich in der nächsten Woche die Beauftragung durchführen.“ Die Brandrauchversuche könnten dann Ende Oktober, Anfang November an zwei Tagen ausgeführt werden. Geplant seien acht bis 15 Versuche mit mehreren simulierten Brandorten in den beiden Tunnelröhren. Es gehe darum, zusammen mit der Feuerwehr verschiedene Brandszenarien durchzuspielen.

„Dabei wird sich zeigen, welche Wirkung die vorhandenen Lüfter und die Steuerung haben.“ Derzeit geht Abteilungsleiter Stork offenbar davon aus, dass der Einbau von zwei zusätzlichen Lüftungsventilatoren pro Tunnelröhre ausreicht. Dezernatssprecher Ittemann: „Das wird sich in Abhängigkeit der Versuchsergebnisse zeigen.“

Fahrlachtunnel: Freie Wähler pochen auf Antworten

Die Freien Wähler wollen kritische Fragen zum Fahrlachtunnel, die sie nach eigenen Angaben bereits im Juli der Stadtverwaltung stellten, nun zügig beantwortet haben. Dies teilte Fraktionsgeschäftsführer Hartmut Beck mit. Insbesondere die Frage, warum die schwerwiegenden Sicherheitsmängel nicht rechtzeitig erkannt wurden und ob die Vorgaben der EU-Tunnelrichtlinie von 2006 überhaupt umgesetzt wurden, beschäftigt die Fraktion unter Vorsitz von Professor Achim Weizel.

Auch die Grünen wollen nun weitere Erläuterungen aus dem zuständigen – grün geführten – Umweltdezernat der Stadt. Die Fraktion fragt unter anderem, in welchem Zeitraum Maßnahmen geplant sind, um die Vollsperrung wieder aufzuheben und möchte detailliert die Gründe und Sicherheitsmängel kennen lernen, die zur Sperrung des Fahrlachtunnels geführt haben.

Für den CDU-Ortsverband Lindenhof fordert Vorsitzende Ingeborg Dörr, den Fahrlachtunnel schnellstmöglich wieder zu öffnen. „Unser Stadtteil ist inzwischen völlig abgeriegelt“, sagte sie. „Das kann so nicht weitergehen.“

Mit mobilen Großlüftern - die noch angemietet werden müssen - soll laut Ittemann eine „Längsströmung infolge von Wind und Fahrzeugbewegungen“, wie sie im Tunnel im Betrieb vorherrschen, simuliert werden. „Es geht dabei auch um Branderkennung, Rauchausbreitung und Temperaturverteilung im Tunnel.“ Zudem müsse verhindert werden, dass während der Versuche Rauch auf die Bahngleise treibt.

Sobald Ergebnisse vorliegen - Ittemann erwartet sie Anfang Dezember - müssen elektronische Bauteile zur Aufrüstung der Tunnellüfter gekauft werden. Laut Ittemann sind dies Teile für „Sensorik und Steuerung der Tunnellüfter, elektrische Lautsprecher, Notruftechnik und Sensorkabel“. Es gehe also um „das Messen, Erfassen und Steuern der Lüfter, um Notrufdurchsagen und um die Notrufabsetzung“. Wie schnell die benötigten Teile dann erhältlich sind, sei „abhängig von der Marktlage“, sagt Kevin Ittemann. Und: „Der Kostenumfang beträgt rund 610 000 Euro.“

Redaktion koordiniert die Berichte aus den Mannheimer Stadtteilen.