Ernährung

Kochende Punk-Fans öffnen mit Jugendlichen ein Lokal auf der Buga

Vom Logo-Design bis zur Speisekarte: Wie die "Kombüse"-Chefs auf der Bundesgartenschau in Mannheim in einem vierwöchigen Ferienprojekt zusammen mit Schülerinnen und Schülern ein neues Restaurant aufbauen und eröffnen

Von 
Christine Maisch-Bischof
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Die beiden „Kombüse“-Betreiber Mike Dester (l.) und Jonathan Sternberg geben auf der Mitte April beginnenden Bundesgartenschau in Mannheim Kochkurse und wollen beweisen, dass vegetarische und vegane Kost ausgesprochen lecker sein kann. © Thomas Tröster

Mannheim. Cremig zerläuft die Cocktailsoße auf goldbraunen Hülsenfrucht-Patties. Zwischen vollreifen Tomaten und saftigen Gurkenscheiben verströmen sie ihre Röstaromen. Kross gebratene Bratkartoffeln glitzern verführerisch neben hausgemachter Salsa und knusprigen Kräuterseitling-Talern. Keine Frage, schon der Anblick der farbenfroh angerichteten Teller bereitet Freude. Und lässt selbst eingefleischte Freunde von herzhaften Steaks vergessen, dass für die Gerichte der „Kombüse“ nur Pflanzliches und Milchprodukte zum Einsatz kommen. Schließlich sind Jonathan Sternberg und Mike Dester, die Chefs des gemütlichen Lokals im Herzen des Jungbuschs, leidenschaftliche Verfechter der fleischlosen Küche. Jetzt wollen die beiden Gastro-Partner auch auf der Buga 23 beweisen, dass vegetarische und vegane Kost nicht etwa langweilig und fad, sondern ausgesprochen lecker sein kann. Im Vorfeld der Schau verraten die Punk-Fans, wie sie es auf Spinelli sogar schaffen wollen, gemeinsam mit Jugendlichen ein Lokal zu rocken.

Die Kombüse in der Jungbuschstraße. © Christoph Bluethner

Was die Veganisten-Pioniere mit der Blumenschau verbindet? Geboren wurde die Idee zu diesem kulinarischen Engagement in ihrem zweiten Lokal, dem Ludwigshafener „Hausboot“. Dort arbeiteten sie gemeinsam mit Fabian Bürstein, dem Kulturprojekt-Leiter der Bundesgartenschau in Mannheim. „Und da eines der zentralen Themen Ernährung ist, fanden wir es sofort spannend, da mitzumachen“, erzählt Jonathan Sternberg.

Kochender Punk-Musiker

Vor 19 Jahren beschloss der gebürtige Amerikaner, Europa zu bereisen. „Und ich bin in Mannheim hängengeblieben“, erzählt der heute 40-Jährige lachend. Doch nicht etwa der Liebe wegen, vielmehr wegen seiner Leidenschaft für Musik: „Die Mannheimer Punk-Szene hat es mir total angetan.“ Dort lernte er vor rund 26 Jahren auch seinen heutigen Geschäftspartner, den kochenden Punk-Musiker Mike Dester aus Ludwigshafen kennen. Und seither lebt der Wahl-Mannheimer auch fleisch- und fischlos. Nicht etwa aus Ekel davor, sondern aus Respekt vor dem Tierleben: „Auf Reisen probiere ich schon auch mal landestypische Gerichte, etwa ein Hühnchen-Curry. Aber nur, um die Aromen herauszuschmecken.“ Das ist auch ein Grund, warum es in den Restaurants der beiden Vegie-Fans so köstlich schmeckt, dass Fleisch-Freunde nichts vermissen.

Infos zur Programm & Kombüse

Buga macht Schule, auf der Bühne Freizeitwiese im Luisenpark ab 17. Mai. Anmeldung erforderlich. Preis pro Kindergartengruppe/Schulklasse: 50 Euro inclusive ÖPNV sowie drei Begleitpersonen.

Pop-up Restaurant im Rahmen des Ferienprogramms in den Pfingstferien, 30. Mai bis 2. Juni, ebenfalls Anmeldung erforderlich.

Kochsalon ab Mittwoch, 19. April in der Spinelli Outdoor-Küche. Anmeldung und Termine unter www.buga23.de/veranstaltungskalender. Zum Beispiel unter Suchbegriff „Kochsalon“ werden alle Termine angezeigt und es besteht die Möglichkeit direkt Tickets zu kaufen, auch für Gruppen.

Kontakt zur KombüseJungbuschstraße 23 in 68159 Mannheim: Telefon 0621 /43 73 70 61 oder unter hallo@kombuese-ma.de.
Lokal-Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 11 bis 23 Uhr, Freitag 11 bis 1 Uhr und Samstag von 17 bis 1 Uhr. Sonntag ist Ruhetag.

Gekaufte Ersatzprodukte wie Tofu-Würstchen und Schnitzel lehnen sie strikt ab. „Warum sollten wir die verwenden“, räumt Sternberg ein, der beispielsweise Süßkartofflen, Pilze, Bohnen oder Zucchini mit geräuchertem Paprikapulver und Kräutern zu pikanten Klößchen, Gehacktem und Patties verarbeitet: „Wir können es einfach besser. Frisch gemachte Sachen schmecken 1000 mal besser als die von den Fertigproduktherstellern.

"Mehr Liebe auf dem Teller"

Genau das wollen die „Kombüse“-Betreiber unter anderem auch bei der Buga unter Beweis stellen. Dabei gehe es ihnen auf gar keinen Fall ums Missionieren: „Wir wollen nur das Bewusstsein für eine etwas andere Küche wecken, die Leute ein bisschen aus ihren festgefahrenen Standards rausholen.“ Jedem sei es freigestellt, Fleisch zu essen: „Aber vielleicht muss das ein ethisch und ökologisch orientierter Mensch nicht drei mal am Tag machen.“ Klingt vernünftig. Sternbergs Fazit? „Wissen Sie, ich will es mal so formulieren: Wir wollen gemeinsam mit den Kids eine Brücke bauen zu gesunder Kost und mehr Liebe auf dem Teller.“

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Riechen, kosten, schmecken: Unter dem Motto „Buga macht Schule“ werden die Jugendlichen Gemüse und Kräuter von den experimentellen Feldern der Buga ernten. „Und sicher sofort merken, wie anders eine Tomate vom Strauch als aus dem Supermarkt schmeckt“, hofft Grünfan Dester. Schließlich dürfen die Mädchen und Jungs mit den Gemüsegurus ein Lokal auf die Beine stellen: „Vom Logo-Design bis zur Speisekarte. Als krönenden Höhepunkt werden wir am vierten Tag den Laden für Buga-Gäste öffnen.“ Als Name stehen bereits „Minibüse“ oder „Menüse“ im Raum: „Da lernen die Jugendlichen als Berufsorientierung ein Projekt umzusetzen und Verantwortung zu tragen.“

Fahrrad mit Herdplatte

Für die Erwachsenen öffnet zweimal im Monat der „Kochsalon“ seine Pforten: „Da bieten wir ein Abendessen mit interessanten Gästen aus der Gastronomie, Musik, Kunst und Wissenschaft.“ Der Stuttgarter Kaffee-Röster Schwarzmahler wird beispielsweise jede Menge Geschichten rund um Bio-Fairtrade Kaffee im Gepäck haben.

Bock auf Gemüse: Michael Dester und Jonathan Sternberg. © Thomas Tröster

Immer mit vor Ort ist die Bike-Kitchen, eine Art Lastenrad, auf das die beiden innovativen Köche eine Kiste samt Handwaschbecken und Grillplatten gebaut haben.

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Was sich die engagierten Kochprofis wünschen? Sternberg hofft, dass die Mütter und Väter ihrer Kochlehrlinge offen für das sind, was die Kids im Pop-up Restaurant lernen: „Das Schönste wäre, wenn die Kinder das Gefühl hätten, dass sie ihren Eltern auch mal was beibringen können.“ Getreu dem Motto der „Kombüse“-Chefs: Hin zur gesunden Ernährung - und mehr Liebe auf dem Teller.

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