Mannheim. Ein grüner Hügel mit einem seitlich darauf stehendem Wohnhaus, darin Einkaufsmöglichkeiten, Büros, Parkplätze und ein großer Durchgang - was mitten in Franklin entsteht, ist städtebaulich ungewöhnlich, hat aber seinen Preis: 72 Millionen Euro nannte Karl-Heinz Frings, Geschäftsführer der GBG Unternehmensgruppe, auf Nachfrage als Planungskosten. Im Mai 2022 hatte er von 50 Millionen Euro gesprochen.
"Grüne Mitte" auf Franklin soll in gut zwei Jahren fertig sein
„Nahversorgung ist für einen zukunftsfähigen Stadtteil unverzichtbar, sagte er am Freitag den 80 geladenen Gästen vor dem ersten Spatenstich, mit dem der Bau offiziell begonnen wurde. In gut zwei Jahren soll die „Grüne Mitte“ fertig sein. Ziel sei es gewesen, die Nahversorgung nicht am Rand, sondern in der Mitte des für 10 000 Einwohner konzipierten Quartiers Franklin zu haben. Das sei rückwirkend gesehen einleuchtend, aber eine neue Idee gewesen.
Franklin sei als „buntes, zukunftsfähiges Quartier“ gedacht gewesen, der Bau der „Grünen Mitte“ ein Meilenstein. Er lobte Achim Judt, Geschäftsführer der städtischen MWSP und sein Team, die schon früh erkannt hätten, dass das Projekt eine große Wirkung auf Franklin und die Stadt haben werde. Die Entwicklungsgesellschaft ist für die Konversionsflächen zuständig, Franklin war früher Kasernengelände des US-Militärs. Frings deutete auch Probleme an: „Es hat auch schwierige Monate gegeben, viele haben an diesen Meilenstein nicht geglaubt.“
Was dies im Detail bedeutet, erklärte Davut Deletioglu. Der Geschäftsführer der Mannheimer 3iProGruppe realisierte das Stadtzentrum zusammen mit der GBG, der Gruppe gehört ein Viertel, der GBG drei Viertel. Er betonte: „Es ist heute nicht irgendeiner, sondern der erste Spatenstich meiner beruflichen Laufbahn.“ 2016 sei er das erste Mal mit dem Projekt in Kontakt gekommen, doch es habe Momente gegeben, wo er dachte: „Es geht nicht weiter.“ Drei Jahre später seien deshalb die Planungen ins firmeneigene Archiv gekommen, doch vier Wochen später habe Frings angerufen und dann sei es weiter gegangen. Er lobte die „super Zusammenarbeit mit GBG und MWSP“.
Stararchitekt Winy Maas hatte Seilplan und Rutsche geplant
Geplant hat die „Grüne Mitte“ der niederländische Stararchitekt Winy Maas. Eine Begegnung mit ihm schilderte Deletioglu: Maas habe eine Seilbahn zwischen den Hochpunkten von Franklin geplant, das sind die Wohngebäude in Form der Buchstaben H,O, M und E. Außerdem eine Rutsche im „Grünen Hügel“ - beides wird aber nicht umgesetzt. Der Hügel soll jedoch teilweise begehbar sein und wird eine Aussichtsplattform samt Aufzug haben.
Den Begriff nahm Oberbürgermeister Christian Specht auf: „Jetzt hat Mannheim einen ’Grünen Hügel’. Aber nicht mit einer Oper wie in Bayreuth, sondern einem Wohnhaus.“ Ein solches mit 34 Wohnungen soll nämlich seitlich darauf entstehen. Scherzhaft meinte er, dass die Bayreuther nun „mit Neid auf Mannheim blicken werden“. Zu dem „gewagten Vorhaben, einem der spektakulärsten Projekte in der neueren Baugeschichte unserer Stadt“ habe Mut gehört, es habe viele besondere Anforderungen gegeben, zum Beispiel wie Regenwasser abgeleitet wird oder die Anlieferung für den Supermarkt. Er betonte, dass damit „Nahversorgung wörtlich zu nehmen ist, zu Fuß auf Franklin und mit dem Fahrrad von Sullivan“.
Die „Grüne Mitte“ solle nicht nur zu Geschäftszeiten belebt sein, sondern ein Treffpunkt werden. Mit einem Schmunzeln betonte Christian Specht: „Wir machen es in Mannheim nicht mehr unter Weltarchitektur.“ Er hoffe, dass Bauzeit und Kostenrahmen eingehalten werden. Auf Nachfrage, ob die geplanten 72 Millionen dafür gerechtfertigt seien, antwortete er, dass die Ausgabe langfristig nachhaltig sei. Die neue Stadtteilmitte hätte man nicht beliebig kleiner bauen können. Ein solcher Bau sei deutlich aufwendiger als die üblichen gesichtslosen Einkaufszentren.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Das Risiko beim Bau von Franklins "Grüner Mitte" ist zu hoch