Die Geduld der Eltern ist zu Ende. „Zackig“, so forderte stellvertretend Markus Balschbach als einer der betroffenen Väter, soll die Stadtverwaltung den Schulbau im Neubaugebiet Franklin fertigstellen. „Das ist kein Spaß mehr“, wies er auf „unzumutbare Belastungen“ der 400 Kinder durch Lärm und die unfertigen Arbeiten hin. „Nehmen Sie bitte den Frust der Eltern zur Kenntnis“, appelliert er bei der öffentlichen Sitzung des Bezirksbeirats Käfertal an Politiker und Verwaltung.
Dass es „eine Belastung für alle Beteiligten“ ist, räumte Dennis Baranski vom Schuldezernat der Stadtverwaltung ein. Er informierte das Stadtteilgremium über den Stand der Schulbaumaßnahmen in den Käfertaler Neubaugebieten Franklin und Spinelli, wo es jeweils zu Verzögerungen gekommen ist.
„Extrem viele Provisorien“
Am Neubau der Spinelli-Grundschule, der eigentlich schon fertig sein sollte, habe sich nach mehrfachen Verzögerungen „zuletzt sichtbar etwas getan“, die Fassade sei weitgehend montiert, der Innenausbau und die Arbeiten an den Außenanlagen liefen. Daher äußerte er sich zuversichtlich, dass der Schulbetrieb dort mit Beginn des Schuljahres 2024/25 – also im September 2024 – aufgenommen werden könne. Bis dahin seien die derzeit 29 Kinder, die von dreieinhalb Lehrkräften betreut würden, in der alten Elementary School der Amerikaner auf Franklin untergebracht. Dabei habe man sich mit der Schule bewusst dafür entschieden, den Umzug erst zum Schuljahresbeginn zu machen und nicht vorher, sollte der Bau doch noch früher fertig werden.
Bei der neuen Franklin-Schule sei die Mensa seit den Herbstferien in Betrieb, das Außengelände werde voraussichtlich bis zum Jahresende fertiggestellt. Der Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Elementary School der Amerikaner ist zwar seit September bezogen, aber er ist nicht fertig – es sind weiter Bauarbeiter vor Ort. Von „Restarbeiten“ war im September die Rede, doch der Vater Markus Balschbach klagte jetzt über „extrem viele Provisorien“, Baulärm, fehlende Mediennutzung durch nicht funktionierenden Internetanschluss und Sport, der mangels Halle auch bei Kälte im Freien stattfinde.
Bei beiden Baustellen auf Franklin und Spinelli sei man, so Baranski, „geplagt“ von Insolvenzen von Baufirmen, dadurch abgebrochene Bauarbeiten und Lieferschwierigkeiten. „Zum Teil fehlten die Geländer am Fluchtbalkon – aber ohne Rettungsweg bekommt man eben keine Betriebserlaubnis“, so Baranski. Es habe Probleme mit der Haustechnik-Firma gegeben und mit der Elektroinstallation, weshalb das Licht in der Franklin-Schule zeitweise brennt, auch wenn gar kein Betrieb ist – „Leuchtturm“ wird sie daher im Stadtteil schon spöttisch genannt. Der Vertreter des Dezernats versprach aber, die Sporthalle solle „recht zügig“ zur Verfügung stehen und man setze alles daran, die Arbeiten schnell abzuschließen.
Bereits im Bau ist dagegen, wie Verkehrsplaner Angelo Canu mitteilte, der neue Schulweg zur Franklinschule. Er verläuft auf einem teilweise neu angelegten Fußweg entlang der Stadtbahnstrecke und beinhaltet einen Fußgängerüberweg mit Zebrastreifen, an dem die Fahrbahn verengt ist. Damit hat die Stadt die Anregungen des Bezirksbeirats aufgegriffen und umgesetzt, lobte Christian Hötting (CDU). „So sollte es immer sein“, meinte er.
Auf Kritik stieß in dem Stadtteilgremium dagegen, dass sich der Bau der Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe noch mehrere Jahre hinziehen wird. „Es ist ein ziemlich großes, ziemlich einmaliges Projekt“, bat Dennis Baranski um Verständnis, denn eine Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe werde in Baden-Württemberg bisher nur in Freiburg geplant. Vorgesehen ist der Bau, der pro Jahrgang vier Klassen Platz bieten soll, auf einem (früher zur Spinelli-Kaserne gehörenden) Grundstück entlang der Rüdesheimer Straße bis zur Ecke Wachenheimer Straße. Bislang gibt es dafür aber noch nicht einmal einen Bebauungsplan. Der solle „noch dieses Jahr dem Gemeinderat zum Beschluss vorgelegt werden“, so Baranski: „Er ist noch in der Abstimmung“, sagte er. Parallel bereite man die Auslobung des Architektenwettbewerbs vor, der für 2024 geplant ist, und den Antrag für Schulbau-Zuschüsse vom Land. Doch so sehr die Bezirksbeiräte nachfragten – „Ich kann keinen Baubeginn nennen und momentan noch nichts zur Dimension und den Kosten sagen“, so Baranski. Es werde sich wohl noch sechs bis sieben Jahre hinziehen, fügte er hinzu. Das sei aber ein vorsichtiger Erfahrungswert. „Wir stehen vor Entscheidungen, die noch nicht getroffen sind“, bat er um Verständnis.
„Bis die Schule fertig ist, wird meine Tochter längst im Berufsleben stehen“, merkte ein Vater aus dem Publikum kritisch an. Stadtrat Chris Rihm (Grüne), der die Sitzung leitete, verdeutlichte, dass der Bau „ein zentrales Thema der Schullandschaft im Mannheimer Norden“ sei. „Es ist ein Dauerbrenner, eine sehr lange Forderung“, erinnerte Stadträtin Melanie Seidenglanz (SPD) daran, dass Käfertal schon lange um eine weiterführende Schule kämpft.
Interimsgebäude gesucht
Die CDU-Bezirksbeiräte regten an, zumindest eine schrittweise Inbetriebnahme zu planen – also die gymnasiale Oberstufe später. Daran, so Baranski, werde gedacht. Geprüft werde ebenso ein Schulbeginn in einem Interimsgebäude. „Aber das haben wir noch nicht gefunden“, erklärte er. Die Bezirksbeiräte Marko Lange (SPD) und Robert Hofmann (Grüne) fragten nach einer Sporthalle. Laut Baranski ist eine Dreifeld-Halle geplant, die auch für den Vereinssport zur Verfügung stehen soll. Diese Halle soll in Kombination mit einer weiteren Quartiersgarage für das neue Baugebiet entstehen.
Nicht geplant ist ein gesonderter Nahverkehrsanschluss. Die Verwaltung verweist da auf die Haltestelle Wachenheimer Straße von der Buslinie 53. Zudem befänden sich die Haltestellen Neustadter Straße und Bahnhof Käfertal in der Nähe.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/kaefertal_artikel,-kaefertal-franklin-und-spinelli-neue-schulen-werden-spaeter-fertig-_arid,2152690.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/kaefertal.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Zu spät geplante Infrastruktur: Krasses Versäumnis