„MM“-Bürgerbarometer - Mehr als die Hälfte der Befragten traut sich bei der Rheindamm-Sanierung kein Urteil zu

Mehr als die Hälfte der Befragten traut sich bei der Rheindamm-Sanierung kein Urteil zu

Von 
Lisa Uhlmann
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Bedrohte Bäume auf dem Rheindamm im Mannheimer Stadtteil Lindenhof. Etwa 1000 könnten dem Hochwasserschutz zum Opfer fallen. © Mager

Mannheim. 39 Prozent der Mannheimer sprechen sich gegen die Pläne des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe aus, schätzungsweise 1000 Bäume im Waldpark im Rahmen der Rheindamm-Sanierung zu fällen. Sechs Prozent halten dagegen den Kahlschlag zum Hochwasserschutz für notwendig. Die Mehrheit von 54 Prozent traut sich kein Urteil in dieser Frage zu. Das hat das „MM“-Bürgerbarometer ergeben.

„Viele wissen nicht, wie sie zu diesem Thema stehen. Das ist aber nicht verwunderlich, denn selbst Experten sind sich darüber nicht einig“, sagte Annette Mayer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen. Das Institut hatte die repräsentative Umfrage im Auftrag dieser Zeitung vorgenommen. Dafür wurden Anfang November insgesamt 1022 Bürger interviewt, die mindestens 16 Jahre alt sind.

Anwohner haben klare Meinung

Weil das Regierungspräsidium für die Stabilisierung des 3,7 Kilometer langen Deichs das Fällen der Bäume für notwendig hält, hatte sich in Mannheim früh Protest formiert.

Baumschützer, allen voran die Bürger-Interessensgemeinschaft (BIG) Lindenhof, ringen seither mit Gutachtern und Behörden um den Erhalt der Bäume und die Sicherheit vor Fluten. Laut Bürgerbarometer bewegt der Streit vor allem den Mannheimer Süden. Ein weiteres zentrales Ergebnis der Meinungsforscher: Je häufiger die Befragten den Waldpark besuchen, desto eher sprechen sie sich für den Erhalt der Bäume aus.

Dass sich ein sicherer Damm trotz Bäumen bauen lässt, davon zeigte sich Ingenieur und Damm-Fachmann Ronald Haselsteiner auf Anfrage überzeugt. „Es wird ein statisches Ersatzsystem eingebaut, um die statische Wirkung des Systems sicherzustellen. Dabei werden oft sogenannte Spundwände aus Stahl eingesetzt“, sagte Haselsteiner, der Deiche in ganz Deutschland baut.

Die geplante Rheindamm-Sanierung hält er für einen großen Eingriff in die Natur, „der nach dem Umweltrecht kompensiert werden muss“. Laut dem Experten ist es gängig, immer die Variante zu bevorzugen, die den geringsten Eingriff in die Umwelt mit sich bringt. In Stuttgart, habe man bei einer Deich-Sanierung deutlich mehr Kosten in Kauf genommen, um die Natur zu schonen.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

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