Mannheim. Der Waldpark – nicht viele nutzen das Naherholungsgebiet regelmäßig, in dem man im Süden der Stadt gesäumt von Bäumen am Rhein entlang spazieren kann. Das zeigt das „MM“-Bürgerbarometer: Knapp die Hälfte der Befragten besucht den Waldpark so gut wie nie. Wer es aber doch tut – das sind auffällig viele Familien mit Kindern – , egal ob mehrmals im Jahr, Monat oder der Woche, den treibt die Diskussion über die Rheindamm-Sanierung um.
Weil dabei schätzungsweise 1000 Bäume gefällt werden müssen, ist ein Streit zwischen Mannheimern und dem Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe entbrannt. „Mehr als die Hälfte der Befragten traut sich aber nicht zu, den Streit zu beurteilen“, sagt Annette Mayer von der Forschungsgruppe Wahlen, die die Telefonumfrage im Auftrag des „Mannheimer Morgen“ durchgeführt hat. Die Unsicherheit, so Mayer, sei aber verständlich, wenn sich selbst Experten bei dem Thema uneinig seien.
Gestritten wird darum, wie und ob sich Hochwasserschutz und Baumerhalt in Einklang bringen lassen. Denn der 3,7 Kilometer lange Rheindamm zwischen Weinbietstraße (Lindenhof) und Großkraftwerk muss nun gegen mögliche Wassermassen aufgerüstet werden. Beim RP sind sich Experten einig: Ein Damm, der Schutz gegen Hochwasser bietet, müsse baumfrei sein, ein Großteil der Bäume könne deshalb nicht erhalten werden. Stimmt so nicht, halten Baumschützer dagegen, allen voran die Bürger-Interessensgemeinschaft (BIG) Lindenhof. Die Aktivisten haben dafür sogar ein Gegengutachten erstellen lassen. Sie sind überzeugt: Ein sicherer Damm – das geht auch ohne Kahlschlag.
Wen der Streit besonders umtreibt, lässt sich an den Ergebnissen des „MM“-Barometers ablesen: Laut Mayer taucht die Diskussion bei der Frage nach den wichtigsten Problemen der Stadt zwar fast nicht auf. Trotzdem bewegt sie vor allem den Mannheimer Süden: Hier besuchen ein Drittel der Anwohner, die auf dem Lindenhof, im Niederfeld, in Neckarau und auf dem Almenhof wohnen, den Waldpark deutlich häufiger als andere, nämlich mehrmals in der Woche. „Hier ist die Wohnlage entscheidend und der Streit viel präsenter“, sagt die Meinungsforscherin. Schließlich spielt sich die Diskussion quasi vor der Haustür ab. „Die Anwohner nutzen das Erholungsgebiet regelmäßig“, kann Mayer aus der Befragung ablesen. Das erklärt, warum im Süden zwei Drittel der Befragten eine klare Meinung dazu haben: 53 Prozent glauben nicht, dass das Fällen der Bäume für die Dammsanierung notwendig ist. Zwölf Prozent dagegen halten diese Maßnahme für nötig.
Streit bewegt Waldparkbesucher
Insgesamt sprechen sich 39 Prozent der Mannheimer für den Erhalt der Bäume aus. Wer genau die Baumschützer sind? Abgesehen davon, dass sich auffällig viele Rentner ab 70 gegen den Kahlschlag aussprechen, spiele bei dieser Entscheidung weder das Geschlecht, die politische Überzeugung noch der Bildungsgrad eine Rolle, analysiert Mayer. Ganz anders sieht es beim Einschätzen der Gefahr von Hochwasser aus: 51 Prozent der Jüngeren sind davon überzeugt, dass das Risiko für Überschwemmungen gestiegen ist. Bei den Über-40-Jährigen dagegen glaubt man nicht daran. „Hier zeigt sich deutlich eine Altersgrenze. Denn der Klimawandel ist bei der jüngeren Generation viel präsenter.“
Und das Fazit der Umfrage? Anhand der Anzahl an Besuchen im Waldpark und den Antworten der Befragten stellen die Meinungsforscher fest: Je häufiger die Befragten den Waldpark besuchen, desto eher sprechen sie sich für den Erhalt der Bäume am Rheindamm aus. Wer dagegen kaum bis nie im dort herumspaziert, traut sich nicht zu, über die Diskussion klar zu urteilen.
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