Verkehrsprobleme gehören in der Innenstadt seit Jahren zum Alltag. Wer regelmäßig am Nachmittag die Reichskanzler-Müller-Straße in Richtung Stadtmitte befährt, kennt den Rückstau, der oft bis zum Neckarauer Übergang reicht. Ähnlich ist die Situation auf der Südtangente stadteinwärts: Der Stau beginnt oft schon im Fahrlachtunnel oder sogar noch vor dem Portal. Anderswo prägen Baustellen das Stadtbild.
Es sind nur zwei Beispiele, die in den zurückliegenden Bürgerbarometern dazu beigetragen haben, dass die Bürger häufig „Verkehrsprobleme oder Baustellen“ genannt haben, wenn die Interviewer der Forschungsgruppe Wahlen sie nach dem wichtigsten Problem in Mannheim gefragt haben. Inzwischen ist mit der Sperrung der Hochstraße Süd in Ludwigshafen ein neues Nadelöhr hinzugekommen, das die Situation nochmals verschärft hat. Das wirkt sich nun auf das aktuelle „MM“-Bürgerbarometer aus. 41 Prozent der Befragten nennen „Verkehr/Baustellen“ und das „Verkehrsproblem Mannheim/Ludwigshafen“ als wichtigste Probleme.
Wenn es um die persönliche Beeinträchtigung als Anwohner oder Verkehrsteilnehmer geht, ergibt sich ein anderes Bild: Nur etwas mehr als ein Drittel der Bürger gibt an, davon stark beeinträchtigt zu sein. „Viele von denen, die im Stau stehen, gehören nicht zur Mannheimer Bevölkerung und wurden nicht befragt“, erklärt Matthias Jung, Chef der Forschungsgruppe Wahlen. Andersherum würden viele Mannheimer das Fahrrad oder Bus und Bahn nutzen, um in die Innenstadt zu fahren. Von den Berufstätigen geben 42 Prozent an, stark beeinträchtigt zu werden. Bei den Rentnern sind es 26 Prozent.
Geringe Erwartungen haben die Bürger an eine Seilbahn über oder Personenfähren auf dem Rhein: 77 Prozent glauben nicht, dass sich damit die Verkehrssituation zwischen beiden Städten wirksam verbessern könnte. Selbst von den FDP-Anhängern glauben 77 Prozent nicht daran, obwohl sich die Partei in beiden Städten dafür ausgesprochen hat, den Bau einer Seilbahn zumindest zu prüfen.
Hohe Zustimmung bei ML-Wählern
Deutlich fällt ebenfalls das Urteil über eine dritte Rheinquerung aus. 68 Prozent sagen, dass Mannheim sie braucht – und zwar egal, welche Partei sie favorisieren. Selbst von den Grünen-Anhängern stimmen 60 Prozent zu. „Die Wählerschaft der Grünen ist inzwischen stark in der bürgerlichen Mitte angekommen, da sind viele moderne CDU-Wähler von vorgestern dabei“, erklärt Jung. Die höchste Notwendigkeit für Brücke oder Tunnel sehen die Anhänger der Freien Wähler/Mannheimer Liste (86 Prozent), obwohl sich die Partei in dieser Frage noch gar nicht positioniert hat. „Bei der ML hat man am ehesten konzentriert die traditionelle verkehrspolitische Orientierung“, erläutert der Wahlforscher.
Für das aktuelle Bürgerbarometer hat die Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des „MM“ 1022 wahlberechtigte Menschen in Mannheim ab 16 Jahren befragt. Die repräsentative Telefonumfrage lief in der Woche vom 6. bis 12. November.

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