Luisenpark

Die Gondoletta im Mannheimer Luisenpark macht Pause

In einem Abschnitt des Kutzerweihers im Mannheimer Luisenpark ist das Wasser komplett abgelassen. Warum die beliebten Boote mit den gelben Kunststoffdächern still stehen.

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Peter W. Ragge
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Mit riesigen Sandsäcken aufgestaut: der Kutzerweiher im Luisenpark, im Hintergrund die Baustelle für die „Neue Parkmitte“. Die Gondoletta macht Pause. © Thomas Tröster

Mannheim. Sonst zieht hier die Gondoletta ganz gemächlich entlang. Aber nun stehen die beliebten Boote mit den gelben Kunststoffdächern still, sie stauen sich sogar etwas im westlichen Teil des Kutzerweihers im Luisenpark. Denn in einem Abschnitt ist das Wasser komplett abgelassen, um unter dem See Rohre für Heizung und Kühlung der Neubauten der „Neuen Parkmitte“ zu verlegen.

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Gesperrte Wege, von Lkw durchfurchte Grünflächen – gefühlt ist die Hälfte des Luisenparks derzeit eine Baustelle. Gerade kommt eine neue dazu, denn am Ostrand der Freizeitwiese werden die Gitter gestellt und die Markierungen gesteckt, um hier eine der beiden Stationen der Seilbahn zu bauen, die zur Bundesgartenschau 2023 den Luisenpark mit dem Spinelli-Areal verbindet.

Noch viel früher, nämlich ab Mitte August, soll die Gondoletta wieder verkehren. „Es hängt ein bisschen am Wetter“, schränkt Stadtpark-Direktor Joachim Költzsch ein, aber das sei zumindest das Ziel. Und im Winter soll jene Anlage bereits Energie liefern, für deren Bau derzeit der Gondolettabetrieb ruhen muss.

Hier wird die Tonschicht abgetragen, und Platz für die Leitungen wird geschaffen, die quer durch den Kutzerweiher Richtung Pflanzenschauhaus verlegt werden. © Pressefotoagentur Thomas Tröste

Ausgangspunkt dafür ist der Abwasser-Hauptkanal der Stadtentwässerung, der entlang des Hans-Reschke-Ufers in der Erde verläuft. „Dem Abwasser im Kanal entziehen wir Wärme“, erläutert Christian Warzel, Projektleiter in der Bauabteilung der Stadtpark-Gesellschaft. „Das ist ähnlich wie bei einer Wärmepumpe von privaten Hausherren, nur holen wir hier die Wärme nicht aus der Luft, sondern aus dem Abwasser“, erklärt er. Das spart Energie. Zwar sei das Projekt bereits lange geplant, aber jetzt angesichts der Gasknappheit nun umso wichtiger, hebt Költzsch hervor. „Alles richtig gemacht“, sagt er zufrieden.

Dazu wurde bereits im Frühjahr in dem Kanal, der einen Durchmesser von 1,50 Metern hat, auf der Höhe des Teehauses ein 180 Meter langer Wärmetauscher eingebracht. „Eine gebogene Edelstahlplatte, welche die Wärme aufnimmt“, wie Warzel erklärt. Nun führt vom Teehaus aus ein tiefer Graben unter Parkwegen und Beeten hindurch am Gebirgsbach vorbei und quer über die westliche Seite der Freizeitwiese bis zum Kutzerweiher.

Heizung und Kühlung

Zunächst hatten die Planer überlegt, unter ihm die Rohre durchzupressen. Das wäre wegen der Sandschicht unter dem Kutzerweiher nicht nur technisch aufwendig, sodern auch „extrem teurer“ gewesen, sagt Warzel. Auf eine Million Euro beziffert er die Mehrkosten. Zudem hätte die Gefahr bestanden, dass das Wurzelwerk der vielen alten Bäume im Uferbereich stark beschädigt wird und die Bäume absterben.

Daher haben die Fachleute zunächst den Wasserstand des gesamten Kutzerweihers abgesenkt, etwa auf 80 Zentimeter. „Mehr geht nicht, weil wir sonst an anderer Stelle Probleme bekommen, etwa bei den Flamingos auf der Vogelinsel“, erläutert Költzsch. Zudem leben ja weiter zahlreiche Karpfen im Kutzerweiher – nur eben nicht mehr in einem bestimmten Abschnitt. „Da haben wir sie abgefischt und woanders wieder freigelassen“, erklärt Warzel.

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Dort, wo eben die Rohre, von der Freizeitwiese kommend, zur „Neuen Parkmitte“ verlaufen sollen, ist das Wasser ganz abgelassen. Rund 70 riesige, etwa 1,5 Tonnen schwere Sandsäcke, „Bigbags“ genannt, sowie 1500 kleine Sandsäcke halten das Wasser weitgehend fern, aber nicht ganz. Es laufen weiter Pumpen, um das dennoch durchsickernde Wasser in den restlichen Kutzerweiher zurückzupumpen.

Wo das Wasser weg ist, gibt es aber weiter die Stahlseile, an denen sonst die Gondoletta hängt – die ja wie eine Seilbahn funktioniert und per Gleitkupplung an einem unter Wasser verlaufenden Seil über den See gleitet. Daher muss der Bagger hier sehr vorsichtig arbeiten, unterstützt von drei Männern mit Schaufeln entfernt er sachte die Tonschicht, die sonst den Kutzerweiher nach unten abdichtet. Einen Wasserstand von etwa 1,20 Metern hat er hier in der Regel, „und das wird auch wieder so“, betont Költzsch, wenn nach der Verlegung der Rohre die neue, dann tiefer liegende Abdichtungsschicht aus Sand, Ton und Bentonit aufgetragen ist. Dazu darf es nicht regnen, und daher sind die Arbeiten wetterabhängig.

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Dann werden die Leitungen für die Wärmerückgewinnung verlegt und die Gelegenheit genutzt, gleich acht Leerrohre hier einzubringen. Alle Rohre und Leitungen verschrauben die Arbeiter fest auf Betonplatten, „damit sie nicht auftreiben“, erläutert Warzel. Darauf kommt eine Kiesschicht. Dann kann wieder das Wasser eingelassen werden und die Gondoletta verkehren.

Diese Arbeiten lassen sich nur bei gutem Wetter erledigen und wenn kein Hochwasser droht, „sonst würden wir ja nicht die Gondoletta mitten in der Hauptsaison unterbrechen“, wirbt Christian Warzel um Verständnis. „Zudem brauchen wir die Wärme schon im kommenden Winter“, betont er. Nach der Durchquerung des Kutzerweihers kommen die Rohre im Pflanzenschauhaus an, wo unter dem früheren Indoorspielplatz die Wärmepumpe installiert ist. Das Abwasser, das im Sommer 15 Grad, im Winter etwa zehn Grad hat, bekommt hier Wärme entzogen, um die Unterwasserwelt und das neue Restaurant zu heizen sowie das Wasser der neuen Pinguinanlage zu kühlen. Schon jetzt werden auch Rohre verlegt, um die Neubauten von Freizeithaus und künftiger „Grüner Schule“ zu heizen – die aber erst nach der Bundesgartenschau bis 2025 geplant sind.

Redaktion Chefreporter

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